Starker Impfschutz nach COVID-19-Impfung nur von kurzer Dauer
Bislang war unklar, wie lang genau die COVID-19-Impfstoffe vor Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 schützen. Nun bestätigte ein Team von renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eindeutig, dass der starke Schutz nach einer Impfung sowie nach einer Infektion nur von relativ kurzer Dauer ist.
Forschende der Yale School of Public Health und der University of North Carolina haben die Wahrscheinlichkeit quantifiziert, nach einer natürlichen Infektion oder einer Impfung mit den Impfstoffen von Moderna, Pfizer, Johnson & Johnson oder AstraZeneca erneut an COVID-19 zu erkranken. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „PNAS“ vorgestellt.
mRNA-Impfstoffe bieten den längsten Immunschutz
Laut den Ergebnissen hängt das Risiko von Durchbruchsinfektionen von dem jeweiligen Impfstoff ab. Die mRNA-Impfstoffe von BionTech/Pfizer und Moderna bieten einen länger anhaltenden Immunschutz, als der, der durch natürliche Infektion oder die Impfstoffe von Johnson & Johnson und AstraZeneca erworben wurde.
„Die mRNA-Impfstoffe erzeugen die höchste Antikörperreaktion und bieten nach unserer Analyse einen dauerhafteren Schutz als andere Impfstoffe oder Expositionen“, bestätigt Studienhauptautor Professor Jeffrey Townsend.
Der Immunschutz variiert von Person zu Person
„Es ist jedoch wichtig, daran zu denken, dass sich natürliche Immunität und Impfung nicht gegenseitig ausschließen“, fügt der Professor hinzu. Denn viele Menschen verfügen ihm zufolge über eine Teilimmunität aus mehreren Quellen, die die Dauerhaftigkeit des Immunschutzes beeinflussen können.
Wie lange hält der Immunschutz?
Den Studienergebnissen zufolge hält der Schutz vor einer Durchbruchsinfektion nach einer vollständigen Impfung mit mRNA-Impfoffen im Durchschnitt 29,6 Monate, falls sich keine Variante durchsetzt, die den Immunschutz überwindet.
Der Schutz durch natürliche Infektionen hält demnach im Durchschnitt 21,5 Monate und die Schutzwirkung der Vektorimpfstoffe von Johnson & Johnson und AstraZeneca durchschnittlich 22,4 Monate.
Anpassung der Impfstoffe erforderlich
Nach Angaben des Forschungsteams ist für einen zuverlässigen Schutz gegen eine Neuinfektion eine Auffrischung mit Impfstoffen erforderlich, die an die Veränderungen des Virus angepasst sind.
Wettrüsten mit dem Coronavirus
„Wir neigen dazu, zu vergessen, dass wir uns in einem Wettrüsten mit diesem Virus befinden und dass es Wege entwickeln wird, sowohl unserer natürlichen als auch jeder durch Impfung erzeugten Immunantwort zu entgehen“, ergänzt Alex Dornburg, der zusammen mit Townsend die Studie leitete.
„Wie wir bei der Omicron-Variante gesehen haben, sind Impfstoffe gegen frühe Virusstämme weniger wirksam im Kampf gegen neue Virusstämme“, erklärt der Wissenschaftler.
Die Ergebnisse des Teams legen nahe, dass das Coronavirus SARS-CoV-2 im Hinblick des Risikos einer Reinfektion verblüffende Ähnlichkeit zu den endemischen Coronaviren aufweist, die Erkältungskrankheiten verursachen.
„SARS-CoV-2 spiegelt andere endemische Coronaviren wider, die sich ebenfalls weiterentwickeln und uns trotz natürlicher Immunität gegen frühere Stämme erneut infizieren“, hebt Townsend hervor.
Die kontinuierliche Aktualisierung der Impfungen und Auffrischungsimpfungen sind ihm zufolge daher für den Kampf gegen SARS-CoV-2 von entscheidender Bedeutung. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Yale School of Public Health: Vaccine protection against COVID-19 short-lived, booster shots important, new study says (veröffentlicht: 15.07.2022), ysph.yale.edu
- Jeffrey P. Townsend, Hayley B. Hassler, Pratha Sah, Alison P. Galvani, Alex Dornburg, et al.: The durability of natural infection and vaccine-induced immunity against future infection by SARS-CoV-2; in: PNAS (2022), pnas.org
Wichtiger Hinweis:
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