Reduzierte Cortisolausschüttung durch Umarmungen
Zu hoher Stress im Alltag kann erhebliche negativen Auswirkungen auf die Psyche und Gesundheit haben. Eine einfache kurze Umarmung scheint jedoch eine effektive Möglichkeit zur Stressreduzierung – zumindest bei Frauen.
In einer neuen Studie unter der Beteiligung von Fachleuten der Ruhr-Universität Bochum (RUB) wurde untersucht, wie sich kurze Umarmungen unter Liebespaaren auf die Stressreaktion auswirken. Die Studienergebnisse wurden in dem Fachjournal „PLOS ONE“ publiziert.
Körperkontakt als Schutz vor Stress?
Es war bereits bekannt, dass in manchen Situationen soziale Berührungen als ein Puffer gegen Stress fungieren können, berichtet das Team. So habe sich beispielsweise gezeigt, dass Massagen ein wirksamer Puffer gegen die endokrinologische und die sympathische Stressreaktion bei Frauen sind.
Bei anderen Formen der zwischenmenschlichen Berührung wurde die Wirkung auf den empfundenen Stress bisher jedoch nur unzureichend untersucht und bislang gab es keine Forschungsarbeiten, in denen die Auswirkungen von kurzen Umarmungen alleine analysiert wurden, so die Forschenden.
Die neue Studie sollte helfen, die Erkenntnisse über die Vorteile durch soziale Berührungen zu verbessern. Dafür konzentrierten sich die Fachleute auf Umarmungen, die in vielen Kulturen auf der ganzen Welt eine der häufigsten Formen sozialer Berührung darstellen.
Liebespaare einem Stresstest unterzogen
Die Studie hatte insgesamt 76 Teilnehmende, welche ein durchschnittliches Alter von 22,30 Jahren aufwiesen und als Liebespaare (also immer zu zweit) zu der Untersuchung eingeladen wurden. 36 Teilnehmende waren männlich und 40 weiblich.
Alle Teilnehmende lebten in heterosexuellen Beziehungen, obwohl Paare anderer sexueller Orientierungen nicht von der Teilnahme an der Studie ausgeschlossen wurden, berichten die Forschenden. Das zahlenmäßige Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen habe sich aus dem nachträglichen Ausschluss von Teilnehmern aufgrund technischer Probleme ergeben.
Wie wurde Stress aufgebaut?
Die Paare wurden für die Studie angewiesen, an einem stressauslösenden Test teilzunehmen, bei dem sie ihre Hand über einen Zeitraum von drei Minuten in ein Eiswasserbad (Socially Evaluated Cold Pressor Test) legen sollten. Das Team maß vor und auch nach dem Tests unterschiedliche Indikatoren von Stress, darunter auch den Cortisolspiegel.
Frauen mit geringerer Cortisolreaktion nach Umarmungen
Es zeigte sich, dass Frauen, welche von ihrem Partner vor dem Auftreten von Stress umarmt wurden, eine geringere Cortisolreaktion aufwiesen, verglichen mit Frauen aus einer Kontrollgruppe, in der keinerlei Umarmungen stattfanden, berichten die Fachleute.
Umarmungen schützen Männer nicht vor Stress
Die Forschenden fügen hinzu, dass bei Männern in der Studie jedoch keine Schutzwirkung vor Stress durch eine Umarmung beobachtet werden konnte.
Zudem seien hinsichtlich der über den Blutdruck gemessenen Aktivierung des sympathischen Nervensystems und der subjektiven Affektbewertung keine Unterschiede zwischen den Teilnehmenden aus der Kontrollgruppe und der Umarmungsgruppe feststellbar gewesen, so das Team.
Stressige Situationen mit Umarmungen meistern?
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass bei Frauen kurzfristige Umarmungen von ihren Partnern vor stressigen sozialen Situationen dazu beitragen, die Cortisolreaktion in der Stresssituation zu reduzieren. Dies könnte Frauen beispielsweise in Prüfungssituationen und stressigen Gesprächen vor Stress schützen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Gesa Berretz, Chantal Cebula, Blanca Maria Wortelmann, Panagiota Papadopoulou, Oliver T. Wolf, et al.: Romantic partner embraces reduce cortisol release after acute stress induction in women but not in men; in: PLOS ONE (veröffentlicht 18.05.2022), PLOS ONE
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.