Durchbruch in der Vorhersage von Eierstockkrebs
Durch den Einsatz von Ultraschall können Knoten in der Nähe der Gebärmutter effektiv identifiziert werden, welche sich unter Umständen zur Krebs weiterentwickeln. Dies ist einen wirksamer Prädiktor für das Krebsrisiko.
In einer neuen Untersuchung unter Beteiligung der University of Rochester wurde festgestellt, dass die Nutzung von Ultraschall zur Unterscheidung von klassisch oder nicht-klassisch erscheinenden adnexalen Läsionen zu einer verbesserten Diagnose der Malignität bei Ovarialkarzinomen beiträgt.
Die Ergebnisse wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Radiology“ publiziert.
Ovarialkarzinome führen oft zum Tod
Eierstockkrebs ist eine gefährliche gynäkologische Krebserkrankung, welche nicht selten mit dem Tod der betroffenen Frauen endet. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) entfallen auf Krebserkrankungen der Eierstöcke (Ovarialkarzinome) ein Drittel aller bösartigen Neubildungen der weiblichen Genitale und die Hälfte aller Sterbefälle an Krebserkrankungen dieser Organe.
878 isolierte Adnexläsionen wurden untersucht
Ausgangspunkt der Ovarialkarzinome sind in der Regel adnexale Läsionen, sie müssen jedoch nicht zwangsweise eine Krebserkrankung nach sich ziehen. In der neuen Studie wurden nun insgesamt 970 isolierte Adnexläsionen bei 878 Frauen untersucht. Die Teilnehmerinnen hatten ein durchschnittliches Alter von 42 Jahren und wiesen ein durchschnittliches Risiko für Eierstockkrebs auf.
Mit anderen Worten ausgedrückt: Die Frauen hatten keine familiäre Vorbelastung oder genetische Marker, welche mit Eierstockkrebs verbunden sind. Von den 970 untersuchten Läsionen waren sechs Prozent oder 53 Prozent bösartig, berichten die Forschenden.
Adnexläsionen mit Ultraschall in zwei Kategorien einordnen
In ihrer Untersuchung versuchten die Fachleute die Wirksamkeit einer Methode zu bewerten, bei der Ultraschallbilder genutzt werden, um die Adnexläsionen in zwei Kategorien einzuordnen: klassisch oder nicht-klassisch.
Was sind klassische Läsionen?
Klassische Läsionen umfassen häufig identifizierte Läsionen. Dies sind beispielsweise mit Flüssigkeit gefüllte Zysten, welche ein sehr geringes Risiko für Bösartigkeit aufweisen, erläutern die Forschenden.
Was sind nicht-klassische Läsionen?
Dagegen bezeichnen nicht-klassische Läsionen unter anderem Läsionen mit einer festen Komponente und vorliegendem Blutfluss, der per Doppler-Ultraschall nachgewiesenen werden kann.
Vorteile durch Unterscheidung von Läsionen
Wenn klassische und nichtklassische Läsionen einfach unterschieden werden können, hilft dies radiologischen Praxen eine Läsion schneller zu beurteilen, betonen die Fachleute.
Die klassische bzw. nicht-klassische ultraschallbasierte Kategorisierung habe eine Sensitivität von 92,5 Prozent und eine Spezifität von 73,1 Prozent für die Diagnose von bösartigem Eierstockkrebs ergeben, erläutert das Team weiter.
Die Häufigkeit der Malignität lag bei Läsionen mit klassischen Ultraschallmerkmalen unter einem Prozent. Anders verhielt es sich bei Läsionen, welche eine feste Komponente mit Blutfluss aufwiesen. Bei diesen zeigte sich in der gesamten Studiengruppe eine Malignitätshäufigkeit von 32 Prozent.
Die Malignitätshäufigkeit bei teilnehmenden Frauen mit einer feste Komponente mit Blutfluss, welche bereits im Alter über 60 Jahren waren, habe sogar bei 50 Prozent gelegen. Das höchste Krebsrisiko sei bei isolierten nicht-klassischen Läsionen mit Blutfluss bei Frauen im Alter über 60 Jahren aufgetreten.
„Wenn Sie etwas haben, was den klassischen Bildgebungsmustern entspricht, die für diese Läsionen beschrieben wurden, dann ist das Krebsrisiko wirklich gering“, so Studienautor Dr. Akshya Gupta von der University of Rochester in einer Pressemitteilung der Radiological Society of North America. Betroffene Frauen können beruhigt sein und brauchen keine umfangreiche weitere Untersuchung.
Sollte es sich aber um eine Läsion handeln, deren Erscheinungsbild nicht-klassisch ist, sehe die Situation anders aus. Bei solch einer Läsion mit Vorhandensein von festen Bestandteilen und insbesondere von Doppler-Blutfluss bestehe ein erhöhtes Risiko der Bösartigkeit.
Wenn sich diese Ergebnisse in weiteren Studien bestätigen, könnte das System ein nützliches Instrument in der Radiologie werden. Dies hätte eine Menge Vorteile für viele Frauen und könnte helfen, Kosten zu sparen, Stress zu reduzieren und mögliche Komplikationen einer Operation vermeiden, erläutern die Forschenden.
Letztendlich könnte die Ultraschallfunktionen auch eine Entcheidungsgrundlage liefern, um zu bestimmen, welche Patientinnen eine weitere Bildgebung mit Ultraschall oder MRT benötigen und welche Patientinnen zur Operation überwiesen werden sollten, berichtet Dr. Gupta.
Die Charakterisierung von sogenannten adnexalen Läsionen, also von Knoten in der Nähe der Gebärmutter, mittels einer Ultraschalluntersuchung, sei für eine angemessene Behandlung von Frauen von entscheidender Bedeutung, weil sich adnexale Läsionen zu Krebs weiterentwickeln können.
Derzeitige Systeme zur Bewertung des Risiko seien zwar leistungsfähig, doch durch ihre zahlreichen Unterkategorien und ihren vielschichtigen Ansatz in der klinischen Praxis mitunter schwer zu handhaben, erläutern die Forschenden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Akshya Gupta, Priyanka Jha, Timothy M. Baran, Katherine E. Maturen, Krupa Patel-Lippmann, et al.: Ovarian Cancer Detection in Average-Risk Women: Classic- versus Nonclassic-appearing Adnexal Lesions at US; in: Radiology (veröffentlicht 22.03.2022), Radiology
- Radiological Society of North America: Researchers use ultrasound to predict ovarian cancer (veröffentlicht 22.03.2022), Radiological Society of North America
- Robert Koch-Institut: Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) (Stand: 29.11.2021), RKI
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.