Sehstörungen, Übelkeit, Frieren, Taubheitsgefühle, und das alles in Kombination mit hämmernden Kopfschmerzen, die kaum auszuhalten sind: Allein in Deutschland leiden etwa sechs bis acht Millionen Menschen an Migräne. Betroffenen wird bei einer akuten Attacke unter anderem empfohlen, Licht zu meiden. Doch das könnte einem Kopfschmerzexperten zufolge falsch sein.
Migräne-Patienten reagieren sehr empfindlich auf Licht
Migräne ist eine sehr verbreitete Schmerzerkrankung, die bei vielen Betroffenen zu massiven Einschränkungen der Lebensqualität und Ausfällen im Sozial- und Berufsleben führt. Bei den Patienten kommt es zu massiven Kopfschmerzen, die anfallartig auftreten und einer Reihe weiterer Beschwerden wie Schwindel, Sehstörungen, Frieren, Übelkeit und Erbrechen. Die Erkrankung gilt als nicht heilbar und die genauen Auslöser sind bislang nicht bekannt. Laut Gesundheitsexperten gibt es verschiedene Trigger, die die Kopfschmerzattacken auslösen können. Schlechtes Wetter zählt dazu oder auch Stress und Schlafmangel.
Eine Überempfindlichkeit gegenüber Gerüchen, Lärm oder Licht ist eine häufige Begleiterscheinung von Migräne. Patienten werden daher während einer Attacke regelrecht lichtscheu und zeigen manchmal eine Photophobie. Lichtreize können zudem auch Auslöser einer Kopfschmerzattacke sein. Häufig wird schon normales Tageslicht als unerträglich empfunden, weshalb sich Migräne-Erkrankte während einer Attacke in dunkle Räume zurückziehen und Licht selbst manchmal zwischen den Attacken meiden. Auch von vielen Ärzten wird den Patienten geraten, Helligkeit während der Attacken zu meiden, doch laut einem österreichischen Forscherteam könnte das falsch sein.
„Vermeidung von Licht nachteilig“
Wie auf der Webseite der Medizinischen Universität Wien (MedUni) berichtet wird, untersucht derzeit ein Forscherteam der Hochschule in einem Projekt des Wissenschaftsfonds FWF neue Therapieansätze zur Behandlung der für Betroffene extrem beeinträchtigenden Lichtempfindlichkeit. Den Experten zufolge zählt diese Vermeidungsstrategie zwar auch zu den ärztlichen Empfehlungen für den Umgang mit Migräne, könnte aber schädlich sein. „Inzwischen wird jedoch vermutet, dass die Vermeidung von Licht nachteilig ist, weil sie die Empfindlichkeit gegenüber Licht, die sogenannte Photophobie, weiter erhöhen könnte“, sagte Kopfschmerzexperte Christian Wöber von der Universitätsklinik für Neurologie in Wien (MedUni Wien/AKH).
Nachhaltige Wege im Umgang mit Lichtempfindlichkeit
Dies sei vergleichbar mit Menschen, die unter Höhen- oder Platzangst leiden und angstauslösende Situationen vermeiden –, damit jedoch das Problem nicht lösen. Die Forscher gehen daher im Rahmen der Studie „Photophobie bei Migräne“ der Frage nach, ob es auch andere und vor allem nachhaltige Wege im Umgang mit der Lichtempfindlichkeit bei Migräne gibt. Ihren Angaben zufolge zeigen erste Untersuchungen, dass nicht das Vermeiden von Licht, sondern umgekehrt, die Desensibilisierung des Gehirns gegenüber Lichtreizen die bessere Strategie sein könnte. Die Betroffenen durchlaufen dabei einwöchige Trainings, in denen sich das Gehirn durch „Flackerlicht“ an helles oder normales Licht gewöhnen soll. „Das aktuelle Forschungsprojekt wird mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) die ersten Hirnfunktionsdaten zur bestmöglichen Strategie liefern“, erläuterte fMRT-Experte Roland Beisteiner. Wie es heißt, werden beide Herangehensweisen – Lichtexposition und Lichtentzug – an Migränepatientinnen und -patienten und an Personen ohne Migräne untersucht. „Noch ist unklar, ob das Gehirn wirklich weniger empfindlich wird durch Desensibilisierung, also eine Behandlung durch Licht. Wenn ja, wäre das ein völlig neuer Therapieansatz“, so die Forscher.
Natürliche Mittel gegen Migräne
Die Forschung konnte in den vergangen Jahren bezüglich des Themas Migräne viel Hilfreiches für Betroffene herausfinden. Bekannt ist mittlerweile, dass die dauerhafte Einnahme von Schmerzmitteln zu mehr Anfällen führen kann. Wenn die Beschwerden nicht allzu stark sind, können mitunter Hausmittel gegen Migräne helfen. So steht Patienten etwa mit dem sogenannten Mutterkraut laut Experten ein pflanzliches Arzneimittel zur Linderung beziehungsweise Prävention der Beschwerden zur Verfügung. Und erst kürzlich wurde in einer Studie bestätigt, dass Cannabis hilfreich gegen Migräne sein kann. Neben verschiedenen Arzneimitteln stehen zudem nichtmedikamentöse Therapien zur Vorbeugung einer Migräne zur Verfügung. Empfohlen werden hier unter anderem Entspannungsübungen zum Stressaabbau wie Yoga oder progressive Muskelrelaxation. (ad)
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