Fettlebererkrankung: Neues Verfahren verbessert die Diagnose
Fachleuten zufolge ist etwa ein Viertel der Bevölkerung von der Volkskrankheit Fettleber betroffen. Durch Faktoren wie ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel oder bestimmte Erkrankungen kann sich die sogenannte nicht-alkoholische Fettleber entwickeln. Übermäßiger und regelmäßiger Alkoholkonsum führt oft zu einer alkoholischen Fettleber. Alkohol ist häufiger die Ursache als bisher angenommen, wie Forschende nun berichten. Und Marker im Haar können zur Verbesserung der Diagnose beitragen.
Ob wer an einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) oder einer alkohol-assoziierten Lebererkrankung (ALD) leidet, spielt für die Therapie und Prognose eine bedeutende Rolle, kann jedoch mit den derzeit etablierten Diagnosemethoden nicht zuverlässig festgestellt werden. Aber ein neues Verfahren verbessert die Diagnose solcher Krankheiten deutlich, wie eine in der Fachzeitschrift „Journal of Hepatology“ veröffentlichte Studie jetzt zeigt.
Bei vermuteter nicht-alkoholischer Fettleber oft exzessiver Alkoholkonsum
Im Rahmen der Studie unter Leitung der Medizinischen Universität (MedUni) Wien wurde der Alkoholkonsum von 184 Patientinnen und Patienten untersucht, die wegen NAFLD beziehungsweise ALD in den spezialisierten Leberambulanzen des Universitätsklinikums AKH Wien (Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien) sowie weiteren Zentren in Oberndorf und Wien behandelt wurden.
Laut einer Mitteilung verglich das Forschungsteam um Katharina Staufer und Michael Trauner, Leiter der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der MedUni Wien und des AKH Wien, die Ergebnisse aus derzeit angewandten Methoden des Alkoholnachweises mit den Werten aus einem neuen Testverfahren.
Dieses Verfahren besteht in der Kombination aus den Alkoholparametern Ethylglucuronid in Haar (hEtG) und Urin (uEtG) sowie dem Fragebogen AUDIT-C (Alcohol Use Disorders Identification Test).
Auf diese Weise wurde bei rund 29 Prozent der Personen mit alkohol-assoziierter Lebererkrankung, aber auch bei rund 29 Prozent der Patientinnen und Patienten mit vermuteter nicht-alkoholischer Fettleber ein wiederholter moderater bis exzessiver Alkoholkonsum nachgewiesen.
Etwa ein Viertel der Bevölkerung betroffen
Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung wird mit Adipositas (Fettleibigkeit) und Insulinresistenz als Teil des metabolischen Syndroms in Verbindung gebracht und bei bis zu 25 Prozent der Bevölkerung festgestellt.
Die NAFLD ist damit die inzwischen am häufigsten diagnostizierte chronische Lebererkrankung weltweit. Die Diagnose NAFLD schließt Alkohol in schädlichen Mengen jedoch als Ursache aus.
In der medizinischen Forschung ist der Einfluss von geringem bis mäßigem Alkoholkonsum auf das Entstehen und Fortschreiten einer Fettlebererkrankung bis jetzt nicht endgültig geklärt.
Bei Patientinnen und Patienten mit Alkoholkonsum von mehr als 60 g Ethanol/Tag (dies entspricht ungefähr 1,5 Litern Bier oder 0,75 Liter Wein/Tag) hat sich hingegen gezeigt, dass sich ernste Folgeschäden wie eine Steatohepatitis (Fettleber-Hepatitis), eine Fibrose (Lebervernarbung) bis hin zur Leberzirrhose entwickeln können.
Aktuelle Studien gehen aber von deutlich geringeren potenziell schädlichen Alkoholmengen von 10-20 g Ethanol/Tag aus, über denen eine alkohol-assoziierte Lebererkrankung nicht sicher ausgeschlossen werden kann.
Menge des Alkoholkonsums wird oft geringer angegeben
Potenziell schädlichen Alkoholkonsum bei Fettleber-Patientinnen und -Patienten frühzeitig zu erkennen, ist wichtig, um optimale Therapieempfehlungen anbieten zu können.
Weil viele Menschen die Menge des Alkoholkonsums häufig geringer oder gar nicht angeben – sei es aus rückblickender Unterschätzung des eigenen Konsums, aus Sorge vor Stigmatisierung oder als Teil einer Alkohol-Erkrankung –, gestaltet sich dies in der klinischen Praxis allerdings häufig als schwierig.
„Die Messung von Ethylglucuronid in Haar und Urin zusätzlich zum AUDIT-C kann helfen, den Alkoholkonsum zu erfassen und so häufig erstmals ein offenes Gespräch über den tatsächlichen Alkoholkonsum und seine Folgeschäden zu ermöglichen“, sagt Erstautorin Katharina Staufer (Klinische Abteilung für Transplantation von MedUni Wien/AKH Wien).
„Es gilt das Stigma, das immer noch häufig mit Alkohol assoziierten Leberschäden einhergeht, in der Gesellschaft abzubauen und eine optimale Behandlung zu ermöglichen.”
In diesem Zusammenhang wurde in den letzten beiden Jahrzehnten von Fachleuten vorgeschlagen, die NAFLD in „Metabolische Dysfunktion-assoziierte Fettlebererkrankung“ (MAFLD) umzubenennen. „Die Ergebnisse unserer Studie werden die Verbesserung der Diagnosekriterien der Fettlebererkrankung weiter vorantreiben“, so Michael Trauner. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Medizinische Universität Wien: Neues Verfahren verbessert Diagnose von Fettlebererkrankungen, (Abruf: 06.07.2022), Medizinische Universität Wien
- Katharina Staufer, Ursula Huber-Schönauer, Georg Strebinger, Philipp Pimingstorfer, Silke Suesse, Thomas-Matthias Scherzer, Bernhard Paulweber, Peter Ferenci, Thomas Stimpfl, Michel Yegles, Christian Datz, Michael Trauner: Ethyl glucuronide in hair detects a high rate of harmful alcohol consumption in presumed non-alcoholic fatty liver disease; in: Journal of Hepatology, (veröffentlicht: 19.05.2022), Journal of Hepatology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.