Kann „Laborfleisch“ herkömmliches Fleisch ersetzen?
Bei sogenanntem In-vitro-Fleisch werden Muskelstammzellen von einem Rind, Schwein oder Huhn entnommen und außerhalb eines lebenden Organismus vermehrt. Ein solches Fleisch aus Zellkulturen könnte Fleischkonsum ermöglichen, ohne dass ein Tier dafür sterben müsste. Wie hoch ist die Akzeptanz in Deutschland gegenüber dieser Technologie?
Die Arbeitsgruppe Biologiedidaktik der Universität Osnabrück ist der Frage nachgegangen, ob Fleisch aus Zellkulturen in der Bevölkerung akzeptiert werden würde. Die Ergebnisse der Umfrage wurden kürzlich in den Fachjournal „Foods“ veröffentlicht.
Erstes In-vitro-Fleisch zugelassen
Im Jahr 2020 gab es die weltweit erste Zulassung von In-vitro-Fleisch. Es handelt sich dabei um Chicken-Nuggets, die nun in Singapur angeboten werden dürfen. In Deutschland ist Fleisch aus Zellkulturen bislang noch nicht verfügbar, doch das Beispiel aus Singapur zeigt, dass die Umsetzung von In-vitro-Fleisch möglich ist.
Kann sich Zellkulturen-Fleisch in Deutschland durchsetzen?
Neben rechtlichen und technischen Voraussetzungen hängt es vor allem von der Akzeptanz in der Bevölkerung ab, ob Fleisch aus Zellkulturen eine Chance hat, sich durchzusetzen.
In-vitro-Fleisch ist umweltfreundlicher
„Im Vergleich zu konventionellem Fleisch ist die Produktion von In-vitro-Fleisch wesentlich nachhaltiger, denn man benötigt beispielsweise weniger Fläche und Wasser“, berichtet Dr. Florian Fiebelkorn aus dem Studienteam.
Mehr Tierwohl durch Fleisch aus Zellkulturen
„Für das Fleisch aus Zellkulturen dienen Tiere lediglich als Stammzellenspender – ein bei der aktuellen Tierwohldebatte nicht zu vernachlässigender Faktor“, ergänzt Doktorandin Jacqueline Dupont, die zusammen mit Florian Fiebelkorn und Tess Harms die Studie durchführte.
In-vitro-Fleisch ist weitgehend unbekannt
Im Rahmen der Umfrage äußerten sich 500 volljährige Männer und Frauen aus Deutschland zu ihrer Einstellung gegenüber In-vitro-Fleisch. Das erste erstaunliche Ergebnis war, dass nur 32 Prozent der Teilnehmenden überhaupt wussten, dass es diese Möglichkeit gibt.
Großteil der Befragten würde Zellkulturen-Fleisch probieren
Nach einer Beschreibung eines Burgers mit In-vitro-Fleisch haben sich 65 Prozent der Befragten bereiterklärt, dass sie das Produkt probieren würden. Die Hälfe der Teilnehmenden konnte sich vorstellen, solche Produkte zu kaufen.
Skepsis gegenüber dem Herstellungsverfahren
47 Prozent der Probandinnen und Probanden könnten sich sogar vorstellen, einen Burger mit In-vitro-Fleisch öfter zu konsumieren als einen Burger mit herkömmlichen Fleisch. Als größter Hindernisfaktor für den Konsum wurde hingegen die Angst vor dem neuartigen Herstellungsverfahren genannt.
Aufklärungskampagnen könnten Akzeptanz erhöhen
Die Arbeitsgruppe hält Aufklärungskampagnen für vielversprechend, bei denen die Ähnlichkeiten von In-vitro-Fleisch mit konventionellem Fleisch im Vordergrund stehen und die Vorteile für die Umwelt deutlich gemacht werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jacqueline Dupont, Tess Harms, Florian Fiebelkorn: Acceptance of Cultured Meat in Germany—Application of an Extended Theory of Planned Behaviour by Jacqueline Dupont *,Tess Harms andFlorian Fiebelkorn, mdpi.com
- Universität Osnabrück: Fleisch aus Zellkulturen: Mehrheit würde es probieren zeigt eine Studie (veröffentlicht: 14.04.2022), uni-osnabrueck.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.