Vorteile eines kombinierten Einsatzes von Medikamenten
Ein Kombination von Medikamenten, die auf zwei unterschiedliche Hormone – Glucagon-like Peptide 1 (GLP-1) und glukoseabhängiges insulinotrope Peptid (GIP) – abzielt, scheint wesentliche Vorteile bei der Behandlung von Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes zu bieten.
Eine aktuelle Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Alberta hatte zum Ziel, neue Arzneimittelkombinationen zur Behandlung von Menschen mit Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes zu identifizieren. Hiefür wurden die Vorteile einer kombinierten Behandlung über GLP-1 und GIP untersucht.
Die Studienergebnisse wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Frontiers in Endocrinology“ publiziert.
Diabetes nimmt unter Kindern und Jugendlichen zu
„Als pädiatrischer Endokrinologe kann ich Ihnen sagen, dass wir immer mehr Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen sehen, und es scheint eine aggressivere Form als Altersdiabetes zu sein, so dass wir bessere Therapien brauchen, um eine noch größere Wirksamkeit und einen noch größeren Gewichtsverlust zu erreichen“, erläutert die Studienautorin Professorin Andrea Haqq von der University of Alberta in einer Pressemitteilung.
Was sind Inkretine?
Die Fachleute untersuchten in der neuen Studie, wie sich verschiedene Medikamente auf die speziellen Hormone (GLP-1 und GIP) auswirken. Bei diesen handelt es sich um sogenannte Inkretine. Inkretine werden im Magen-Darm-Trakt gebildet und als Reaktion auf verzehrte Mahlzeiten ausgeschüttet, wobei sie an der Verarbeitung der aufgenommenen Nahrung beteiligt sind.
Inkretine regen außerdem den Körper dazu an, Insulin zu produzieren und dieses effektiv zu nutzen, so die Forschenden. Außerdem helfen sie den Appetit zu unterdrücken, um den Blutzucker zu regulieren und das Gewicht zu reduzieren.
Gewichtsabnahme schützt vor Diabetes
Menschen mit starkem Übergewicht erkranken häufiger an Typ-2-Diabetes. Daher sind Behandlungsansätze, welche auf eine Gewichtsreduzierung abzielen, ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die Erkrankung.
Laut der Professorin Haqq hat sich in verschiedenen Studien bereits gezeigt, dass Menschen durch eine Kombination von Medikamenten, die auf GLP-1 und GIP basieren, einen Gewichtsverlust von zehn oder 15 Prozent erreichen konnten.
Das Team kommt nun zu dem Schluss, dass eine solche Medikamentenkombination mehrere Vorteile mit sich bringt, wie beispielsweise weniger Nebenwirkungen und eine höhere Wirksamkeit, zumindest bei bestimmten Personen.
Zukünftige Forschungsziele
Weitere Forschung müss nun klären, warum es Unterschiede in der Reaktion auf die Medikamente bei manchen Menschen gibt. Zudem gebe es Bevölkerungsgruppen, welche unverhältnismäßig stark von Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes betroffen sind und genau diese Menschen sollten Teil von weiteren Studien sein.
Außerdem sollten zukünftige Untersuchungen darauf ausgelegt werden, wie sich Unterschiede im biologischen Geschlecht auf die Wirksamkeit und Sicherheit der Medikamente auswirken, erläutern die Forschenden.
Ballaststoffreiche Ernährung hilft bei Gewichtsabnahme
Nicht zuetzt versuchten die Fachleute auch nicht-pharmakologische Lösungen zu identifizieren und nennen als Beispiel eine ballaststoffreiche Ernährung. Diese sei dafür bekannt, dass sie die Gewichtszunahme verlangsamen und die Wirksamkeit von Arzneimitteln gegen Diabetes verbessern kann. Auch dieser Effekt sollte in zukünftigen Studien Berücksichtigung finden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Qiming Tan, Seun E. Akindehin, Camila E. Orsso, Richelle C. Waldner, Richard D. DiMarchi, et al.: Recent Advances in Incretin-Based Pharmacotherapies for the Treatment of Obesity and Diabetes; in: Frontiers in Endocrinology (veröffentlicht 01.05.2022), Frontiers in Endocrinology
- University of Alberta: Combination of drugs for obesity and Type 2 diabetes may be more effective than a single therapy (veröffentlicht 03.05.2022), University of Alberta
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.