Verbindung zwischen Gemüse und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Der Verzehr von Gemüse scheint nicht, wie häufig behauptet, dass Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren. Bisher hatten verschiedene Untersuchgen zu diesem Thema widersprüchliche Ergebnisse geliefert, eine neue Studie fand jedoch keine Beweise für einen solchen Zusammenhang.
In einer aktuellen Untersuchung unter der Beteiligung von Fachleuten der University of Oxford wurde festgestellt, dass ein höherer Verzehr von gekochtem oder ungekochtem Gemüse keinen Einfluss auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat. Die Studie wurde in dem Fachblatt „Frontiers in Nutrition“ veröffentlicht.
Ausgewogene Ernährung schützt vor Krankheiten
Es ist wichtig, sich gesund zu ernähren und ausreichend Gemüse zu sich zu nehmen. Dies kann vor einer Vielzahl von Erkrankungen schützen und einige Studien lieferten bereits Hinweise darauf, dass Gemüsekonsum auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduziert.
Doch insgesamt fielen die Ergebnisse eher widersprüchlich aus, betonen die Forschenden. Es sei möglich, dass die vermutete Schutzwirkung von Gemüse in Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf frühere falsche, positive Studienergebnisse zurückzuführen ist.
Was wurde in der neuen Studie untersucht?
Um hier Klarheit zu schaffen, haben die Forschenden die Daten aus der UK Biobank ausgewertet. Dies ist eine groß angelegte prospektive Studie darüber, wie Genetik und Umwelt zur Entwicklung von häufigen und lebensbedrohlichen Krankheiten beitragen.
In ihrer neuen Untersuchung nutzten die Forschenden den großen Stichprobenumfang, die langfristige Nachbeobachtung und die detaillierten Informationen über soziale und Lebensstilfaktoren, um den Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Gemüse und dem Risiko einer späteren Herz-Kreislauf-Erkrankung zuverlässig zu bewerten.
4,5 Prozent entwickelten Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Es wurden die Antworten von insgesamt 399.586 Teilnehmenden auf Fragen zu ihrem durchschnittlichen täglichen Verzehr von ungekochtem und gekochtem Gemüse ausgewertet. Von diesen Personen entwickelten später 4,5 Prozent Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Das Team analysierte den Zusammenhang des Gemüsekonsums mit dem Risiko einer Krankenhauseinweisung oder eines Todes aufgrund eines Herzinfarkts, eines Schlaganfalls oder einer schweren Herz-Kreislauf-Erkrankung.
Falsche Ergebnisse durch Verfälschungen
Auch eine Vielzahl von möglichen Störfaktoren wurde von den Fachleuten mitberücksichtigt, wie beispielsweise der sozioökonomische Status, körperliche Aktivität und andere Faktoren der Ernährung.
Durch solche Verfälschungen können unbekannte Faktoren oder ungenaue Messungen bekannter Faktoren zu einem falschen statistischen Zusammenhang zwischen dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und dem Verzehr von Gemüse führen, erläutern die Forschenden.
Wie viel Gemüse wurde konsumiert?
Durchschnittlich verzehrten die Teilnehmenden täglich etwa fünf gehäufte Esslöffel Gemüse. Der Verzehr von Rohkost betrug dabei bei 2,3 gehäufte Esslöffel täglich und 2,8 gehäufte Esslöffel gekochtes Gemüse am Tag.
Weniger Todesfälle durch Gemüsekonsum?
Es zeigte sich, dass das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu versterben, bei Teilnehmenden mit dem höchsten Verzehr von Gemüse um etwa 15 Prozent geringer ausfiel als bei Personen mit dem niedrigsten Gemüsekonsum, so das Team.
Wenn jedoch mögliche sozioökonomische, ernährungsbedingte sowie gesundheits- und medikamentenbezogene Störfaktoren Berücksichtigung fanden, wurde der beobachtete Effekt erheblich abgeschwächt.
Bei Ausschluss dieser Faktoren reduzierte sich tatsächlich die statistische Vorhersagekraft der Auswirkungen des Gemüseverzehrs in Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen um mehr als 80 Prozent, erläutern die Forschenden.
Dies deutet darauf hin, dass eine genauere Messung der Störfaktoren einen etwaigen Resteffekt des Gemüseverzehrs vollständig erklärt hätte, so das Team.
„Unsere groß angelegte Studie hat keinen Beweis für eine schützende Wirkung des Gemüseverzehrs auf das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gefunden“, fasst Studienautor Dr. Qi Feng von der University of Oxford in einer aktuellen Pressemitteilung zusammen.
Die Analysen zeigen, dass die mögliche schützende Wirkung des Gemüseverzehrs höchstwahrscheinlich auf Verzerrungen durch verbleibende Störfaktoren zurückzuführen ist, fügt der Mediziner hinzu. Diese hängen mit Unterschieden in der sozioökonomischen Situation und dem Lebensstil zusammen.
Fünf Portionen Obst- und Gemüse täglich
Dennoch weist der Experte darauf hin, dass eine ausgewogene Ernährung und die Aufrechterhaltung eines gesunden Gewichts nach wie vor wichtig sind, um die Gesundheit zu erhalten und das Risiko schwerer Erkrankungen, einschließlich einiger Krebsarten, zu reduzieren.
Generell sind laut Dr. Lacey täglich mindestens fünf Portionen verschiedener Obst- und Gemüsesorten als Teil einer gesunden Ernährung zu empfehlen.
Effekte einzelner Gemüsesorten untersuchen
Zwar lässt sich keine allgemeiner Effekt des Gemüsekonsum auf das Risiko tödlicher Herz-Kreislauf-Erkrankungen feststellen, doch gelte es in zukünftigen Studien zu untersuchen, ob bestimmte Gemüsesorten oder deren Zubereitungsart eventuell doch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflussen können. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Qi Feng, Jean H. Kim, Wemimo Omiyale, Jelena Bešević, Megan Conroy, et al.: Raw and Cooked Vegetable Consumption and Risk of Cardiovascular Disease: A Study of 400,000 Adults in UK Biobank; in: Frontiers in Nutrition (veröffentlicht 21.02.2022), Frontiers in Nutrition
- Frontiers: Eating vegetables does not protect against cardiovascular disease, finds large-scale study (veröffentlicht 21.02.2022), Frontiers
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.