Wie hält man Asthma richtig unter Kontrolle?
In einer aktuellen Untersuchung hat sich gezeigt, dass Menschen mit Asthma zu häufig sogenannte SABA-Inhalatoren verwenden. Eine solche übermäßige Nutzung der Nofallsprays ist mit einer schlechteren Asthmakontrolle und einem erhöhten Risiko für schwere Asthmaanfälle und Krankenhauseinweisungen verbunden.
In eine neuen Studie von Fachleuten der Queen Mary University of London wurden die Prävalenz und Einflussfaktoren einer übermäßigen Verschreibung von SABA-Inhalatoren analysiert. Die Ergebnisse können in der englischsprachigen Fachzeitschrift „British Journal of General Practice“ nachgelesen werden.
Bei Asthma Kortikosteroid-Inhalatoren verwenden
Asthma ist eine häufig auftretende Lungenerkrankung, welche zu Symptomen wie Husten, Keuchen oder Atemnot führen kann. Wenn Menschen unter Asthma leiden, hilft die Verwendung eines sogenannten Kortikosteroid-Inhalators dabei, die Erkrankung möglichst optimal unter Kontrolle zu behalten, indem dieser das Auftreten von Symptomen verhindert, berichten die Forschenden.
Negative Auswirkungen von SABA-Inhalatoren
Es ist aber auch möglich, Notfallinhalatoren oder SABA-Inhalatoren einzusetzen, um Symptome von Asthma bei Bedarf schnell zu lindern, so das Team. Allerdings scheine die Verwendung von SABA-Inhalatoren zur Linderung der Symptome statt der Verwendung von Kortikosteroiden zur Vorbeugung von Symptomen langfristig eher negative Auswirkungen zu haben.
Zu häufige Verwendung von SABA-Inhalatoren weitverbreitet
Laut den Forschenden hat sich in früheren Studien gezeigt, dass Menschen mit Asthma häufig zu viele SABA-Inhalatoren verwenden (definiert als sechs oder mehr Verschreibungen pro Jahr). Werden diese Inhalatoren zu häufig eingesetzt, sei dies mit einer schlechten Asthmakontrolle und einem erhöhten Risiko für schwere Asthmaanfälle und Krankenhauseinweisungen verbunden.
So wurden beispielsweise im National Review of Asthma Deaths des Jahres 2014 Hinweise auf einen übermäßigen Gebrauch und sogar auf eine Abhängigkeit von Reliever-Inhalatoren bei Menschen festgestellt, welche an Asthma verstarben, berichten die Forschenden.
Der Gebrauch und die Verschreibung dieser Inhalatoren sei aber trotzdem in den darauf folgenden Jahren nicht wirklich zurückgegangen zu sein.
SABA-Inhalatoren immer noch zu häufig verschrieben
Denn in der aktuellen Analyse von über 700.000 anonymisierten Patientenakten aus 117 Hausarztpraxen in Ostlondon stellten die Fachleute fest, dass 26 Prozent der Menschen mit Asthma immer noch zu viele SABA-Inhalatoren verschrieben bekommen.
Außerdem zeigte sich, dass ein Viertel dieser Personen auch zu selten präventive (Kortikosteroid-)Inhalatoren verwendet. Dies gibt laut dem Team Anlass zur Sorge über eine unzureichende Prävention bei einer Gruppe von Menschen mit schwerem Asthma.
„Die Zusammenarbeit mit den Patienten zur Verbesserung der regelmäßigen Anwendung von vorbeugenden Inhalatoren sollte ein zentrales Anliegen sein, um asthmabedingte Krankenhauseinweisungen zu verringern“, erläutert Studienautorin Anna De Simoni von der Queen Mary University of London in einer Pressemitteilung.
70 Prozent weniger Krankenhauseinweisungen durch Asthma
Die Medizinerin fügt hinzu, dass den Berechnungen der Forschenden zufolge die Reduzierung des Einsatzes von SABA-Inhalatoren auf vier bis zwölf Anwendungen jährlich, bei Personen, welche mehr als zwölf Mal SABA-Inhalatoren pro Jahr verwenden, zu 70 Prozent weniger asthmabedingten Krankenhauseinweisungen führen könnte.
Unterschiede in Anzahl der Verschreibungen von Praxen
In der aktuellen Studie zeigte sich außerdem, dass die Verschreibung in einzelnen Hausarztpraxen sehr unterschiedlich verläuft. So wurden in einigen Praxen sechs Prozent der an Asthma leidenden Menschen zu viel SABA-Inhalatoren verschreiben, es gab aber auch Praxen, in denen sogar 60 Prozent zu viel verschrieben wurden.
Eine weitere Analyse der Unterschiede ergab schließlich, dass die Überverschreibung stark mit einer Wiederholungsverschreibung (bei der Rezepte automatisch in Apotheken ausgestellt werden) zusammenhing.
Reduzierung der Verbreibung von SABA-Inhalatoren angebracht
„Unsere Studie zeigt die Komplexität des Problems auf, denn es gibt mehrere Gründe, warum Patienten zu viele SABA-Inhalatoren verschrieben werden. Die Ergebnisse sind ein Aufruf zu detaillierterer Forschung über Interventionen zur Verringerung des unangemessenen SABA-Übergebrauchs in verschiedenen Patientengruppen“, fügt Studienautor Paul Pfeffer hinzu.
„In der nächsten Phase dieses Forschungsprogramms planen wir, den Praxen Instrumente an die Hand zu geben, die die Identifizierung und das Management von Risikopatienten auf der Grundlage von Verschreibungsunterlagen unterstützen“, fügt die Expertin hinzu.(as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Anna De Simoni, Hajar Hajmohammadi, Paul Pfeffer, James Cole, Chris Griffiths, Sally A Hull: Reducing SABA overprescribing in asthma: lessons from a Quality Improvement prescribing project in East London; in: British Journal of General Practice (veröffentlicht 14.06.2022), British Journal of General Practice
- Queen Mary University of London: More than a quarter of people with asthma are still over-using rescue inhalers – putting them at increased risk of severe attacks and hospitalisation (veröffentlicht 15.06.2022), Queen Mary University of London
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.