So lassen sich Süchte stoppen
Viele Menschen kämpfen mit irgendeiner Art von Sucht in ihrem Leben. In einer neuen Forschungsarbeit wurde nun festgestellt, dass Süchte mit bestimmten Schaltkreisen und Knotenpunkten in Gehirn verbunden sind, deren Manipulation die Sucht aufheben könnte.
Süchte sind weitverbreitet
Es gibt eine Vielzahl von Süchten wie beispielsweise die Sucht nach Glücksspiel, Sex, Drogen, Alkohol, Rauchen und auch nach bestimmten Medikamenten. Vielen Betroffenen fällt es äußerst schwer, ihre Sucht endgültig aufzugeben und mache sind von sich aus nicht in der Lage, die Sucht zu überwinden.
Schäden am Hirn stoppten Sucht
Es hat sich aber bereits gezeigt, dass in seltenen Fällen das Auftreten einer regionalen Hirnschädigung zur Remission der Sucht führen kann, berichtet das Forschungsteam um Michael D. Fox von der Harvard Medical School (USA).
Dies Fälle können dazu genutzt werden, um mögliche therapeutische Ziele für die Neuromodulation zu identifizieren, so die Fachleute weiter. In ihrer neuen Studie haben sie daher untersucht, bei welchen Bereichen im Gehirn ein Zusammenhang mit einer läsionsinduzierten Remission der Sucht auftritt.
Die Fachleute untersuchten hierfür zwei Kohorten von Menschen, welche zum Zeitpunkt einer fokalen Hirnschädigung abhängig vom Rauchen waren. Sie analysierten die genaue Lage der Hirnverletzungen und berechneten damit verbundene Hirnnetzwerke.
Die Verallgemeinerbarkeit wurde anschließend anhand einer unabhängigen Kohorte von Menschen mit fokalen Hirnschäden und Risikowerten für Alkoholabhängigkeit bewertet und die Ergebnisse der Untersuchung wurden in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ veröffentlicht.
Remission von Sucht durch Hirnverletzung
Tatsächlich stellten die Forschenden Zusammenhänge zwischen Hirnverletzungen und der Remission der Sucht fest. Es zeigte sich, dass Läsionen an vielen verschiedenen Stellen des Gehirns die Sucht nach dem Rauchen beenden können.
Allerdings wurden diese Läsionen durch ein spezifisches Muster der Konnektivität des Gehirns gekennzeichnet, erläutert das Team.
Welche Bereiche des Gehirns waren betroffen?
Dieses Muster umfasste eine positive Konnektivität mit dem dorsalen cingulären, dem lateralen präfrontalen Kortex und der Insula sowie eine negative Konnektivität mit dem medialen präfrontalen und dem temporalen Kortex, erklären die Forschenden.
Dieser Schaltkreis war über unabhängige Läsionskohorten hinweg reproduzierbar, ging mit einem geringeren Alkoholabhängigkeitsrisiko einher und war spezifisch für Suchtmerkmale, fügen die Fachleute hinzu.
Dabei habe es verschiedene Knotenpunkte gegeben, welche am stärksten mit dem Konnektivitätsprofil für die Remission der Sucht zusammenhingen. Dies waren:
- der Gyrus cinguli (Gürtelwindung),
- das linke frontale Operculum (linker Rindenbereich des Frontallappens)
- und der mediale frontopolare Kortex (Frontallappen der Großhirnrinde)
Ziele für therapeutische Neuromodulation bei Sucht identifiziert
Die Fachleute kommen zu dem Schluss, dass Hirnläsionen, welche die Sucht stören, einem spezifischen menschlichen Hirnkreislauf zuzuordnen sind. Die in diesen Kreislauf vorkommenden Knotenpunkte seien testbare Ziele für eine therapeutische Neuromodulation.
Eine solche Neuromodulation der richtigen Knotenpunkte könnte es ermöglichen, dass Menschen ihre vorhandenen Süchte hinter sich lassen und wieder ein unbeschwertes Leben führen können. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Khaled Moussawi, Shan H. Siddiqi, Amir Abdolahi, William Drew, Alexander L. Cohen, et al.: Brain lesions disrupting addiction map to a common human brain circuit; in: Nature Medicine (veröffentlicht 13.06.2022), Nature Medicine
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.