Warum Kontinuität bei Besuchen von Arztpraxen so wichtig ist
Wenn Menschen immer wieder denselben Hausarzt bzw. dieselbe Hausärztin aufsuchen, ist dies mit besseren gesundheitlichen Ergebnissen sowie einem geringeren Risiko für Krankenhausaufenthalte und einen frühzeitigen Tod verbunden. Insbesondere ältere Menschen, Personen mit komplexen, langfristigen oder multiplen Erkrankungen oder mit schlechter allgemeiner psychischer Gesundheit scheinen zu profitieren.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Queen Mary University of London wurden die Besuche in 126 ärztlichen Praxen und die Auswirkungen auf die Gesundheit untersucht. Die Ergebnisse wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „British Journal of General Practice“ veröffentlicht.
wer nahm an der Studie teil?
Die Teilnehmenden der Untersuchung bestanden aus einer Million Personen, welche zwischen Januar 2017 und Dezember 2018 drei oder mehr Mal ihren Hausarzt oder ihre Hausärztin konsultierten. Dabei wurden Daten aus elektronischen Gesundheitsakten mit Ergebnissen von Befragungen in Allgemeinpraxen verknüpft.
Was beeinflusst die Kontinuität der Nutzung von Arztpraxen?
Die Fachleute stellten fest, dass etwa die Hälfte (52 Prozent) der Teilnehmenden regelmäßig denselben Hausarzt oder dieselbe Hausärztin aufsuchte. Es zeigte sich, dass das Alter der Teilnehmenden und die Größe der Praxis die stärksten Prädiktoren für die Kontinuität darstellten.
Umso älter die Teilnehmenden waren, desto wahrscheinlicher war es, dass sie denselben Hausarzt oder Hausärztin aufsuchten und je größer die Praxis war, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit für eine Kontinuität der Besuche, berichten die Forschenden.
Welche Menschen profitierten besonders stark von Kontinuität?
Die Kontinuität der Betreuung führt zu besseren Ergebnissen für die Teilnehmenden, insbesondere für ältere Menschen, Menschen mit komplexen, langfristigen oder multiplen Erkrankungen oder mit schlechter psychischer Gesundheit, fügt das Team hinzu.
Weniger Krankenhausaufenthalte und geringere Sterblichkeit
Laut den Fachleuten werden Menschen, welche den größten Teil ihrer Behandlung durch denselben Arzt oder dieselbe Ärztin erhalten, seltener in ein Krankenhaus eingewiesen und weisen eine geringere Sterblichkeit auf.
Nimmt die Kontinuität der Versorgung ab, ist es möglich, dass oben genannte Menschen besonders stark betroffen sind, was zu einer suboptimalen Versorgung führt und dafür sorgt, dass wichtige gesundheitliche Probleme übersehen werden, so die Forschenden.
Kontinuität baut vertrauensvolle Beziehung auf
Die Kontinuität der Versorgung baut eher eine vertrauensvolle Beziehung von Menschen zum behandelnden Arzt oder Ärztin auf. Dies führt dazu, dass diese Personen eher Ratschläge befolgen und präventive Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Gesundheit ergreifen.
Warum die Kontinuität der Versorgung abnimmt
Die Kontinuität der Versorgung hat stetig abgenommen. Gründe hierfür sind beispielsweise die Ausweitung größerer Praxen, die Zunahme der Zahl von Hausärzten und -ärztinnen in Teilzeit, Schwierigkeiten bei der Personalbeschaffung und die Tatsache, dass der schnelle Zugang Vorrang vor der Kontinuität hat, berichten die Fachleute.
Besonders die COVID-19-Pandemie habe viele dieser Faktoren verstärkt und die Art und Weise verändert, wie Menschen mit örtlichen Praxis interagieren, fügen die Forschenden hinzu.
„Die Kontinuität der Versorgung führt zu besseren Ergebnissen, insbesondere bei älteren Patienten und solchen mit komplexen Bedürfnissen, und sie sollte routinemäßig als Qualitätsmerkmal der Praxis gemessen werden“, berichtet Studienautorin Dr. Sally Hull in einer Pressemitteilung.
„Wir haben gezeigt, dass es möglich ist, die Kontinuität auf einfache Weise zu messen, und zwar in der gesamten Gesundheitswirtschaft und unter Verwendung von Informationen, die bereits routinemäßig erfasst werden“, fügt die Medizinerin hinzu.
Eine Verbesserung der Kontinuität dürfte sich einerseits positiv auf die Zufriedenheit der untersuchten Personen und der Ärzte oder Ärztinnen auswirken und gleichzeitig die klinischen Ergebnisse verbessern, mutmaßen die Forschenden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sally Hull, Crystal Williams, Peter Schofield, Kambiz Boomla, Mark Ashworth: Measuring continuity of care in general practice: a comparison of two methods using routinely collected data.; in: British Journal of General Practice (veröffentlicht 28.06.2022), British Journal of General Practice
- Queen Mary University of London: Seeing the same GP is good for your health, but only half of patients are able to do so (veröffentlicht 29.06.2022), Queen Mary University of London
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.