Alzheimer: Beeinflusst Fettzusammensetzung der Membran die Erkrankung?
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass ein Mangel an dem Sonnenschein-Vitamin D das Risiko erhöht, an Demenz zu erkranken. Nun berichten Forschende über einen weiteren Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und der Alzheimer-Erkrankung.
Aktuell wird in der Fachzeitschrift „Biomolecules“ über einen kausalen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und Alzheimer berichtet. Beteiligt an der Publikation war auch Prof. Dr. Marcus Grimm von der SRH Hochschule für Gesundheit.
Veränderung der Fettzusammensetzung der Membran
Laut einer Mitteilung, die beim idw – Informationsdienst Wissenschaft veröffentlicht wurde, leben in Deutschland etwa 1,6 bis zwei Millionen Menschen mit Demenz. Die meisten von ihnen sind an Alzheimer erkrankt. Weltweit sind mehr als 50 Millionen Menschen davon betroffen.
Für diese fortschreitende, neurodegenerative Krankheit gibt es derzeit keine Heilung, sondern lediglich symptomatisch wirkende Medikamente. Daher ist es von elementarer Wichtigkeit, die pathologischen Veränderungen bei der Alzheimer-Erkrankung zu verstehen und Risikofaktoren zu identifizieren, welche mit den molekularen Mechanismen der Alzheimer-Erkrankung in Bezug zueinander stehen.
Eines der wichtigsten pathologischen Merkmale dieser Erkrankung sind die sogenannten senilen Plaques, die aus kleinen Eiweißen (Peptiden) bestehen. Den Angaben zufolge entstehen diese Peptide, die Amyloid-β (Aβ) genannt werden, durch Prozesse, die an oder in der Zellmembran stattfinden. Einer der Hauptbestandteile dieser Zellmembran sind Fette.
Daher beschäftigte sich Prof. Dr. habil. Marcus Grimm, Professor und Studiengangsleiter im Bachelor-Studiengang Ernährungstherapie und -beratung am Campus Rheinland der SRH Hochschule für Gesundheit in Leverkusen, und das Forschungsteam am Institut für Experimentelle Neurologie und dem Institut für Demenzprävention der Universität des Saarlandes mit der Frage, ob durch eine Veränderung der Fettzusammensetzung der Membran die Alzheimer-Erkrankung beeinflusst werden kann.
Fast alle Ältere leiden an einer Vitamin-D-Hypovitaminose
Die Forschenden konnten in einer Studie zeigen, dass Vitamin D in diesem Zusammenhang die Fettzusammensetzung der Membran beeinflusst. Dies ist insbesondere deshalb wichtig, weil 90 Prozent der älteren Bevölkerung unter einer Vitamin-D-Hypovitaminose, das heißt einem zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel, leiden.
Bisherige epidemiologische Studien haben gezeigt, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel die Alzheimer-Erkrankung begünstigen kann. Indem der Vitamin-D-Mangel die Zusammensetzung der Membran in einer Art und Weise beeinflusst, die die Bildung des Abeta begünstigt, konnte ein weiterer kausaler Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel sowie der Alzheimer-Erkrankung gezeigt werden.
Die neue Studie weist daher erneut auf die Bedeutsamkeit einer ausreichenden Vitamin-D-Versorgung, insbesondere für ältere Personen, hin. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Anna Andrea Lauer, Lea Victoria Griebsch, Sabrina Melanie Pilz, Daniel Janitschke, Elena Leoni Theiss, Jörg Reichrath, Christian Herr, Christoph Beisswenger, Robert Bals, Teresa Giovanna Valencak, Dorothea Portius, Heike Sabine Grimm, Tobias Hartmann & Marcus Otto Walter Grimm: Impact of Vitamin D3 Deficiency on Phosphatidylcholine-/Ethanolamine, Plasmalogen-, Lyso-Phosphatidylcholine-/Ethanolamine, Carnitine- and Triacyl Glyceride-Homeostasis in Neuroblastoma Cells and Murine Brain; in: Biomolecules, (veröffentlicht: 15.11.2021), Biomolecules
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.