Rückenschmerzen: Warum Therapien oft erfolglos bleiben
Rückenschmerzen gehören hierzulande zu den am weitesten verbreiteten Beschwerden. Rund zwei Drittel aller Personen in Deutschland sind im Laufe ihres Lebens von Rückenschmerzen betroffen. Doch die Ursachen sind vielschichtig und unterscheiden sich von Mensch zu Mensch. Ein deutsches Forschungsteam will die individuellen Auslöser von Rückenschmerzen nun genauer unter die Lupe nehmen.
Forschende des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) wollen die individuellen Ursachen für Rückenschmerzen besser verstehen, um den jeweiligen Patientinnen und Patienten gezieltere Therapien anbieten zu können. Denn derzeitige Diagnose-Methoden sind laut der Arbeitsgruppe nicht präzise genug und Therapien, die auf solchen Diagnosen fundieren, bleiben oft erfolglos.
Rückenschmerzen transparenter machen
Wodurch entstehen Rückenschmerzen? Wie lassen sie sich besser diagnostizieren und behandeln? Und wie lassen sich Rückenschmerzen am effektivsten vermeiden? Diesen zentralen Fragen möchte die Arbeitsgruppe „Biomechanik der Wirbelsäule“ um Gruppenleiter Professor Hendrik Schmidt auf den Grund gehen.
Rückenschmerzen haben viele potenzielle Ursachen
Rückenschmerzen sind aufgrund ihrer weiten Verbreitung von großer medizinischer, sozialer und nicht zuletzt ökonomischer Bedeutung. „Zwei von drei Menschen sind im Verlauf ihres Lebens von Rückenschmerzen betroffen“, betont Professor Schmidt.
Und immer noch könne in vielen Fällen nicht vorhergesagt werden, wer davon betroffen sein wird. Dies liege unter anderem an den vielen verschiedenen Ursachen.
Die häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen
Wie Professor Schmidt in einem Podcast der Charité berichtet, sind die häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen:
- Bewegungsmangel,
- Übergewicht oder Adipositas,
- falsche Haltung am Arbeitsplatz,
- häufiges und falsches Heben und Tragen von Lasten,
- andere körperliche oder psychische Erkrankungen.
Stress und Alltagssorgen
Auch Stress und Alltagssorgen gehen laut Professor Schmidt nicht spurlos an unserem Rücken vorüber. Die Stimmung, psychische Belastungen sowie das Durchlaufen von bestimmten Lernvorgängen kann auch mit Schmerzen im Rücken zusammenhängen.
Weitere Ursachen von Rückenschmerzen
Hinzu kommen eine Reihe von wenig bekannten Ursachen bei Rückenschmerzen, darunter beispielsweise genetische Auslöser, biochemische Mechanismen und soziale Aspekte sowie ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren.
„Entsprechend können wir auch noch nicht jedem Patienten und jeder Patientin die individuell angepasste Therapie anbieten“, verdeutlicht Schmidt.
Diagnose nur eine Momentaufnahme
Falsche Therapien durch ungeeignete DiagnosenFolglich komme es bei vielen Betroffenen zu falschen Therapieempfehlungen, die nicht das gewünschte Ergebnis erzielen. „Wir wollen diese unbefriedigende Situation durch wissenschaftliche Studien verbessern“, betont Professor Schmidt.
Wirbelsäule als „Organsystem mit dynamischer Funktion“
Die Wirbelsäule müsse als ein „Organsystem mit dynamischer Funktion“ verstanden werden. Zudem müssen ihm zufolge biochemische und psychosoziale Zusammenhänge miterfasst werden.
„Wir wollen von einer statischen Kurzzeitanalyse zu einem dynamischen Abbild der Wirbelsäule gelangen und dazu Messwerte für die Haltung und das Bewegungsprofil im Alltag erheben“, resümiert Professor Schmidt. Nur so könne in Zukunft häufiges „Therapieversagen“ vermieden werden.
Für die Studie werden noch Teilnehmende gesucht
Die Charité sucht für die Studie noch 3.000 Probandinnen und Probanden im Alter von 18 bis 64 Jahren mit und ohne Rückenschmerzen. Begonnen hat die Untersuchung bereits am 01. Januar 2022. Interessierte können über die Webseite der Studie oder über die E-Mail-Adresse rueckenstudie@charite.de weitere Informationen anfordern. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- BIH Podcast: Folge 34 - Woher kommen Rückenschmerzen (veröffentlicht: 09.02.2022), bihealth.org
- BIH Rückenstudie (Abruf: 11.02.2022), jwi.charite.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.