Herzgesundheit am Wendepunkt – Deutliche Verschlechterung in den letzten Jahrzehnten
Ein Forschungsteam hat die kardiometabolische Gesundheit der amerikanischen Bevölkerung anhand von fünf Kriterien untersucht: Blutdruck, Blutzucker, Cholesterinspiegel, Körpergewicht und das Auftreten von kardiovaskulären Vorfällen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Das ernüchternde Ergebnis: Weniger als sieben Prozent der Teilnehmenden schnitten in allen Bereichen gut ab.
Forschende der Friedman School of Nutrition Science and Policy an der Tufts University (USA) berichten im „Journal of the American College of Cardiology“, dass nur 6,8 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung eine gute Herzgesundheit vorweisen können. Der allgemeine Gesundheitszustand habe sich innerhalb der letzten 20 Jahre deutlich verschlechtert.
Eine verheerende Gesundheitskrise
Über 93 Prozent der untersuchten Personen schnitten in mindestens einem der fünf untersuchten Bereichen schlecht ab. Die Arbeitsgruppe bewertet dies als eine „verheerende Gesundheitskrise, die dringend Maßnahmen erfordert.“
Das Team verglich Gesundheitsdaten aus den Jahren 2017 und 2018 mit denen von 1999. Dabei konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zahlreiche negative Trends im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte feststellen.
Deutliche Verschlechterung im Vergleich zum Jahr 1999
Beispielsweise hatte im Jahr 1999 noch einer von drei Erwachsenen das für die jeweilige Person optimale Körpergewicht. Im Jahr 2018 wurde dies nur noch bei jeder vierten Person beobachtet. 1999 waren drei von fünf Erwachsenen nicht an Diabetes oder Prädiabetes erkrankt. 2018 litten bereits mehr als sechs von zehn Erwachsenen unter diesen Stoffwechselkrankheiten.
„Es ist höchst problematisch, dass in den Vereinigten Staaten, einer der reichsten Nationen der Welt, weniger als einer von 15 Erwachsenen eine optimale kardiometabolische Gesundheit aufweist“, unterstreicht Studienautorin Meghan O’Hearn.
„Wir brauchen eine komplette Überarbeitung unseres Gesundheitssystems, unseres Lebensmittelsystems und unserer baulichen Umwelt, denn dies ist eine Krise für alle, nicht nur für einen Teil der Bevölkerung“, folgert die Forscherin.
Repräsentative Stichprobe von 55.000 Personen
Die Daten basieren auf landesweiten repräsentativen Stichproben von rund 55.000 Personen ab einem Alter von 20 Jahren. Auffällig war bei den Ergebnissen auch, dass Faktoren wie Geschlecht, Ethnie und Bildungsniveau einen großen Einfluss auf den Gesundheitszustand hatten.
Soziale Faktoren beeinflussen die Herzgesundheit
So war zum Beispiel die Chance für optimale Werte der Herzgesundheit in allen fünf Bereichen bei Erwachsene mit einem geringen Bildungsstand nur halb so hoch, wie bei Personen mit höherer Bildung.
„Soziale Determinanten der Gesundheit wie Lebensmittel- und Ernährungssicherheit, sozialer und gemeinschaftlicher Kontext, wirtschaftliche Stabilität und struktureller Rassismus setzen Personen mit unterschiedlichem Bildungsniveau, unterschiedlicher Rasse und ethnischer Zugehörigkeit einem erhöhten Risiko für Gesundheitsprobleme aus“, fasst Studienautor Dariush Mozaffarian zusammen.
Dies ist ihm zufolge ein wichtiger Beitrag, um „die Ursachen für schlechte Ernährung und gesundheitliche Ungleichheiten in den USA und weltweit besser zu verstehen und zu bekämpfen“.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weitgehend vermeidbar
„Diese Erkrankungen sind weitgehend vermeidbar“, erläutert O’Hearn. Es muss ihr zufolge mehr dafür getan werden, um Betroffene zu identifizieren, die an einem „kritischen Wendepunkt“ stehen.
Bei einem Großteil der Menschen könnten durch geeignete Interventionen wie gesunde Ernährung und mehr Bewegung schwere Krankheiten verhindert werden.
„Wir verfügen über die gesundheitspolitischen und klinischen Maßnahmen, um diese Probleme anzugehen“, verdeutlicht O’Hearn. „Jetzt gibt es eine wachsende wirtschaftliche, soziale und ethische Notwendigkeit, diesem Problem deutlich mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als es bisher der Fall war“, betont die Studienautorin abschließend. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Meghan O’Hearn, Brianna N.Lauren, Dariush Mozaffarian, et al.: Trends and Disparities in Cardiometabolic Health Among U.S. Adults, 1999-2018; in: Journal of the American College of Cardiology (2022), sciencedirect.com
- Tufts University: Only seven percent of adults have good cardiometabolic health (veröffentlicht: 04.07.2022), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.