Diät mit niedrigem glykämischen Index hilft Herzkranken beim Abnehmen
Es ist schon länger bekannt, dass eine Ernährung mit niedrigem glykämischen Index („Glyx-Diät“) beim Abnehmen helfen kann. Einer neuen Studie zufolge kann diese Methode vor allem auch für Menschen mit Herzerkrankungen von Vorteil sein.
Laut einer Studie, die auf dem ACNAP-EuroHeartCare Congress 2022, einem wissenschaftlichen Kongress der European Society of Cardiology (ESC), vorgestellt wurde, fördert der Verzehr von Lebensmitteln mit niedrigem glykämischen Index eine gesündere Körperform bei Patientinnen und Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) und hilft ihnen bei der Gewichtsreduktion.
Einfluss auf den Blutzuckerspiegel
Wie die ESC in einer Mitteilung erklärt, ordnet der glykämische Index (GI) kohlenhydrathaltige Lebensmittel danach, wie schnell sie den Blutzuckerspiegel beeinflussen.
Nahrungsmittel mit hohem GI verursachen einen schnellen Anstieg des Blutzuckers und umfassen Weißbrot, weißen Reis, Kartoffeln und Süßigkeiten.
Lebensmittel mit niedrigem GI werden langsamer verdaut und erhöhen allmählich den Blutzucker; dazu gehören Obst und Gemüse wie Äpfel, Orangen, Brokkoli und Blattgemüse, Hülsenfrüchte wie Kichererbsen, Linsen und Kidneybohnen sowie Vollkornprodukte wie brauner Reis und Hafer.
Fleisch, Geflügel und Fisch haben keine GI-Einstufung, da sie keine Kohlenhydrate enthalten.
Ernährung mit hohem GI kann Krankheitsrisiko sein
Beobachtungsstudien haben zuvor gezeigt, dass eine Ernährung mit hohem GI mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes verbunden ist. Zwei dieser Studien wurden in den Fachzeitschriften „The New England Journal of Medicine“ sowie in „Diabetes Care“ publiziert.
Eine Ernährung mit niedrigem glykämischen Index hingegen führt laut einer in dem Fachjournal „BMJ“ veröffentlichten Studie zu signifikanten gesundheitlichen Verbesserungen bei Menschen mit Diabetes.
Nutzen für Herzkranke
Die nun vorgestellte randomisierte kontrollierte Studie bewertete den potenziellen Nutzen einer Diät mit niedrigem GI in Bezug auf den Body-Mass-Index (BMI), den Taillenumfang, den Hüftumfang und das Verhältnis von Taille zu Hüfte bei Patientinnen und Patienten mit koronarer Herzkrankheit.
Zwischen 2016 und 2019 teilte die Studie 160 KHK-Betroffene im Alter von 38 bis 76 Jahren nach dem Zufallsprinzip drei Monate lang entweder einer Diät mit niedrigem GI oder einer Routinediät zu. Beide Gruppen erhielten weiterhin Standardtherapien für die koronare Herzkrankheit.
Den Patientinnen und Patienten in der Gruppe mit niedrigem GI wurde geraten, Lebensmittel mit niedrigem GI zu konsumieren und Lebensmittel mit hohem GI auszuschließen, während sie ihre übliche Aufnahme von Protein und Fett fortsetzen sollten.
Der Routinediätgruppe wurde geraten, die empfohlene Diät für koronare Herzkrankheit zu konsumieren, die Fett und einige Proteine wie Vollmilch, Käse, Fleisch, Eigelb und frittierte Lebensmittel begrenzt. Die Einhaltung der Diät wurde mit einem Fragebogen zur Ernährung bewertet. Anthropometrische Daten wurden zu Studienbeginn und nach drei Monaten gemessen.
Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden betrug 58 Jahre und 52 Prozent waren Frauen. Die anthropometrischen Maßzahlen waren zu Studienbeginn zwischen den Gruppen ähnlich. Nach drei Monaten waren alle Körpermaße in beiden Gruppen im Vergleich zum Ausgangswert gesunken, aber die Veränderungen waren nur in der Gruppe mit niedrigem GI signifikant.
Signifikante Verringerung des BMI
Als die Forschenden die Veränderungen von dem Ausgangszustand bis zum Abschluss der Studie zwischen den Gruppen verglichen, stellten sie fest, dass die Ernährung mit niedrigem GI zu einer signifikanten Verringerung des BMI und des Taillenumfangs führte.
Der BMI ging in der Gruppe mit niedrigem GI um 4,2 kg/m2 zurück, verglichen mit 1,4 kg/m2 in der Gruppe mit normaler Ernährung. Der Taillenumfang nahm in der Gruppe mit niedrigem GI um 9 cm ab, verglichen mit 3,3 cm in der Gruppe mit normaler Ernährung.
Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen beim Hüftumfang und beim Verhältnis von Taille zu Hüfte.
Das Forschungsteam untersuchte auch, ob die Intervention Frauen und Männer unterschiedlich beeinflusste. Es zeigte sich, dass eine Ernährung mit niedrigem GI den Taillenumfang, den Hüftumfang und das Verhältnis von Taille zu Hüfte bei Männern eher beeinflusst als bei Frauen. Die vorteilhafte Wirkung einer Diät mit niedrigem GI auf den BMI war bei Männern und Frauen gleich.
Studienautor Dr. Jamol Uzokov vom Republican Specialized Scientific Practical Medical Center of Therapy and Medical Rehabilitation, Taschkent, Usbekistan, sagte, dass noch größere Studien erforderlich sind, um diese Ergebnisse zu bestätigen.
Aber ihre Forschung zeige schon jetzt, „dass die Betonung von Lebensmitteln mit niedrigem GI als Teil einer ausgewogenen Ernährung wichtig ist und dass sie Patienten mit Herzerkrankungen helfen könnte, ihr Körpergewicht und ihren Taillenumfang zu kontrollieren.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- European Society of Cardiology: Low glycaemic index diet helps heart patients lose weight, (Abruf: 24.05.2022), www.escardio.org
- Jenkins DJA, Dehghan M, Mente A, et al.: Glycemic Index, Glycemic Load, and Cardiovascular Disease and Mortality; in: The New England Journal of Medicine, (veröffentlicht: 08.04.2021), The New England Journal of Medicine
- Greenwood DC, Threapleton DE, Evans CEL, et al.: Glycemic Index, Glycemic Load, Carbohydrates, and Type 2 Diabetes; in: Diabetes Care, (veröffentlicht: 13.11.2013), Diabetes Care
- Laura Chiavaroli, et al.: Effect of low glycaemic index or load dietary patterns on glycaemic control and cardiometabolic risk factors in diabetes: systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials; in: BMJ, (veröffentlicht: 05.08.2021), BMJ
Wichtiger Hinweis:
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