Herzgesundheit durch sexuelle Gewalterfahrungen beeinträchtigt
Viele Frauen erleben im Laufe des Lebens mindestens eine Form der sexuellen Gewalt wie beispielsweise sexuelle Belästigungen oder sexuell motivierte Übergriffe. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass Frauen, die Opfer sexueller Gewalt wurden, mit höherer Wahrscheinlichkeit Bluthochdruck entwickeln, als Frauen, denen diese traumatischen Erfahrungen erspart blieben.
Forschende des National Institute of Mental Health in Maryland (USA) zeigten im Rahmen einer Langzeitstudie, dass Frauen mit höherer Wahrscheinlichkeit Bluthochdruck entwickeln, wenn sie Erfahrungen mit sexueller Gewalt erleben mussten. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden kürzlich in dem renommierten „Journal of the American Heart Association“ vorgestellt.
Bluthochdruck-Risiko unter Opfern sexueller Gewalt
Das Risiko stieg mit der Anzahl und der Art der erlebten Gewalterfahrungen. „Unsere Ergebnisse zeigten, dass Frauen, die angaben, sowohl sexuelle Übergriffe als auch sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt zu haben, das höchste Risiko für Bluthochdruck aufwiesen“, bestätigt Studienhauptautorin Rebecca B. Lawn von der Harvard T. H. Chan School of Public Health.
Das Forschungsteam analysierte die Daten von 33.127 Frauen, die im Jahr 2008 zwischen 43 und 64 Jahre alt waren. Die Daten wurden im Rahmen der „Nurses’ Health Study II“ erhoben.
Sexuelle Gewalterfahrungen waren keine Seltenheit
23 Prozent der Frauen hatten im Vorfeld angegeben, in ihrem Leben bereits mindestens einen sexuellen Übergriff erlebt zu haben. 12 Prozent der Teilnehmerinnen wurden schon sexuell am Arbeitsplatz belästigt. Sechs Prozent der Frauen gaben an, beides erlebt zu haben.
Traumatische Erlebnisse als Risikofaktor für Bluthochdruck
Im Laufe der siebenjährigen Nachbeobachtungszeit erkrankten 21 Prozent der Probandinnen an Bluthochdruck. Die Zusammenhänge zwischen erlebter sexueller Gewalt und der Entstehung von Bluthochdruck blieben auch unter Berücksichtigung des Lebensstils bestehen.
Die Auswirkungen solch traumatischer Erlebnisse sind nach Angaben der Arbeitsgruppe ähnlich hoch wie bei bekannten Risikofaktoren für Bluthochdruck wie Schlafstörungen oder die Exposition gegenüber belastenden Umweltschadstoffen.
Mechanismen für den Zusammenhang unklar
Bereits frühere Forschungsergebnisse haben laut der Arbeitsgruppe nahegelegt, dass traumatische Lebenserfahrungen mit der Entstehung körperlicher und psychischer Beschwerden verbunden sind. Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, konnten die genauen Ursachen für den Zusammenhang jedoch nicht aufgeklärt werden.
„Künftige Forschungen können auf diesen Ergebnissen aufbauen, um festzustellen, ob sexuelle Gewalt und Bluthochdruck in einem kausalen Zusammenhang stehen, und um mögliche zugrunde liegende Mechanismen zu ermitteln“, resümiert Forschungsleiterin Laura Rowland vom National Institute of Mental Health. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- National Institute of Mental Health: Women’s Experiences of Sexual Assault and Harassment Linked With High Blood Pressure (veröffentlicht: 22.02.2022), nimh.nih.gov
- Rebecca B. Lawn, Kristen M. Nishimi, Jennifer A. Sumner, et al.: Sexual Violence and Risk of Hypertension in Women in the Nurses’ Health Study II: A 7‐Year Prospective Analysis; in: JAHA, 2022, ahajournals.org
Wichtiger Hinweis:
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