Bessere Corona-Abwehr durch potente Interferone
Vor kurzem haben Forschende berichtet, warum COVID-19-Erkrankungen mit der Omikron-Variante milder verlaufen. Sie stellten fest, dass diese weniger gut zelluläre Abwehrmechanismen („die Interferonantwort“) gegen Viren blockieren kann als die Delta-Variante. Nun wurde eine neue Studie veröffentlicht, die eine bessere Corona-Abwehr durch potente Interferone zeigt.
Interferone sind die erste Verteidigungslinie des menschlichen Körpers gegen Infektionen; Subtypen dieser Botenstoffe haben unterschiedliche Wirkungen. Forschende der Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) konnten jetzt mit einem Team der Ruhr-Universität Bochum (RUB) zeigen, welche Interferon-Subtypen die effektivste Wirkung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 hervorrufen.
Interferone gegen Viren
Wie in einer aktuellen Mitteilung erklärt wird, schüttet das menschliche Immunsystem Interferone aus (engl. to interfere, dt. sich einmischen), wenn es Viren erkennt.
Kommt es zu einer viralen Infektion, setzt unser Abwehrsystem sogenannte Interferon-Alpha-Varianten (IFN-Alpha) frei. Diese potenten Proteine können dann verhindern, dass sich Viren vermehren und ausbreiten. Ein Mensch trägt zwölf solcher IFN-alpha-Subtypen in sich.
Gegen weit verbreitete Erkrankungen sind sie bewährte Wirkstoffe, vor allem das Typ-I-Interferon Alpha 2, welches vielfach gegen Hepatitis C und B zum Einsatz kommt. „Es gibt aber Subtypen der Interferone, deren klinisches Potenzial noch nicht ausgelotet ist“, erläutert Prof. Dr. Stephanie Pfänder (Abteilung Medizinische und Molekulare Virologie, RUB).
Zelluläre Antwort analysiert
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysierten die zelluläre Antwort auf diese Subtypen bis ins Detail.
Den Angaben zufolge erlaubten es Transkriptomanalysen, sämtliche in Zellen enthaltene RNA zu messen und daraus abzulesen, welche Gene nach Einwirkung eines Interferons vermehrt oder vermindert abgelesen werden. Deren Information wird in Proteine übersetzt.
Laut den Fachleuten zeigten Proteomanalysen, wie sich die Gesamtheit der vorhandenen Proteine nach Gabe eines Interferons verändert. Die durch die Interferon-Subtypen hervorgerufene zelluläre Reaktion bezeichnen die Forscherinnen und Forscher als Immunsignatur.
Antiviraler Effekt durch Medikament gesteigert
„Wir konnten zeigen, dass bestimmte Interferon-Alpha-Subtypen außerordentlich effektiv gegen SARS-CoV-2 wirken“, berichtet Dr. Kathrin Sutter (Institut für Virologie, Universitätsklinikum Essen). „Dabei gibt es deutliche Unterschiede in der Stärke der antiviralen Aktivität der Subtypen.“
So rief der Alpha-5-Subtyp eine besonders effektive Immunsignatur gegen das Coronavirus hervor. Der antivirale Effekt, den die Studienautorinnen und -autoren in Zellkultur messen konnten, steigerte sich noch deutlich durch eine Kombination mit dem antiviralen Medikament „Remdesivir“.
„Diese Studie lässt Rückschlüsse darauf zu, auf welche Botenstoffe und Gene es bei der Bekämpfung von SARS-CoV-2 besonders ankommt“, sagt Stephanie Pfänder.
Zudem bieten die Ergebnisse, die in der renommierten Fachzeitschrift „PNAS“ veröffentlicht wurden, eine möglicherweise direkte Alternative in der Behandlung von COVID-19-Patientinnen und -Patienten durch die frühe Gabe bestimmter stark antiviral wirkender Interferon-Alpha-Subtypen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Duisburg-Essen: Virologie-Studie: Bessere Corona-Abwehr durch potente Proteine, (Abruf: 15.02.2022)
- Jonas Schuhenn, Toni-Luise Meister, Kathrin Sutter, Stephanie Pfänder et al.: Differential interferon-α subtype induced immune signatures are associated with suppression of SARS-CoV-2 infection; in: PNAS, (veröffentlicht: 07.02.2022), PNAS
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.