Schlechte Kognition durch Antibiotika
Die Einnahme von Antibiotika für einen Zeitraum von zwei Monaten im mittleren Alter erhöht laut einer aktuellen Studie die Wahrscheinlichkeit für eine Verschlechterung der Kognition erheblich. Dies wird auf Veänderungen in der Zusammensetzung der Darmflora (Darmmikrobiom) zurückgeführt.
In der Studie unter Beteiligung von Forschenden der Harvard Medical School wurde an Frauen im mittlerren Alter untersucht, wie sich eine längere Einnahme von Antibiotika auf die Kognition im weiteren Leben auswirkt. Die Ergebnisse wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „PLOS One“ veröffentlicht.
Fast 15.000 Frauen untersucht
In der aktuellen Forschungsarbeit wurden 14.542 Frauen untersucht, welche Teil der sogenannten Nurses’ Health Study II waren. Diese nahmen aus verschiedenen Gründen Antibiotika ein, beispielsweise wegen Infektionen der Atemwege, Zahnproblemen, Akne und Harnwegsinfektionen.
Das Team analysierte anhand der Daten den Zusammenhang zwischen der Einnahme von Antibiotika für einen Zeitraum von mindestens zwei Monaten im mittleren Alter und Veränderungen der kognitiven Fähigkeiten einige Jahre später.
Schlechtere kognitive Werte durch Antibiotika
Es zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der längerfristigen Einnahme von Antibiotika in mittleren Alter und kognitiven Beeinträchtigungen im späteren Leben, berichtet das Team.
Wenn die Frauen mindestens zwei Monate Antibiotika eingenommen hatten, seien ihre Werte bei kognitiven Tests sieben Jahre später im Durchschnitt deutlich schlechter gewesen.
Generell war eine zunehmende Gesamtexposition gegenüber Antibiotika im mittleren Lebensalter signifikant mit schlechteren Werten in allen drei kognitiven Bereiche verbunden, erläutern die Forschenden.
Schlechtere gloabele Kognition
Verglichen mit nicht Antibiotika einnehmenden Frauen sei die Einnahme von Antibiotika über mindestens zwei Monate mit einem um 0,11 Standardeinheiten niedrigeren Mittelwert für die globale Kognition verbunden gewesen.
Geringere Aufmerksamkeit durch Antibiotika
Außerdem stand eine solche Antibiotika-Einnahme mit einem um 0,13 Standardeinheiten niedrigeren Mittelwert für die psychomotorische Geschwindigkeit und Aufmerksamkeit in Zusammenhang, verglichen mit Frauen ohne Antibiotika-Einnahme, berichtet das Forschungsteam.
Lern- und Arbeitsgedächtnis beeinträchtigt
Auch das Lernen und das Arbeitsgedächtnis wurden beeinflusst. Nach längerer Antibiotika-Einnahme lag der Mittelwert um 0,10 Standardeinheiten niedrigerer als bei Teilnehmerinnen, welche keinerlei Antibiotika einnahmen, schreiben die Fachleute.
Der festgestellte Zusammenhang habe in allen Bereichen auch nach multivariabler Anpassung für Risikofaktoren des kognitiven Abbaus – einschließlich medizinischer Komorbiditäten – bestanden. Der Rückgang der Gehirnleistung infolge der Antibiotika entsprach etwa den Auswirkungen von drei oder vier Jahren normalen Alterns, fügen die Fachleute hinzu.
Auswirkungen von Antibiotika auf die Darmflora
Diese Daten ermöglichen ein besseres Verständnis der potenziellen Auswirkungen von Antibiotika über das gesamte Leben und stärken die Hypothesen zu dem Zusammenhang zwischen dem Darmmikrobiom und der Kognition, berichtet das Team.
Der Einsatz von Antibiotika beeinflusse die Zusammensetzung der Darmflora, was in früheren Studien bereits mit verschiedenen chronischen Krankheiten in Verbindung gebracht wurde, erläutern die Forschenden.
Die neue Studie zeige nun einen Zusammenhang zwischen der langfristigen Antibiotika-Einnahme und Beeinträchtigungen der kognitiven Funktionen. Hieran werde deutlich, wie wichtig eine verantwortungsvolle Antibiotika-Anwendung ist – insbesondere bei alternden Bevölkerungsgruppen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Raaj S. Mehta, Paul Lochhead, Yiqing Wang, Wenjie Ma, Long H. Nguyen, et al.: Association of midlife antibiotic use with subsequent cognitive function in women; in: PLOS One (veröffentlicht , PLOS One
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.