Reisen mit Herzkrankheiten: Tipps für mehr Sicherheit
Die Sommerurlaubszeit steht vor der Tür oder hat in manchen Gebieten bereits begonnen und der Urlaubsbedarf ist groß nach den Einschränkungen in den letzten Jahren. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten allerdings bei der Urlaubsplanung einige Details beachten.
Zahlreiche Umweltfaktoren können die Gesundheit des Herzens beeinflussen, darunter beispielsweise Höhe, Hitze, Klima und Luftqualität. Besonders Menschen mit Herzkrankheiten sollten sich daher genau über die Gegebenheiten vor Ort informieren, wenn sie in den Urlaub fahren. Worauf zu achten ist, erklärt Dr. med. Magnus Baumhäkel von der Deutschen Herzstiftung.
Herzkranke müssen nicht auf Urlaub verzichten
Betroffene mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie koronarer Herzkrankheit (KHK), Herzrhythmusstörungen, Klappenerkrankungen und Herzschwäche (Herzinsuffizienz) müssen laut der Fachgesellschaft in der Regel nicht aufs Reisen verzichten.
Eine gute Planung sei für Menschen mit Herzkrankheiten jedoch besonders wichtig für den Sommerurlaub.
Ärztliche Einschätzung einholen
Zu einem der ersten Schritte gehört laut Dr. Baumhäkel ein Gespräch mit dem behandelnden Arzt, beziehungsweise der behandelnden Ärztin, um eine erste Einschätzung zu erhalten, ob eine Reise zu dem gewünschten Zielort generell zu empfehlen ist.
Checkup vor dem Urlaub machen
Vier bis sechs Wochen vor der Reise sollte zudem eine Untersuchung erfolgen, rät Dr. Baumhäkel. So könne rechtzeitig die Stabilität der Patientinnen und Patienten überprüft und eventuell eine Änderung an den Medikamenten durchgeführt werden.
„Nur so lassen sich Risiken durch Überbelastungen oder Fehleinschätzungen vermeiden“, betont der Kardiologe. Über die Herzstiftung kann eine kostenfreie Reise-Checkliste für Herzpatienten bestellt werden.
Wichtigster Anhaltspunkt: Die Belastbarkeit
Einen der wichtigsten Anhaltspunkte, ob eine Reise empfehlenswert ist, stellt die persönliche Belastbarkeit dar. Die körperliche Leistungsfähigkeit sollte durch die Herzerkrankung nicht stark eingeschränkt sein. Operationen am Herzen sollten bereits mehrere Wochen zurückliegen.
Klimabedingungen und Zeitumstellungen berücksichtigen
Hitze, Kälte und Höhe können das Herz belasten, genau wie eine andere Klimazone und ein Zeitwechsel. Sehr hohe Temperaturen erhöhen beispielsweise das Risiko für einen Kreislaufkollaps oder Herzrhythmusstörungen.
Aufenthalte in großen Höhen über 2500 Meter sorgen zudem dafür, dass weniger Sauerstoff in die Arterien kommt. Dies kann den Herzmuskel stark belasten und schlimmstenfalls einen Herzinfarkt auslösen.
Herzkranke sollten keine Orte mit extremen Wetterbedingungen als Urlaubsziel wählen. „Tropische und subtropische, arktische und subarktische Klimata sind für Herzpatienten grundsätzlich nicht zu empfehlen, weil sie das Herz-Kreislauf-System zu sehr anstrengen“, so Dr. Baumhäkel.
Sinnvoller ist es ihm zufolge daher, einen Ort auszusuchen, an dem klimatische Bedingungen herrschen, die der Körper bereits kennt. Zudem sollten Herzpatientinnen und -patienten nach Möglichkeit eher im Frühjahr und Herbst verreisen, statt in den heißen Sommermonaten.
Welchen Einfluss hat die Luftqualität am Urlaubsort?
Die Qualität der Luft beeinflusst das Herz-Kreislauf-System. Luft-Schadstoffe wie Feinstaub, Kohlenmonoxid und Stickoxide können den Verlauf von KHK, Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck verschlechtern.
„Je nach Art der Herz- oder Kreislauferkrankung kann sich Luftverschmutzung am Reiseort bereits innerhalb kurzer Zeit ungünstig auf die Erkrankung auswirken, im schlimmsten Fall eine Komplikation wie Herz- oder Hirninfarkt auslösen oder bei Herzinsuffizienz-Patienten zu einem Krankenhausaufenthalt führen“, warnt Dr. Baumhäkel.
Für Betroffene sei es daher ratsam, sich über die Luftqualität am Urlaubsort vorab zu informieren. Dies ist beispielsweise kostenlos über die Webseite des World Air Quality Index-Projekts möglich.
In der Ruhe liegt die Kraft
Am Urlaubsort angekommen, sollten es Herzkranke in den ersten Tagen ruhig angehen lassen, damit sich der Körper an die Gegebenheiten vor Ort gewöhnen kann. Lange Sonnenbäder und anstrengende Aktivitäten sollten in den ersten Tagen vermieden werden.
Doch gegen leichte bis mittlere Belastung sei nichts einzuwenden. Bewegung, beispielsweise beim Wandern oder Radfahren, sei in angemessener Form sogar wünschenswert. Nur die Mittagssonne sollte vermieden werden.
„Wer schwimmen will, sollte das vorab mit dem Arzt besprechen“, gibt Baumhäkel zu bedenken. Der Einstieg in sehr kaltes Wasser oder der Ausstieg aus dem Wasser könne Kreislaufbeschwerden hervorrufen.
Lebensmittel können manche Herzmedikamente beeinflussen
Wenn am Urlaubsort eine komplett andere Ernährungsweise geboten wird als gewohnt, könnte dies einen Einfluss auf manche Herzmedikamente haben. Vor allem die Wirkung des Gerinnungshemmers Marcumar, der häufig bei künstlichen Herzklappen oder bei Vorhofflimmern eingenommen wird, könne durch fettreiche Kost oder einen hohen Vitamin-K-Anteil beeinträchtigt werden.
Wer sollte auf eine Reise verzichten?
Bei manchen Patientinnen und Patienten mit Herzkrankheiten raten die Medizinerinnen und Mediziner der Deutschen Herzstiftung davon ab, eine Reise anzutreten. Dies gilt beispielsweise für Personen, bei denen bereits bei geringer Belastung Brustenge (Angina pectoris) oder Atemnot auftritt.
Auch Personen, bei denen es im Zuge der Herz-Kreislauf-Erkrankung vermehrt zu Schwindel und plötzlicher Bewusstlosigkeit kommt, wird von einer Urlaubsreise abgeraten. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Herzstiftung: Reisen mit Herzkrankheit? Das sollten Sie beachten (Abruf: 05.07.2022), herzstiftung.de
- Deutsche Herzstiftung: Reisen mit Defi und Schrittmacher: Darauf sollten Patienten achten (Abruf: 05.07.2022), herzstiftung.de
- Deutsche Herzstiftung: Hitze, Höhe & Hektik – Sicher reisen mit Herzinsuffizienz (Abruf: 05.07.2022), herzstiftung.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.