BacPROTACs: Antibiotika der Zukunft
Antibiotika retten weltweit vielen Millionen Menschen das Leben. Doch Antibiotikaresistenzen stellen zunehmend eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit dar. Umso wichtiger wären neue antimikrobielle Wirkstoffe. Forschende sind bei der Entwicklung alternativer Antibiotika nun einen bedeutenden Schritt weiter gekommen.
Bakterielle Infektionen führen jedes Jahr zu hunderttausenden Todesfällen; verstärkt auftretende Antibiotikaresistenzen machen weltweite Pandemien immer wahrscheinlicher. Umso wichtiger ist daher die Erforschung alternativer Antibiotika. In einer im Fachmagazin „Cell“ veröffentlichten Studie entwickelten Forschende neuartige Wirkstoffe, die perspektivisch gegen jedes bakterielle Protein gerichtet werden können und somit eine komplett neuartige Antibiotika-Klasse darstellen.
Bakterielle Proteine abbauen
Ausgewählte zelluläre Proteine mit individuell entwickelten Designermolekülen gezielt zu zerstören, ist ein neuer Ansatz zur Entwicklung von Chemotherapeutika in der Krebsbehandlung, heißt es in einer aktuellen Mitteilung der Universität Duisburg-Essen (UDE).
Eine besonders intensiv erforschte Klasse solcher Proteinabbaumoleküle sind demnach die sogenannten PROTACs (proteolysis targeting chimeras).
In der vor kurzem veröffentlichen Studie hat ein Team um Prof. Dr. Tim Clausen vom Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie in Wien gemeinsam mit der Arbeitsgruppe von UDE-Professor Dr. Markus Kaiser über die Krebstherapie hinausgeschaut.
Die von den Forschenden entwickelte neue Klasse dieser Moleküle, genannt BacPROTACs, ist speziell darauf ausgerichtet, ausschließlich bakterielle Proteine abzubauen. Damit wirken sie gegen Infektionen mit verschiedenen Bakterienklassen, darunter beispielsweise die Tuberkulose auslösenden Mycobakterien.
Wenn konventionelle Mittel nicht mehr wirken
Doch Menschen und Tieren können die neuen Wirkstoffe nichts anhaben: Denn der Mechanismus, über den sie Proteine abbauen, kommt ausschließlich in Bakterien vor.
„Da es sich um einen neuartigen Ansatz zur Bekämpfung bakterieller Infektionen handelt, gegen den noch keine Resistenzen bestehen, könnten BacPROTACs insbesondere dann eingesetzt werden, wenn konventionelle Antibiotika nicht mehr wirken“, erläutert Kaiser.
Weil BacPROTACs prinzipiell gegen jedes bakterielle Protein gerichtet werden können, bilden sie das Fundament für eine dringend benötigte neue Antibiotika-Klasse. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Duisburg-Essen: Antibiotika der Zukunft, (Abruf: 02.07.2022)
- Francesca E. Morreale, Stefan Kleine, Julia Leodolter, Sabryna Junker, David M. Hoi, Stepan Ovchinnikov, Anastasia Okun, Juliane Kley, Robert Kurzbauer, Lukas Junk, Somraj Guha, David Podlesainski, Uli Kazmaier, Guido Boehmelt, Harald Weinstabl, Klaus Rumpel, Volker M. Schmiedel, Markus Hartl, David Haselbach, Anton Meinhart, Markus Kaiser, Tim Clausen: BacPROTACs mediate targeted protein degradation in bacteria; in: Cell, (veröffentlicht online: 03.06.2022 und in: Volume 185, Issue 13, P2338-2353.E18, 23.06.2022), Cell
Wichtiger Hinweis:
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