Sechs Warnsignale für Diabetes
Diabetes kann in der Entstehungsphase lange Zeit symptomfrei verlaufen. Es gibt jedoch einige Beschwerden und Signale, die auf eine drohende Diabetes-Erkrankung hinweisen können. Diese werden oftmals allerdings nicht direkt damit in Verbindung gebracht. Ein Diabetes-Experte klärt über frühe Warnsignale auf.
Dr. Kevin Pantalone ist Endokrinologe an der renommierten Cleveland Clinic in Ohio (USA). In einem aktuellen Beitrag der Institution äußert sich der Fachmann zu häufigen Frühwarnzeichen, die auf eine Entstehung von Typ-2-Diabetes hinweisen können.
Diabetes entsteht oft schleichenden
Ein hoher Blutzuckerspiegel kann sich schleichend einstellen, ohne dass offensichtliche Beschwerden auftreten. Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie einen zu hohen Blutzuckerspiegel haben und womöglich von Typ-2-Diabetes betroffen sind.
Typ-2-Diabetes: Sechs häufige Warnzeichen
Laut Dr. Pantalone gibt es jedoch sechs Warnzeichen, die in vielen Fällen als frühe Symptome von Diabetes auftreten, aber häufig ignoriert werden. Dazu zählen:
- Häufiges Wasserlassen und starker Durst,
- vermehrte Harnwegs- oder Hefepilz-Infektionen,
- ungewöhnliche Gewichtsabnahmen,
- verschlechterte Sehkraft,
- ständige Müdigkeit und Erschöpfung,
- Hautverfärbungen.
Frühe Symptome werden oft ignoriert
Gerade in der anfänglichen Entstehungszeit von Typ-2-Diabetes treten nach Angaben von Dr. Pantalone häufig Auffälligkeiten auf, die von vielen Betroffenen ignoriert werden, wie beispielsweise ein vermehrtes Durstgefühl und häufiges Wasserlassen.
Frühe Intervention verhindert späte Schäden
Doch gerade in der Anfangszeit sei ein Entgegenwirken besonders wichtig. Denn langfristig erhöhter Blutzucker könne viele schwerwiegende Schäden im Körper auslösen, beispielsweise an den Nerven, Nieren und der Netzhaut.
Je länger man unbehandelt bleibt, desto schlimmer können die Konsequenzen ausfallen, warnt der Experte.
Bei Diagnose leiden viele bereits 5 Jahre an Diabetes
„Wenn wir bei jemandem eine Diagnose stellen, gehen wir davon aus, dass die Person wahrscheinlich schon seit etwa fünf Jahren an Diabetes leidet“, betont der Pantalone. Viele Betroffene mit Neu-Diagnosen leben bereits seit längerer Zeit mit Nieren- und Netzhautproblemen.
Umso wichtiger sei es, bereits früh auf eine drohende Diabetes-Erkrankung zu reagieren, um schwerwiegende Folgen zu verhindern. Deshalb sollten die im Folgenden näher erläuterten sechs Symptome nicht ignoriert werden.
1. Häufiges Wasserlassen
Häufiges Wasserlassen, vor allem in der Nacht, ist Dr. Pantalone zufolge ein mögliches Anzeichen dafür, dass der Blutzucker außer Kontrolle geraten ist. Der Körper versuche über vermehrte Toilettengänge den übermäßigen Zucker über den Urin auszuscheiden.
Dies sei oft auch mit einem verstärkten Durstgefühl verbunden.
2. Vermehrte Harnwegs- und Hefepilz-Infektionen
Wie der Diabetes-Fachmann berichtet, führt ein hoher Blutzucker häufig dazu, dass die Nieren den Zucker nicht mehr gut genug aus dem Blut filtern können. Mehr Zucker begünstige wiederum Infektionen der Harnwege und die Vermehrung von Hefepilzen, insbesondere bei Frauen.
3. Ungewöhnliche Gewichtsabnahme
Bei Diabetes kann der Körper laut Dr. Pantalone Zucker in Form von Glukose nicht mehr so effektiv als Energiequelle nutzen wie zuvor. Stattdessen werden vermehrt Fettreserven aufgezehrt, was sich durch einen unerwarteten Gewichtsverlust äußern kann.
4. Verschlechterung der Sehkraft
Der Endokrinologe weist auch darauf hin, dass ein hoher Blutzuckerspiegel die Linsen in den Augen verzerren kann, wodurch sich die Sehkraft verschlechtert. Eine Verschlechterung der Sehkraft kann somit auch ein Frühwarnzeichen für Diabetes sein.
