Arthrose: Neue Therapie kann bei der Gelenkerkrankung helfen
Millionen Menschen leiden an Arthrose. Heilbar ist die häufige Gelenkerkrankung bislang nicht. Betroffene haben mit heftigen Gelenkschmerzen zu kämpfen. Eine neue Schmerztherapie kann Patientinnen und Patienten helfen.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) leiden etwa 20 Prozent der Menschen über 60 unter Arthrose. Die Patientinnen und Patienten leiden unter starken Gelenkschmerzen und zunehmend eingeschränkter Beweglichkeit. Fachleute berichten nun über eine neue Therapie, die die Schmerzen lindern kann.
Verlust von Lebensqualität
Alleine in Deutschland leben mehr als 15 Millionen Menschen in allen Altersklassen mit arthrosebedingten Gelenkbeschwerden, heißt es in einer aktuellen Mitteilung des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD).
Schuld sind Schädigungen des Gelenkknorpels. Für viele Betroffene bedeutet dies starke Schmerzen im Alltag und den Verlust von Lebensqualität. Von alleine geht die Volkskrankheit Arthrose nicht mehr weg.
Eine neue vielversprechende Form der Schmerztherapie bei der Gelenkerkrankung ist die Embolisation (Verschluss) von Gelenkarterien. Diese Behandlung sorgt dafür, dass der Schmerzreiz an das Gehirn unterbunden wird. Ein Verschluss, beispielsweise der Kniegelenksarterie, ermöglicht den Betroffenen so mehr Lebensqualität durch Schmerzfreiheit ohne Medikamente.
Der Leiter der interventionellen Radiologie am UKD, Professor Dr. Peter Minko, führt die minimalinvasive sogenannte TAPE-Methode (Transarterielle periartikuläre Embolisation) durch, um Menschen mit Arthroseschmerzen zu helfen – und das bei Patientinnen und Patienten in jedem Alter.
Auch bei Muskelschmerzen sogenannten Myalgien und Tendinopathie, zum Beispiel beim Tennis- oder Golferellenbogen kann die neue Methode Schmerzen gezielt lindern.
Vielzahl von interdisziplinären Behandlungsmöglichkeiten
Wie in der Mitteilung erklärt wird, ist die Arthrose eine degenerative Gelenkerkrankung des Muskel-Skelettsystems, wobei der glatte Gelenkknorpel verschleißt und sich die umliegenden Strukturen, wie Knochen, Bänder und Muskeln entzünden und dauerhaften Schaden nehmen können.
Dieser Verschleiß kann sowohl bei jungen Erwachsenen beispielsweise durch Leistungssport als auch vermehrt bei älteren Menschen auftreten. Der Verschleiß ist eine der häufigsten Ursachen für chronische Schmerzen und die daraus folgende eingeschränkte Beweglichkeit.
Um den Abrieb des Knorpels zu vermeiden, muss das Gelenk aber durch die umliegende Muskulatur unterstützt werden. Der Kreislauf von Schmerzen und wachsender Bewegungseinschränkung kann laut den Fachleuten durch eine Vielzahl von interdisziplinären Behandlungsmöglichkeiten durchbrochen werden.
Je nach Schweregrad der Schädigung und der Stärke der Schmerzen wird die Arthrose mit Physiotherapie, Medikamenten oder auch mit einer Operation behandelt. Hier kann beispielsweise ein künstlicher Gelenkersatz – wie eine Kniegelenkprothese eingesetzt werden.
Halbierung der Schmerzen
„Mit der neuen superselektiven Schmerztherapie kann durch den zielgenauen Verschluss kleinster Gelenkarterien, die die Gelenkschleimhaut versorgen, die sensorische Schmerzweiterleitung vom Gelenk ans Gehirn unterbunden werden“, erklärt Prof. Minko.
Über einen Mikrokatheter (Durchmesser gerade einmal 0,51 Millimeter) werden die betroffenen kleinen Gefäße mittels Kontrastmittel genau identifiziert und an dieser Stelle wird anschließend ein Medikament gespritzt, welches die Gefäße auf Mikroebene verschließt.
Nach dem Eingriff wird der Katheter dann wieder entfernt und die Punktionsstelle mit einem Druckverband versorgt. Für den minimalinvasiven Eingriff ist nur ein kurzer Krankenhausaufenthalt mit einer Übernachtung zur Überwachung einzuplanen.
Es sind keine körperlichen Einschränkungen – abgesehen von zwei Tagen ohne Sport – nach dem Eingriff zu erwarten. In der Regel übernehmen gesetzliche Krankenkassen den Eingriff. „Das Ziel dieses kleinen Eingriffs ist es, die Funktionalität des Gelenks wieder zu verbessern und einen chirurgischen Eingriff soweit es geht hinauszuzögern“, sagt Professor Minko.
Die gewonnene Schmerzfreiheit und die daraus folgende bessere Beweglichkeit kann laut dem Mediziner zum Aufbau der gelenkunterstützenden Muskulatur genutzt werden, um einen zufriedenstellenden Erfolg zu gewährleisten. Patientinnen und Patienten müssen dabei immer ganzheitlich betrachtet und behandelt werden.
Weil die Erkrankung nicht heilbar, aber behandelbar ist, sind auch Physiotherapie, Krankengymnastik sowie kontinuierliche Bewegung essentiell um das Fortschreiten der Arthrose maßgeblich zu verlangsamen. Mittelfristig sprechen mehr als 80 Prozent der Patientinnen und Patienten von einer Halbierung der Schmerzen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Düsseldorf: Neue Schmerztherapie bei Arthrose: Gefäßversiegelung auf Mikroebene am Universitätsklinikum Düsseldorf, (Abruf: 29.03.2022), Universitätsklinikum Düsseldorf
- Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie: Muskeln stärken und Arthrose vorbeugen – zum Älterwerden gehört Bewegung dazu, (Abruf: 29.03.2022), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.