Ursachen von Krebserkrankungen präziser bestimmen
Forschenden ist es gelungen, eine Vielzahl von neuen speziellen Mustern in der DNA von Menschen mit Krebs zu identifizieren, welche Aufschluss darüber geben, ob diese Personen umweltbedingten Krebsursachen ausgesetzt waren oder ob zelluläre Fehlfunktionen im Körper vorliegen. So können die Krebsursachen genauer bestimmt werden.
In einer neuen Untersuchung unter der Leitung von Fachleuten der University of Cambridge wurden insgesamt 58 neue sogenannte Mutationssignaturen identifiziert. Dies deutet auf Ursachen der Krebserkrankungen hin, über die bisher kein ausreichendes Verständnis in der Fachwelt vorliegt, berichtet das Forschungsteam.
Muster in DNA können auf Krebs hinweisen
In der Studie wurden die sogenannten Ganzgenomsequenzen (WGS) von mehr als 12.000 Menschen mit Krebs analysiert. Durch diese riesige Datenmenge, war das Team in der Lage, Muster in der DNA von Menschen mit Krebs zu identifizieren. Die Studienergebnisse können in dem englischsprachigen Fachjournal „Science“ nachgelesen werden.
Was sind Mutationssignaturen?
Die DNA-Muster werden als Mutationssignaturen bezeichnet und können darüber Aufschluss geben, ob bei Betroffenen in ihrer Vergangenheit umweltbedingte Krebsursachen wie beispielsweise Rauchen oder UV-Licht vorlagen oder ob interne zelluläre Fehlfunktionen ursächlich waren, so das Team.
Neue bisher unbekannte Krebsursachen identifiziert?
Die in der Studie durchgeführten Ganzgenomsequenzen ermöglichen laut Aussage der Fachleute ein Gesamtbild aller Mutationen, die zur Entstehung von Krebs bei einem Menschen beigetragen haben. So konnte nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden bei erkrankten Personen gesucht werden. Insgesamt identifiziierten die Forschenden dabei 58 neue Mutationssignaturen.
Mutationssignaturen sind wie Fingerabdrücke
„Die Identifizierung von Mutationssignaturen ist deshalb so wichtig, weil sie wie Fingerabdrücke an einem Tatort sind – sie helfen, die Schuldigen an Krebs zu ermitteln“, betont Studienautorin Serena Nik-Zainal in einer Pressemitteilung.
Effektiverer Einsatz von Medikamenten
Einige dieser Mutationssignaturen haben laut Aussage der Forschendden klinische oder behandlungsrelevante Auswirkungen. So können sie beispielsweise Anomalien hervorheben, welche mit der Hilfe von spezifischen Medikamenten behandelt werden können.
Außerdem können diese Signaturen auch auf eine potenzielle Achillesferse bei einzelnen Arten von Krebs hinweisen, welche den Krebs besonders anfällig für eine spezielle Behandlung macht, berichtet das Team.
„Diese Studie zeigt, wie aussagekräftig Ganzgenom-Sequenzierungstests sein können, wenn es darum geht, Hinweise darauf zu erhalten, wie sich der Krebs entwickelt hat, wie er sich verhalten wird und welche Behandlungsoptionen am besten geeignet sind“, ergänzt Michelle Mitchell von Cancer Research UK.
Die neu gewonnen Erkenntnisse könnten zukünftig genutzt werden, um die Behandlung und Pflege von Menschen mit Krebs zu verbessern, hofft die Expertin. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of Cambridge: Largest study of whole genome sequencing data reveals new clues to causes of cancer (veröffentlicht 21.04.2022), University of Cambridge
- Andrea Degasperi, Xueqing Zou, Tauanne Dias Amarante, Andrea Martinez-Martinez, Gene Ching Chiek Koh, et al.: Substitution mutational signatures in whole-genome–sequenced cancers in the UK population; in: Science (veröffentlicht Vol. 376, No. 6591, 22.04.2022), Science
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.