Beifuß-Allergie: Wesentlicher erster Schritt zur ursächlichen Therapie
Fachleuten zufolge sind rund zehn Prozent der Menschen hierzulande von einer Beifuß-Allergie betroffen. Durch den Kontakt mit den Pollen dieses Krauts werden bei ihnen typische Heuschnupfen-Beschwerden ausgelöst, die zu einer starken Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens und der Lebensqualität führen können. Doch nun besteht Hoffnung: Forschende haben die Grundlage für einen Impfstoff geschaffen.
Ein Forschungsteam der Medizinischen Universität (MedUni) Wien hat zentrale Mechanismen der Allergie gegen die Pollen aus dem weit verbreiteten Unkraut Beifuß entdeckt und damit gleichzeitig die Grundlage für die Entwicklung des weltweit ersten Impfstoffs geschaffen. Die neuen Erkenntnisse sind ein wesentlicher erster Schritt zur ursächlichen Therapie und zur Prävention. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Journal of Allergy and Clinical Immunology“ veröffentlicht.
Überschießende Immunreaktion
Laut einer aktuellen Mitteilung setzten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrer präklinischen Forschungsarbeit am Ausgangspunkt der Beifuß-Allergie an.
Dabei entdeckten die Forschenden, wo und wie die Antikörper vom Typ Immunglobulin-E (IgE) das Hauptallergen des Beifuß (Art v 1) erkennen und die überschießende Immunreaktion in Gang bringen.
Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass die Eiweißbausteine des Beifuß-Hauptallergens so beschaffen sind, dass sie durch Abwehrstoffe IgG (Immunglobulin-G) blockiert werden können.
Mit diesen Erkenntnissen schuf das Team um Maja Zabel und Winfried Pickl in Zusammenarbeit mit dem Team von Rudolf Valenta (alle vom Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien) die Grundlage für die Entwicklung eines Impfstoffs gegen die Beifuß-Allergie.
Krankmachende IgE-Antiköper
„Unsere Studie zeigt, wie Bruchstücke des Hauptallergens von Beifuß für die wirksame und sichere Therapie verwendet werden können“, sagt Studienleiter Winfried Pickl.
„Unsere Beobachtungen der Wirkweise des Impfstoffs ergeben, dass eines der Enden des Beifuß-Hauptallergens wichtige Bindungsstellen für die krankmachenden IgE-Antiköper von AllergikerInnen bereitstellt, die für eine neuartige Impfung genutzt werden können“, so der Forscher.
Rund zehn Prozent der Bevölkerung betroffen
Der Gemeine Beifuß ist auf der Nordhalbkugel weit verbreitet, wo die Pollen seiner Blüten bei Allergikerinnen und Allergikern von Juli bis September Beschwerden bis hin zu Asthma verursachen.
Den Angaben zufolge stehen den etwa zehn Prozent der Menschen in der Bevölkerung, die gegen Beifuß sensibilisiert sind, derzeit lediglich Behandlungsmöglichkeiten zur Linderung ihrer Symptome zur Verfügung.
Die aktuelle Studie ist ein international viel beachteter erster Schritt zur ursächlichen Therapie und Prävention. „Als nächstes werden wir unsere Forschungsergebnisse für die Herstellung eines synthetischen Impfstoffs verwenden, der im Rahmen einer klinischen Studie überprüft werden kann“, erläutert Rudolf Valenta. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Medizinische Universität Wien: Beifuß-Allergie: MedUni-Wien-Studie schafft Grundlage für Impfstoff, (Abruf: 26.06.2022), Medizinische Universität Wien
- Maja Zabel, Milena Weber, Bernhard Kratzer, Cordula Köhler, Beatrice Jahn-Schmid, Gabriele Gadermaier, Pia Gattinger, Urška Bidovec-Stojkovič, Peter Korošec, Ursula Smole, Gert Wurzinger, Kuan-Wei Chen, Carmen Bunu Panaitescu, Ludger Klimek, Isabel Pablos, Katarzyna Niespodziana, Alina Neunkirchner, Walter Keller, Rudolf Valenta & Winfried F. Pickl: Art v 1 IgE epitopes of patients and humanized mice are conformational; in: Journal of Allergy and Clinical Immunology, (veröffentlicht: 20.06.2022), Journal of Allergy and Clinical Immunology
Wichtiger Hinweis:
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