Grundlage für Medikamente gegen Diabetes und Co
Millionen Menschen leiden an Erkrankungen wie Diabetes, Fettleber oder Herzinsuffizienz (Herzschwäche). Forschende aus Österreich haben nun eine Basis für Medikamente gegen solche Krankheiten gelegt.
Vor einigen Jahren berichtete ein Forschungsteam aus Österreich in dem Fachmagazin „Nature Communications“ über einen neu entwickelten Wirkstoff, der Adipositas (Fettleibigkeit) reduziert und Typ-II-Diabetes sowie nicht-alkoholische Fettleber verhindern kann. In einer vor kurzem in der Fachzeitschrift „Journal of the American Chemical Society“ veröffentlichten Publikation präsentieren die Forschenden jetzt eine Variation dieses Wirkstoffs, der auch im menschlichen Organismus verwendet werden kann.
Erhöhter Fettsäurespiegel im Blut
Wie in einer aktuellen Mitteilung der Universität Graz erklärt wird, gehen viele Erkrankungen, wie zum Beispiel Typ-II-Diabetes, nicht-alkoholische Fettleber und auch Herzkrankheiten auf einen erhöhten Fettsäurespiegel im Blut zurück.
Einen Wirkstoff, der diesen Fettsäurespiegel im Modellorganismus reduziert, haben Grazer Forschende schon vor fünf Jahren entwickelt. Jetzt gehen Robert Zimmermann (Universität Graz) und Rolf Breinbauer (Technische Universität (TU) Graz) einen Schritt weiter.
In der kürzlich veröffentlichten Publikation präsentieren sie eine Variation des Wirkstoffs Atglistatin, der jetzt auch im menschlichen Organismus verwendet werden kann.
Damit ist die Grundlage gelegt für die Entwicklung von Medikamenten gegen fettstoffwechselbedingte Erkrankungen wie Typ-II-Diabetes, nicht-alkoholische Fettleber und Herzinsuffizienz (Herzschwäche).
Keine schädlichen Nebenwirkungen beobachtet
Das Enzym ATGL (kurz für Adipose Triglyceride Lipase) spielt eine Schlüsselrolle im Fettstoffwechsel. Es setzt Fettsäuren im Blut frei und genau das löst viele Erkrankungen aus.
„Das Ziel ist also: ATGL zu blockieren und zwar so, dass diese Unterbindung andere Vorgänge im Körper nicht stört“, erläutert Robert Zimmermann den ausgeklügelten Eingriff in ein sensibles System.
Fünf Jahre tüftelte er mit Rolf Breinbauer und ihren Teams an einem für den Menschen wirksamen ATGL-Hemmstoff. Ausgangspunkt war der Wirkstoff Atglistatin, den die Forschenden künstlich hergestellt hatten. Dessen Molekülstruktur haben sie lange verändert, bis die optimale Variation gefunden war. Diese heißt NG-497 und inaktiviert nachweislich die menschliche ATGL.
„Im Zellkulturmodell können wir die ATGL vollständig hemmen und haben bisher keine schädlichen Nebenwirkungen dieser Intervention beobachtet“, sagt Breinbauer.
Die entwickelten ATGL-Inhibitoren werden in näherer Zukunft weiterentwickelt und in präklinischen Studien auf ihre Wirksamkeit und Nebenwirkungen geprüft. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Graz: Ist Diabetes heilbar?, (Abruf: 01.05.2022), Universität Graz
- Gernot F. Grabner, Nikolaus Guttenberger, Nicole Mayer, Anna K. Migglautsch-Sulzer, Christian Lembacher-Fadum, Nermeen Fawzy, Dominik Bulfon, Peter Hofer, Thomas Züllig, Lennart Hartig, Natalia Kulminskaya, Gabriel Chalhoub, Margarita SchratterMargarita Schratter Institute of Molecular Biosciences, University of Graz, Heinrichstrasse 31/2, 8010 Graz, Austria More by Margarita Schratter , Franz P. W. Radner, Karina Preiss-Landl, Sarah Masser, Achim Lass, Rudolf Zechner, Karl Gruber, Monika Oberer, Rolf Breinbauer & Robert Zimmermann: Small-Molecule Inhibitors Targeting Lipolysis in Human Adipocytes; in: Journal of the American Chemical Society, (veröffentlicht: 01.04.2022), Journal of the American Chemical Society
- Martina Schweiger, Matthias Romauch, Renate Schreiber, Gernot F. Grabner, Sabrina Hütter, Petra Kotzbeck, Pia Benedikt, Thomas O. Eichmann, Sohsuke Yamada, Oskar Knittelfelder, Clemens Diwoky, Carina Doler, Nicole Mayer, Werner De Cecco, Rolf Breinbauer, Robert Zimmermann & Rudolf Zechner: Pharmacological inhibition of adipose triglyceride lipase corrects high-fat diet-induced insulin resistance and hepatosteatosis in mice; in: Nature Communications, (veröffentlicht: 22.03.2017), Nature Communications
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.