Gesundheit der Darmflora fördern durch spezielle Probiotika
Unsere Darmflora hat einen weitreichenden Einfluss auf unsere gesamte Gesundheit. Probiotika sind nützliche Bakterien, die eine ausgeglichene Darmflora unterstützen können. Doch die meisten Probiotika erreichen den Darm nie. Sie werden vorher von der Magensäure zersetzt. Eine Schutzschicht aus Algen soll dafür sorgen, dass die Kleinstlebewesen sicher im Darm ankommen.
Forschende der Nanyang Technological University in Singapur haben Probiotika mit einer neuartigen essbaren Beschichtung aus Algen entwickelt. Die Beschichtung stellt sicher, dass die nützlichen Bakterien nach der Einnahme den Darm erreichen, um dort die Gesundheit der Darmflora zu fördern. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem akademischen Fachjournal „Carbohydrate Polymers“ vorgestellt.
Was sind Probiotika?
Unter dem Begriff Probiotika werden lebende Mikroorganismen zusammengefasst, die dem Wirt einen gesundheitlichen Nutzen bringen. Probiotika können beispielsweise zur Vorbeugung von Infektionen des Harn- und Verdauungstrakts beitragen und die Gesundheit der Darmflora fördern.
Eine gesunde Darmflora steht wiederum in Verbindung mit einem verringerten Risiko für Fettleibigkeit (Adipositas) und Typ-2-Diabetes. Voraussetzung ist jedoch, dass die Nützlinge auch dort ankommen, wo sie ihre positiven Eigenschaften entfalten können.
Probiotika unterwegs oft ab
In Studien haben sich viele verschiedene Arten der Probiotika-Einnahme als nicht wirksam erwiesen, darunter beispielsweise Probiotika aus Nahrungsergänzungsmitteln oder aus Milchprodukten. Denn die meisten der Kleinstlebewesen sterben innerhalb der ersten 30 Minuten nach dem Kontakt mit Magensäure ab.
Probiotika im Braunalgen-Mantel
Die Arbeitsgruppe der Nanyang Technological University hat deshalb eine Methode entwickelt, die sicherstellen soll, dass möglichst viele der nützlichen Bakterien auch im Darm ankommen. Hierfür haben die Forschenden die Probiotika mit einem aus Braunalgen gewonnenen Kohlenhydrat besprüht.
„Um die Wirksamkeit von Probiotika als Nahrungsergänzungsmittel zu erhöhen, haben wir versucht, sie in Pakete zu verpacken und an bestimmte Stellen des Darms zu bringen, wo sie am besten funktionieren“, erklärt Professor Joachim Loo aus dem Studienteam.
Die Schicht aus dem sogenannten Alginat schützt darmfreundliche Lacticaseibacillus-Bakterien vor der sauren Umgebung des Magens. In Versuchen stellte sich heraus, dass die Probiotika auf diese Weise die Reise durch den menschlichen Verdauungstrakt überleben.
Algen-Beschichtung wird erst im Dünndarm zersetzt
Erst im Dünndarm werden die Bakterien freigesetzt, da die Alginat-Beschichtung hier aufgrund einer speziellen Reaktion mit Phosphat-Ionen zerfällt.
„Wir haben uns für Alginat als Beschichtungsmaterial entschieden, da es für den menschlichen Verzehr unbedenklich ist, einen natürlichen Ursprung hat und relativ kostengünstig ist“, ergänzt Studienerstautorin Tan Li Ling.
Darmflora hat weitreichenden Einfluss auf die Gesundheit
„In den letzten Jahren haben wissenschaftliche Studien gezeigt, dass die Gesundheit eines Menschen viel stärker von der Hilfe der ‘guten Bakterien’ in unserem Darm abhängt, als wir bisher dachten“, betont Professor Loo.
Probiotika sicher ans Ziel bringen
Probiotika sind ihm zufolge jedoch äußerst empfindliche Mikroorganismen, die in der rauen Umgebung des Magens nicht überleben können. Die neuentwickelten „Verpackungen“ ermöglichen eine effektivere Verabreichung von Probiotika und verlängern gleichzeitig deren Haltbarkeit. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Nanyang Technological University: Delivering ‘good’ bacteria into our guts (veröffentlicht: 25.03.2022), ntu.edu.sg
- Li Ling Tan, Manish Mahotra, Si Ye Chan, et al.: In situ alginate crosslinking during spray-drying of lactobacilli probiotics promotes gastrointestinal-targeted delivery; in: Carbohydrate Polymers (2022), sciencedirect.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.