Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung und Übergewicht stehen im Zusammenhang
Wenn Kinder unter einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) leiden, haben sie meist Probleme mit ihrer Impulsivität und ihrer Selbstregulation. Eine aktuell durchgeführte Studie stellte fest, dass Kinder mit ADHS zudem eine erhöhte Wahrscheinlichkeit ausweisen, übergewichtig oder fettleibig zu werden. Bei Mädchen ist die Wahrscheinlichkeit sogar doppelt so hoch.
Viele Kinder auf der ganzen Welt sind übergewichtig. Die Gründe hierfür sind sehr verschieden. Falsches Essen und wenig Bewegung können bewirken, dass Menschen stark zunehmen und somit fettleibig werden. Forscher vom „Mayo Clinic Children’s Research Center“ stellten in einer aktuellen Untersuchung fest, dass auch ADHS die Wahrscheinlichkeit erhöht, fettleibig zu werden. Die Wissenschaftler veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der medizinischen Fachzeitschrift „Mayo Clinic Proceedings“.
ADHS kann bewirken, dass erwachsene Frauen fettleibig werden
Die Häufigkeit von Fettleibigkeit bei Kindern und Erwachsenen hat in den vergangenen drei Jahrzehnten stark zugenommen. Die meisten Kinder essen viele Süßigkeiten, Eis, Pommes und allerlei andere ungesunde Nahrung. Somit ist es nicht wirklich verwunderlich, dass viele Heranwachsende übergewichtig sind. Es könnte aber noch ganz andere Ursachen geben, warum Kinder stark zunehmen. Die Mediziner der „Mayo Clinic“ stellten jetzt fest, dass eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) die Entstehung von Fettleibigkeit begünstigt. ADHS betrifft Mädchen und Jungen unterschiedlich, aber wir konnten feststellen, dass ein höheres Risiko für Übergewicht bei Mädchen mit ADHS in Verbindung gebracht werden kann, erläutern die Forscher. Für erwachsene Frauen ist die Wahrscheinlichkeit, Adipositas zu entwickeln doppelt so hoch, wenn sie unter ADHS leiden, fügten die Mediziner hinzu.
Einige biologische Mechanismen betreffen sowohl Übergewicht und ADHS
Mediziner an der „Mayo Clinic“ hatten in einer Langzeitstudie etwa 1.000 Mädchen und Jungen untersucht. Bei einigen Teilnehmern wurde zwischen 1976 und 2010 ADHS diagnostiziert. 336 Probanden entwickelten ADHS in ihrer Kindheit und 665 Testpersonen litten nicht unter der Erkrankung. Die Wissenschaftler konnten feststellen, dass erkrankte Mädchen ein doppelt so hohes Risiko hatten, Fettleibigkeit zu entwickeln, verglichen mit den Jungen aus der Untersuchung. Es gibt einige biologische Mechanismen, die sowohl Übergewicht und ADHS zu Grunde liegen, sagt Dr. Seema Kumar. Mädchen mit ADHS könnten nicht in der Lage sein, ihr Essverhalten zu kontrollieren und deswegen öfter Übergewicht oder Fettleibigkeit entwickeln, vermutet die Medizinerin. Kinder mit ADHS haben keine Impulskontrolle, dass könnte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Fettleibigkeit spielen.
ADHS Medikamente wirken nicht dem Übergewicht entgegen
Frühere Studien haben gezeigt, dass unser Schlafverhalten auch unser Gewicht beeinflussen kann. Menschen mit ADHS haben oft Schwierigkeiten, ruhig zu Sitzen, konzentriert zu bleiben und die vollständige Nacht durchzuschlafen. Das könnte einer der Gründe sein, warum Menschen mit ADHS leichter Fettleibigkeit entwickeln. Wenn bei Frauen in der Kindheit ADHS festgestellt wurde, ist die Wahrscheinlichkeit doppelt so hoch, dass Betroffene Übergewicht als Erwachsene entwickeln, unabhängig von der Behandlung mit stimulierenden Medikamenten, sagen die Mediziner. Dieser Zusammenhang konnte bei Jungen nicht festgestellt werden. Frauen mit ADHS haben ein stark erhöhtes Risiko, Übergewicht im Erwachsenenalter zu entwickeln und Medikamente zur Behandlung von ADHS verbessern die Situation nicht, erklärt Dr. Kumar.
Pflegepersonal und Gesundheitsdienstleister sollten besser über ADHS informiert sein
Wenn bei Mädchen in der Kindheit ADHS diagnostiziert wird, sollten diese Kinder und ihre Eltern gut beraten werden, um späteres Übergewicht und Fettleibigkeit zu vermeiden. Die Beratung sollte Informationen über gesunde Ernährung enthalten und ausreichende Bewegung sei wichtiger Teil der Behandlung, erläutern die Experten. Eltern, Ärzte und andere Betreuer müssen bei der Überwachung der Essgewohnheiten und Bewegung proaktiv sein. Sie sollten auch über die Veränderungen in der Körperzusammensetzung informiert sein, kommentiert Dr. Brandon Korman vom Kinderkrankenhaus in Miami die Ergebnisse der Untersuchung. Es bestehe ein eindeutiger Bedarf für ein größeres Bewusstsein über den Zusammenhang zwischen ADHS und Adipositas bei Frauen. Patienten, Pflegepersonal und Gesundheitsdienstleister sollten besser informiert sein und somit passende Gegenmaßnahmen einleiten, erläutert Dr. Kuma. (as)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.