Neuer Ansatz zur Heilung von chronischen Darmerkrankungen
Ein internationales Forschungsteam entdeckte ein Protein, welches für die Wundheilung bei Darmerkrankungen entscheidend ist. Die Erkenntnisse eröffnen neue Wege zur Therapie von zahlreichen Darmleiden und könnten sogar zu neuen Behandlungen gegen Asthma führen.
Ein internationales Forschungsteam hat die Eigenschaften eines Darm-Proteins namens Gasdermin B entschlüsselt. Das Protein fördert die Reparatur von Epithelzellen im Magen-Darm-Trakt des Menschen und könnte neue Behandlungsansätze gegen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa eröffnen.
Veröffentlicht wurden die entsprechenden Studienergebnisse in dem Fachmagazin „Cell“ .
Was ist Pyroptose?
Wie die Arbeitsgruppe erklärt, sind Gasdermine eine Familie von Proteinen, von denen bekannt ist, dass sie Pyroptose auslösen – eine Art von vorprogrammiertem Zelltod, der normalerweise durch Infektionen und Entzündungen hervorgerufen wird und mit dem starke Entzündungsreaktionen einhergehen.
Es wird vermutet, dass die Pyroptose zur Entstehung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn beiträgt.
Was Gasdermin B so besonders macht
Wie die Forschenden zeigten, unterscheidet sich Gasdermin B jedoch wesentlich von den restlichen Proteinen dieser Familie. Denn im Gegensatz zu anderen Gasdermin-Proteinen verursacht Gasdermin B keine Pyroptose, sondern trägt stattdessen zur Gesunderhaltung der Darmzellen bei.
Vor allem die Epithelzellen im Darm scheinen von den Proteinen zu profitieren. Diese Zellen spielen bei der Heilung eine besondere Rolle, da sie im direkten Kontakt mit der äußeren Umgebung stehen.
Gasdermin B und entzündlichen Krankheiten
Die Arbeitsgruppe verweist zudem auf frühere Forschungsarbeiten, die eine Verbindung zwischen bestimmten genetischen Variationen von Gasdermin B und einem erhöhten Risiko für chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) und Asthma aufgezeigt haben.
„Über die Mechanismen, wie es dazu kommt, war wenig bekannt“, erläutert die Studienhauptautorin und Professorin für experimentelle Pathologie Theresa Pizarro.
Genvariante von Gasdermin B erhöht Risiko für CED
„Das von den genetischen Varianten produzierte-Protein beeinträchtigt die Fähigkeit der Epithelzellen, sich zu regenerieren und eine gesunde Barriere zu bilden, die für die Heilung von Geschwüren entscheidend ist“, so Pizarro weiter.
Anhand von Biopsien bestätigte das Team, dass die Konzentration von Gasdermin B-Proteinen bei Betroffenen mit CED im Vergleich zu gesunden Personen deutlich erhöht ist. Bestimmte Genvarianten von Gasdermin B förderten indes die Wiederherstellung der Epithelschicht und eine effektive Wundheilung.
Nicht nur für Darmerkrankungen interessant
„Künftige Therapien, die auf Gasdermin B abzielen, sind nicht unbedingt auf CED oder andere chronische Entzündungen des Magen-Darm-Trakts beschränkt“, betont Pizarro.
Die Proteine scheinen auch weitreichende Auswirkungen auf die Wundheilung in der Lunge, der Haut und anderen Organen zu haben, die über eine Epithel-Schicht im Austausch mit der Umgebung stehen.
Laut Pizarro ist dies eine „bahnbrechende Entdeckung“, die den „gemeinsamen und konzertierten Bemühungen von Immunologen, Gastroenterologen, Zellbiologen und Bioinformatikern aus der ganzen Welt“ zuzuschreiben ist. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Nitish Rana, Giuseppe Privitera, Hannah C. Kondolf, et al.: GSDMB is increased in IBD and regulates epithelial restitution/repair independent of pyroptosis; in: Cell, 2022, cell.com
- Case Western Reserve University School of Medicine: Researchers discover repair properties of a protein critical for wound-healing in gut diseases (veröffentlicht: 07.02.2022), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
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