Trampolin-Training als ganzheitliches Fitnesskonzept
Auf dem Trampolin hüpfen ist bei Kindern besonders beliebt und viele haben ein eigenes Kindertrampolin im Garten stehen. Doch auch bei Erwachsenen liegt das Training auf dem Trampolin zunehmend im Trend. Sie nutzen dies als Fitnessgerät. Jumping Fitness ist in den USA schon seit einigen Jahren verbreitet, wobei vielfach in großen Hallen mit einer ganzen Reihe von Trampolinen trainiert wird. Auch in Berlin und einigen anderen deutschen Städten stehen seit kurzem entsprechende Angebote zur Verfügung.
Trainieren auf dem Trampolin ist extrem beanspruchend. Die Muskeln werden ebenso trainiert, wie das Herz-Kreislauf-System und der Gleichgewichtssinn beziehungsweise die Koordination. Gleichzeitig verbrennen die Trainierenden massiv Kalorien. Als Konzept für die körperlichen Fitness ist das Trampolin-Training gut geeignet, allerdings sollte nicht einfach drauf los gehüpft werden, sondern es bedarf einer gewissen Anleitung, um den optimalen Effekt zu erzielen und Verletzungen zu vermeiden.
Zehn Minuten auf dem Trampolin so anstrengend wie 30 Minuten joggen
In der Trampolin-Halle Jump Berlin hilft die selbstständige Sportwissenschaftlerin Jennifer Nothing, geeignete Konzepte für Fitnesskurse zu entwickeln, berichtet die Nachrichtenagentur „dpa“. Schon nach kurzer Zeit auf dem Trampolin komme das Herz-Kreislauf-System in Schwung und nach einigen Minuten beginnen die ersten Muskeln in den Waden zu zwicken. Obwohl die Bewegung sehr leicht aussehen, kosten sie doch erheblich Energie. So sind 10 Minuten Trampolinspringen laut Nothing vergleichbar mit 30 Minuten Joggen.
Hüpfen macht Spaß
Insgesamt werde das neue Angebot gut angenommen, berichtet Jakob Übelherr von Jump Berlin gegenüber der „dpa“. Nachdem in den USA die Trampolin-Hallen schon seit einigen Jahren verbreitet sind, scheine der Trend zur Jumping Fitness nun auch nach Deutschland überzuschwappen. Das Training erfolge normalerweise auf größeren Trampolinen oder beim Rebound-Training auf kleineren Indoor-Geräten. Die Beliebtheit des Trampolin-Trainings gehe auch darauf zurück, dass dies „etwas nicht Alltägliches“ ist, wird Übelherr von der „dpa“ zitiert. Das Hüpfen sei schlicht „eine schöne Bewegung.“ Ähnlich bewertet auch Jörg Hohenstein, Juniorennationaltrainer vom Deutschen Turner-Bund (DTB), das Trampolin-Training. „Es ist einfach so, dass es Spaß macht“, so Hohenstein gegenüber der „dpa“.
Herz-Kreislauf-System wird stark gefordert
Doch das Training auf dem Trampolin mach nicht nur besonderen Spaß, sondern ist den Experten zufolge auch sehr effektiv. So würden rund 400 Muskeln beim Springen beansprucht, erläutert Nothing. Gleichzeitig werde das Herz-Kreislauf-System stark gefordert. Hierüber seien die meisten Leute überrascht, da das Springen so mühelos aussehe, berichtet Jörg Hohenstein. Viele würden übersehen, dass das Trampolin-Training „wirklich extrem beanspruchend“ ist und einen guten Kardio-Work-out bilde. Hinzu kommen die positiven Effekte auf den Gleichgewichtssinn und die Koordination.
Ganzheitliches Trainingskonzept
Schon das Aufwärmen, bei dem die Füße auf dem Trampolin hin und her bewegt und abgerollt werden, trainiert das Gleichgewicht, so Angelika Hartmann von der Deutschen Fitnesslehrer Vereinigung (DFLV) gegenüber der „dpa“.Zudem erfolge eine Kräftigung der gesamten Beinmuskulatur, der Armmuskulatur und bei Hocksprüngen mit Anziehen der Knie zum Beispiel auch der Bauchmuskeln, ergänzt Jörg Hohenstein. Darüber hinaus würden die Rückenstrecker extrem beansprucht. Im Prinzip handele es sich um ein „ganzheitliches Training“, so Hohenstein.
