Immunflucht-Varianten sorgen für steigende Fallzahlen
Für die derzeitige Coronavirus-Sommerwelle ist größtenteils die SARS-CoV-2-Untervariante BA.5 verantwortlich. Die noch im Frühjahr dominierenden Untervarianten BA.1 und BA.2 sind hingegen kaum noch vertreten. Eine neue Forschungsarbeit zeigt nun, warum die neue Unterart die alten verdrängt hat.
Eine Arbeitsgruppe des Deutschen Primatenzentrums (DPZ) – Leibniz-Institut für Primatenforschung, der Medizinischen Hochschule Hannover und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg haben im Rahmen einer aktuellen Studie festgestellt, dass frühere Infektionen mit den älteren Omikron-Untervarianten BA.1 und BA.2 kaum vor der zur Zeit vorherrschenden SARS-CoV-2-Untervariante BA.5 schützen. So könne sich letztere verstärkt ausbreiten.
Die entsprechenden Studienergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „The Lancet Infectious Diseases“ vorgestellt.
BA.5 verdrängt andere Coronavirus-Varianten
In Deutschland sowie in vielen anderen Ländern verdrängt die Untervariante BA.5 des Coronavirus SARS-CoV-2 die „alten“ Varianten BA.1 und BA.2, die noch im Frühjahr 2022 dominierten. Der Anstieg der Fallzahlen in den letzten Wochen ist nach Angaben des Forschungsteams hauptsächlich auf Infektionen mit BA.5 zurückzuführen.
Antikörper zeigen bei BA.5 kaum Wirkung
Die Arbeitsgruppe zeigte, dass sowohl therapeutische Antikörper sowie durch Impfung oder Infektionen erworbene Antikörper die Untervarianten BA.2.12.1, BA.4 und BA.5 kaum hemmen konnten. Lediglich der Antikörper Bebtelovimab blockierte alle getesteten Varianten mit hoher Effizienz.
BA.2.12.1, BA.4 und BA.5 sind Immunflucht-Varianten
Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass es sich bei BA.2.12.1, BA.4 und BA.5 um Immunflucht-Varianten handelt. „Es ist daher davon auszugehen, dass eine durchgemachte Infektion mit BA.1 oder BA.2 nur einen geringen Schutz vor einer nachfolgenden Infektion mit BA.4 oder BA.5 bietet“, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen.
Impf-Schutz schwächer als bei älteren Varianten
Antikörper, die durch eine Impfung mit dem mRNA-Impfstoff von BioNTech/Pfizer erworben wurden, hemmten zwar alle Untervarianten von Omikron, jedoch deutlich geringer als jene Varianten, die sich zu Beginn der COVID-19-Pandemie ausgebreitet haben.
„BA.2.12.1 sowie insbesondere BA.4 und BA.5 sind Antikörperfluchtvarianten“, bestätigt Studienautor Markus Hoffmann. Die Impfung schützt ihm zufolge dennoch vor einem schweren Verlauf. Der Schutz falle jedoch geringer aus als bei den zuvor dominierenden Varianten. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- H.-M. Jäck, G. M. N. Behrens, S. Pöhlmann, M. Hoffmann, et al.: Augmented neutralisation resistance of emerging omicron subvariants BA.2.12.1, BA.4, and BA.5; in: The Lancet Infectious Diseases (2022) DOI: https://doi.org/10.1016/S1473-3099(22)00422-4, thelancet.com
- Deutsches Primatenzentrum - Leibniz-Institut für Primatenforschung: Neue Omikron-Untervarianten BA.2.12.1, BA.4 und BA.5 werden schlechter durch Antikörper gehemmt (veröffentlicht: 30.06.2022), dpz.eu
Wichtiger Hinweis:
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