Fasten: Hungerperioden beeinflussen den Metabolismus
Fasten wird zwar häufig mit religiösen Motiven in Verbindung gebracht, doch auch aus gesundheitlichen Erwägungen hat es eine lange Tradition. Die freiwilligen Hungerperioden können unter anderem den Metabolismus beeinflussen und Erkrankungen wie Diabetes und Adipositas (Fettleibigkeit) vorbeugen.
Fasten kann sich nachweislich positiv auf die Gesundheit auswirken. So haben wissenschaftliche Untersuchungen unter anderem gezeigt, dass die vorübergehende Einschränkung der Nahrungsaufnahme nicht nur beim Abnehmen hilft, sondern auch Krankheiten vorbeugen kann.
Über- und Fehlernährung
Wie die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) in einer aktuellen Mitteilung schreibt, hat die Entstehung von Adipositas (Fettleibigkeit) und Diabetes Typ 2 vielerlei Ursachen.
Eine große Rolle spielen Über- sowie Fehlernährung. Hochkalorische Lebensmittel sind hierzulande für die meisten Bürgerinnen und Bürger jederzeit verfügbar. Stark verarbeitete Fertigmahlzeiten sind oft sogar billiger als frische Produkte wie Gemüse oder Obst.
In früheren Zeiten hingegen mussten Menschen eine unregelmäßige Verfügbarkeit sowie geringere Energiedichte ihrer Nahrung meistern. Hungerperioden waren üblich, so dass der menschliche Körper darauf ausgelegt war und immer noch ist, Energie aus der Nahrung möglichst effizient zu speichern.
Fasten-Therapien, wie zum Beispiel das Intervallfasten, machen sich dies zunutze. Solche Methoden basieren auf freiwilligen Hungerperioden und können so unter anderem Adipositas und Diabetes Typ 2 vorbeugen oder bei bereits bestehenden Erkrankungen den Stoffwechsel verbessern.
Körper muss Stoffwechsel umstellen
Während der Fastenperioden muss der Körper seinen Stoffwechsel umstellen, um Schaden zu vermeiden. Dann stellt er typischerweise von Zucker- auf Fettverbrennung um. Dieser Fettabbau begünstigt den Aufbau bestimmter Energieträger, die beispielsweise für die Energieversorgung des Gehirns Verwendung finden.
„Unter dem Einfluss bestimmter Hungerhormone wie Glukagon oder Kortisol nutzt der Körper den Fettabbau und bei sehr langem Hungern auch den Eiweißabbau, um die Zuckerproduktion in der Leber anzukurbeln“, erklärt Professor Dr. rer. nat. Stephan Herzig, Direktor des Helmholtz Diabetes Centers München und 2. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „Diabetes und Krebs“ der DDG.
„Zudem werden auch sogenannte Ketonkörper in der Leber gebildet, die dann zum Beispiel vom Gehirn als Energielieferant benutzt werden können“, so der Molekularbiologe.
Blutdrucksenkung und Verbesserung der Blutfettwerte
In den vergangenen Jahren wurden eine Reihe von molekularen Schaltern gefunden, die die Hungerantwort in einzelnen Organen kontrollieren, beispielsweise den Fettstoffwechsel oder die Zuckerproduktion der Leber.
„Manipulieren wir diese Schalter entsprechend, ist es möglich, bei Diabetes Typ 2 den Stoffwechsel zu verbessern“, erläutert Herzig. Freiwilliges Fasten könne somit für viele Menschen je nach individueller Verfassung gesundheitsfördernd sein. Aber es führe nicht zwangsläufig immer zu einem Gewichtsabbau.
Doch in jedem Fall zeigen sich laut dem Experten positive Effekte wie eine Blutdrucksenkung und eine Verbesserung der Glukose- und Blutfettwerte.
Eine neue klinische Studie des Universitätsklinikums Heidelberg sowie des Helmholtz Diabetes Centers München belegte, dass Hungerperioden bei existierenden Langzeitschäden des Diabetes sogar therapeutisch wirken können, beispielsweise über eine Verbesserung der Nierenfunktion bei diabetischer Nephropathie.
„Auch das Immunsystem spielt eine wichtige Rolle bei den positiven Effekten des Fastens, wie wir vor Kurzem am Helmholtz Diabetes Center München herausgefunden haben“, sagt Herzig. So kommunizieren Leberzellen und Immunzellen während Fastenperioden miteinander.
Während Immunreaktionen schon seit Langem als pathogene Mechanismen bei Diabetes und Übergewicht bekannt sind, sei dies ein erstes Beispiel, wie Immunreaktionen in einem gesunden Zustand notwendig sind, um eine gesunde Hungerantwort auszulösen.
„Immunzellen sind also in der Lage, die Wirkung des Fastens auf unseren Stoffwechsel direkt zu beeinflussen.“ Zusammen mit aktuellen Studien würden diese Befunde nun genutzt, um neue wirksame Therapien auf der Basis von Fasten zu entwickeln. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Diabetes Gesellschaft: Fasten kann Adipositas und Diabetes Typ 2 vorbeugen sowie den Stoffwechsel verbessern, (Abruf: 21.05.2022), Deutsche Diabetes Gesellschaft
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.