Stressabbau auf dem Trampolin
Das Trampolin-Training ist laut Aussage der Experten zudem nicht nur als körperliches Trainingsprogramm zu verstehen, sondern bietet auch gute Möglichkeiten zum Stressabbau. Der Stressabbau funktioniere beim Trampolin-Training „einfach tipptopp“, so Angelika Hartmann gegenüber der „dpa“. Insbesondere das schnelle Springen auf den kleinen Trampoline helfe, Stress abzubauen. Die schnellen Bewegungen mit den Füßen auf dem Netz hätten eine ähnliche Wirkung beim Stressabbau wie beispielsweise das Boxen mit dem Boxsack. Hier können laut Jennifer Nothing besonders gut Aggressionen abgebaut werden.
Verletzung vermeiden
Trotz der Beanspruchung ist das Training auf dem Trampolin laut Nothing sehr gelenkschonend und das Verletzungsrisiko falle eher niedrig aus. Doch bestehe natürlich die Gefahr von Verletzung, insbesondere wenn zu schnell mit schwierigen Sprüngen begonnen wird. Trainierende sollten sich daher angemessen vorbereiten und langsam einsteigen, empfiehlt die Expertin. Das Aufwärmen von Beinen und Armen sei dringend geboten und zunächst sollten die Trainierenden ein wenig auf dem Netz schwingen, um ein Gefühl für die Bewegung zu bekommen. Anschließend könne mit niedrigen Sprüngen begonnen werden. Langsame Steigerungen seien hier angebracht. Nach dem sanften Einstieg können höhere Sprünge folgen, bei denen mit den Fußballen und -spitzen abgesprungen wird. Die klassischen Hampelmänner oder Sprünge, bei denen die Knie angezogen werden, sind hier die ersten etwas anspruchsvolleren Übungen. Nach ausreichend Training können auch kompliziertere Sprünge, wie beispielsweise eine Schraube um sich selbst, ausprobiert werden, ergänzt Hohenstein in dem Beitrag der „dpa“.
Der Juniorennationaltrainer vom DTB empfiehlt Anfängern zunächst maximal zehn Minuten Trampolin zu springen und danach eine Pause einzulegen. Schließlich werde beim Joggen auch nicht mit einem Marathon begonnen. Komplizierte Sprünge wie Saltos seien am Anfang tabu. Von allen über-Kopf-Bewegungen sei Anfängern dringend abzuraten, so Hohenstein. Ein Salto auf dem Trampolin bedürfe Erfahrung und vorher sollte auf jeden Fall von einem Experten vorgeführt werden, wie dieser funktioniert. Bei zu viel Übermut und fehlender Aufwärmung drohen sonst Verletzungen, mahnt Hohenstein.
Gute Betreuung der Trainierenden wichtig
Um Verletzungen zu vermeiden, ist beim Trampolin-Work-out generell eine gute Betreuung wichtig, betont Angelika Hartmann. Selbst bei Übungen auf normalem Boden, wie beispielsweise bei Kniebeugen, sei eine Anleitung erforderlich. Weil es sich bei dem Trampolin um einen beweglichen Untergrund handelt, komme der korrekten Anleitung hier eine besondere Bedeutung zu. Daher seien für Anfänger etwas kleiner Kurse (mit wenigen Teilnehmern) angebracht und hohe Trainingsfrequenzen sollten gemieden werden, bis sich die Trainierenden an die Bewegungen gewöhnt haben und insgesamt etwas fitter geworden sind. Hinzu komme, dass das Trampolin-Training nicht für alle Personen geeignet ist. So sollten laut Jennifer Nothing zum Beispiel Schwangere auf das Training verzichten und auch bei Menschen mit Rückenproblemen sei Zurückhaltung geboten. Ebenso ist das Trampolin-Training nicht bei Bänderverletzungen in Knie oder Fuß geeignet.
Gezielte Vorbereitung auf den Skiurlaub
Den Angaben von Angelika Hartmann zufolge ist das Trampolin-Training nicht nur für die allgemeine Fitness empfehlenswert, sondern dies könne auch genutzt werden, um sich zum Beispiel gezielt auf den nächsten Skiurlaub vorzubereiten. Denn es werde nicht nur die Kondition aufgebaut, sondern das Training diene zum Beispiel auch der Prophylaxe für die Knie. In der Trampolin-Halle Jump Berlin seien zudem sogenannte Tramp Boards verfügbar, mit denen auf dem Netz Snowboard-Tricks geübt werden können, ergänzt Übelherr. Ein weiteres Angebot seien Freestyle-Tricks, die unter Anleitung eines Teams von Parcours-Trainern erlernt werden können. Für Trainierende mit ausreichender Übung biete sich neben dem regulären Work-out auf dem Trampolin auch ein sogenanntes Cross-Fit-Training an, bei dem begleitend zum Trampolin Geräte wie Medizinbälle und Gymnastikbänder zum Einsatz kommen. Dies sei allerdings nur für Fortgeschrittene mit guter Koordination angebracht. (fp)
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