5. Müdigkeit und Erschöpfung
Ständige Müdigkeit und Erschöpfung kann ein Anzeichen für viele grundlegende Erkrankungen sein. Bei Diabetes hängen diese Symptome oft mit dem vermehrten Harndrang, der dadurch entstehenden Dehydrierung und den damit einhergehenden Schlafunterbrechungen zusammen.
Zudem können auch eventuell vorliegende Nierenschäden ein Gefühl der Erschöpfung auslösen. Wenn Müdigkeit und Erschöpfung über einen längeren Zeitraum hinweg anhalten, ist dies nach Angaben von Dr. Pantalone ein Anlass für eine ärztliche Überprüfung.
6. Verfärbungen der Haut
Bei der Entstehung von Diabetes kann es zu Verfärbungen der Haut kommen. Dr. Pantalone hat häufig bei Diabetes-Betroffenen eine verdunkelte Haut in den Hautfalten am Hals sowie an der Haut im Bereich der Knöchel beobachtet.
Diese Verfärbungen werden dem Fachmann zufolge als Acanthosis nigricans bezeichnet und entstehen, wenn es zu einer zunehmenden Resistenz gegenüber Insulin kommt. Insulinresistenz ist wiederum ein Anzeichen für Diabetes.
Besonderheiten bei Männern
Zudem erläutert Dr. Pantalone einige Besonderheiten bei Männern und Frauen. So werde bei Männern häufiger Typ-2-Diabetes bei geringerem Körpergewicht diagnostiziert als bei Frauen, was vermutlich mit der unterschiedlichen Speicherung von Fett bei den Geschlechtern zusammenhänge.
Männer speichern Fett im Bereich des Bauches. Dieses Fett gilt als besonders schädlich und kann somit bereits bei einem geringerem Gesamtgewicht zu Schäden führen. Eine vermehrte Ansammlung von Bauchfett gilt als Risikofaktor für Diabetes, betont Dr. Pantalone.
Zudem könne bei Männern eine erektile Dysfunktion auf Diabetes hindeuten, da unter männlichen Diabetes-Betroffenen Erektionsstörungen dreimal so häufig vorkommen, wie bei gesunden Männern.
Besonderheiten bei Frauen
Bei Frauen wird Typ-2-Diabetes oftmals in Verbindung mit einem überdurchschnittlich hohen Körpergewicht diagnostiziert. Und bei diagnostiziertem Diabetes ist das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen viermal so hoch wie bei Frauen ohne Diabetes (bei Männern ist das Risiko verdoppelt).
Zudem steigt bei Frauen mit Diabetes das Risiko für Komplikationen wie Erblindung, Nierenerkrankungen und Depressionen stärker an als bei Männern mit Diabetes. Weitere Symptome, die bei Diabetes eher oder nur bei Frauen auftreten sind:
- ein verminderter Sexualtrieb,
- stärkere oder längere Regelblutungen,
- verminderte Fruchtbarkeit,
- Komplikationen während der Schwangerschaft,
- Gewichtszunahme in den Wechseljahren.
Personengruppen mit erhöhtem Diabetes-Risiko
Dr. Pantalone gibt zudem zu bedenken, dass einige Personengruppen häufiger an Diabetes erkranken als andere. Ihm zufolge ist das Risiko erhöht bei Menschen, die
- über 45 Jahre alt sind,
- unter Bluthochdruck leiden,
- einen niedrigen HDL-Cholesterinspiegel („gutes Cholesterin“) aufweisen,
- hohe Blutfettwerte (Triglyzeridspiegel) haben,
- von Bewegungsmangel betroffen sind,
- bereits eine Vorgeschichte mit Schwangerschaftsdiabetes, Herzkrankheiten, Schlaganfall, Depression oder polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS) haben.
Vorbeugung von Typ-2-Diabetes
„Es ist möglich, Typ-2-Diabetes zu verhindern“, betont Dr. Pantalone. Zu den präventiven Schlüsselelementen gehören ihm zufolge eine Kontrolle des Körpergewichts durch regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung.
Ernährungstipps vom Diabetes-Experten
Eine Gewichtsabnahme von nur fünf Prozent kann laut dem Endokrinologen bereits ausreichen, um Prädiabetes zu verhindern. Er empfiehlt, Alkohol, zuckerhaltige Getränke und Lebensmittel mit Transfetten zu reduzieren.
Stattdessen rät er dazu, mehr Vollkornprodukte, mageres Eiweiß, Obst, nicht stärkehaltiges Gemüse, Wasser und ungesüßte Getränke zu konsumieren. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: Is Diabetes Sneaking up on You? 6 Early Signs (veröffentlicht 29.03.2022), clevelandclinic.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.