COVID-19: Asthma-Inhalatoren gegen Corona-Erkrankung
Weltweit wird an Arzneimitteln geforscht, die gegen die durch das Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöste Krankheit COVID-19 helfen können. Zudem wird untersucht, welche Rolle bereits bestehende Medikamente gegen die Erkrankung spielen können. Ein Wirkstoff, der gegen Asthma eingesetzt wird, hat sich hier als vielversprechend herausgestellt.
Vor rund einem Jahr berichteten Forschende in dem Fachmagazin „The Lancet Respiratory Medicine“, dass gängige Asthma-Inhalatoren eine vorbeugende Wirkung gegen schwere Verläufe von COVID-19 haben könnten. Ein aktueller Cochrane Review wertet jetzt die mittlerweile vorliegenden Ergebnisse aus klinischen Studien aus und kommt zu dem Schluss, dass sich eine günstige Wirkung bestätigt.
Überschießende Reaktion des Immunsystems abmildern
Das Wirkprinzip wäre plausibel: Inhalative Kortikosteroide wie der Wirkstoff Budesonid sollen die oftmals überschießende Reaktion des Immunsystems auf das Coronavirus SARS-CoV-2 abmildern, welche für die schweren Verlaufsformen von COVID-19 verantwortlich gemacht wird, heißt es in einer aktuellen Mitteilung des Forschungsnetzwerks Cochrane.
Doch funktioniert dies wirklich? Ein Team von Cochrane-Autorinnen und -Autoren hat nun den ersten „lebenden“ Systematischen Review zu dieser Frage erstellt, der den hohen qualitativen Standards von Cochrane entspricht.
Dafür unterzogen die Forschenden alle bisher verfügbaren randomisierten kontrollierten Studien (RCT) einer aufwändigen Qualitätskontrolle, fassten die Ergebnisse der Studien zusammen und werteten sie soweit möglich in Meta-Analysen aus.
Krankenhauseinweisung weniger wahrscheinlich
Das wichtigste Ergebnis auf Basis von drei Studien mit über 2.000 Teilnehmenden, die zu Studienbeginn an einer milden COVID-19-Erkrankung litten:
Inhalative Steroide reduzieren laut den Fachleuten wahrscheinlich das Risiko einer Krankenhauseinweisung und erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Auflösung der Symptome innerhalb von 14 Tagen (Evidenz von moderater Vertrauenswürdigkeit nach GRADE).
Das Team stellt jedoch auch fest, dass Daten aus RCTs fehlen, die die Endpunkte Lebensqualität und schwere unerwünschte Ereignisse bewerten. Ferner fehlen Studienergebnisse für Patientinnen und Patienten mit einer asymptomatischen Infektion, ebenso wie für solche mit einer moderaten bis schweren COVID-19-Erkrankung.
Den Angaben zufolge waren die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer älter als 50 Jahre.
Die Autorinnen und Autoren durchsuchten gezielt Studienregister nach geplanten und begonnenen RCTs, deren Ergebnisse noch nicht veröffentlicht wurden. Sie konnten dabei 14 Studien identifizieren, deren Ergebnisse zusätzliche Erkenntnisse bringen könnten.
Im Sinne des Ansatzes „lebender“ Systematischer Reviews plant das Team eine Aktualisierung dieser Arbeit, sobald es neue Veröffentlichungen gibt, die die aktuellen Ergebnisse oder deren Verlässlichkeit ändern. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cochrane Deutschland: Asthma-Inhalatoren gegen COVID-19, (Abruf: 14.03.2022), Cochrane Deutschland
- Griesel M, Wagner C, Mikolajewska A, Stegemann M, Fichtner F, Metzendorf M-I, Nair AAnil, Daniel J, Fischer A-L, Skoetz N: Inhaled corticosteroids for the treatment of COVID‐19; in: Cochrane Library, (veröffentlicht: 09.03.2022), Cochrane Library
- Sanjay Ramakrishnan, Dan V. Nicolau Jr., Beverly Langford, Mahdi Mahdi, Helen Jeffers et al.: Inhaled budesonide in the treatment of early COVID-19 (STOIC): a phase 2, open-label, randomised controlled trial; in: The Lancet Respiratory Medicine, (veröffentlicht online: 09.04.2021 und in: Volume 9, Issue 7, P763-772, 01.07.2021), The Lancet Respiratory Medicine
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.