Sehprobleme durch zu viel Zeit vor dem Monitor?
In den Sommerferien verbringen viele Kinder noch mehr Zeit vor dem Fernseher, als dies normalerweise schon der Fall ist. Vielen Eltern scheint nicht bekannt, dass die vor digitalen Geräten, Videospielen und Fernsehern verbrachte Bildschirmzeit mit einer Schädigung der Augen ihres Nachwuchses verbunden ist und letztendlich sogar zu vollständiger Blindheit führen kann.
Fachleute der University of Michigan haben aktuell eine landesweite repräsentative Umfrage mit der Bezeichnung C.S. Mott Children’s Hospital National Poll on Children’s Health an 2.002 Eltern von Kindern zwischen drei und 18 Jahren durchgeführt. Dabei ging es vor allem um die Augengesundheit des Nachwuchses.
Bildschirmzeit schadet den Augen von Kindern
Nur der Hälfte der Eltern ist bekannt, dass die Bildschirmzeit einen großen Einfluss auf die Augengesundheit ihrer Kinder hat, berichtet die Fachleute der University of Michigan.
„Viele Eltern sind sich möglicherweise nicht der kurz- und langfristigen gesundheitlichen Probleme bewusst, die mit übermäßigem Bildschirmkonsum verbunden sind, einschließlich der Auswirkungen auf die Augen ihrer Kinder“, erläutert Sarah Clark von der University of Michigan.
Eltern sind die Risiken häufig nicht bewusst
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass einige Eltern möglicherweise eine falsche Vorstellung von den Aktivitäten haben, die sich auf die Augengesundheit und das Sehvermögen ihrer Kinder auswirken, und wie sie die Risiken minimieren können“, fügt die Expertin hinzu.
In den letzten dreißig Jahren habe die Kurzsichtigkeit bei Kindern drastisch zugenommen und vor dem Bildschirm verbrachte Zeit scheine dabei eine große Rolle zu spielen. Forschende fanden heraus, dass die Kombination aus mehr Zeit vor dem Bildschirm und weniger Zeit im Freien ein höheres Risiko für die Entwicklung von Kurzsichtigkeit (Myopie) bei Kindern mit sich bringt.
Augenprobleme durch Kurzsichtigkeit in Kindheit
Wenn Menschen bereits im Kindesalter unter Kurzsichtigkeit leiden, erhöht dies wiederum die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung von ernsthaften Augenproblemen, so das Team. Auch wenn die Forschung zu diesem Thema noch nicht abgeschlossen ist, deuten Studien zu diesem Thema darauf hin, dass im Freien verbrachte Zeit vor Kurzsichtigkeit schützt.
Außerdem gibt es Forschungsergebnisse, welche darauf hindeuten, dass auch spezielle Tätigkeiten mit kurzer Distanz zum Bildschirm, wie beispielsweise die Nutzung eines Tablets ebenfalls die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Kindern an Kurzsichtigkeit erkranken, so die Fachleute.
„Es ist ein wichtiger Zeitpunkt, um über das Myopierisiko bei Kindern nachzudenken, da Kinder mit dieser Erkrankung im Laufe der Zeit oft kurzsichtiger werden“, erläutert die Augenärztin Dr. Olivia Killeen, eine Mitverfasserin des aktuellen Berichts. So sei das Alter, in dem die Myopie beginnt, der wichtigste Prädiktor für eine schwere Myopie im späteren Leben.
Ein bis zwei Stunden am Tag im Freien verbringen
Nach Ansicht von Clark sollten Eltern darauf achten, dass ihre Kinder mindestens ein bis zwei Stunden pro Tag im Freien verbringen. Als Begründung nennt die Expertin, dass der Kontakt mit natürlichem Licht die Entwicklung der Augen fördert.
„Eltern sollten Familienregeln aufstellen, um sicherzustellen, dass die Kinder tagsüber eine längere Zeit ohne Bildschirm verbringen. Dies ist vor allem in den Sommermonaten wichtig, wenn sie nicht in der Schule sind und weniger strukturierte Auszeiten haben“, so Clark.
Sonnenbrillen helfen Risiken für Kinderaugen zu minimieren
Die Fachleute berichten weiter, dass es wichtig ist, Kinderaugen vor intensiver Sonneneinstrahlung zu schützen. In der Befragung habe allerdings weniger als ein Drittel der Eltern gewusst, dass das Tragen einer Sonnenbrille im Freien einen großen Einfluss auf die Sehkraft und die Augengesundheit von Kindern hat.
Außerdem zeigte sich, dass lediglich zwei von fünf Eltern ihr Kind eine Sonnenbrille tragen ließen, wenn sich dieses im Freien aufhält. Es sei aber sehr wichtig, dass Kindern im Freien eine Sonnenbrille oder einen breitkrempigen Hut tragen, um das Risiko von Schäden durch ultraviolette Strahlung zu verringern.
Solche Schäden durch ultraviolette Strahlung an den Augen im Kindesalter können im späteren Leben zu Augenproblemen führen, so Clark. Eltern sorgen zwar meist für einen ausreichenden Schutz der Haut ihrer Kindern mit Sonnencreme, sie denken aber oft nicht daran, die Augen ihres Nachwuchses vor der Sonne zu schützen, mahnt die Expertin.
Schutz der Augen bei Freizeitaktivitäten
In der Umfrage fiel zudem auf, dass viele der befragten Eltern keine Maßnahmen ergriffen, welche zur Minimierung von Augenverletzungen bei verschiedenen Aktivitäten beitragen, bei denen das Risiko besteht, dass Gegenstände mit hoher Geschwindigkeit oder Wucht auf das Auge des Kindes treffen.
So zeigte sich, dass lediglich ein Drittel der Eltern angab, dass ihr Kind bei sogenannten Kontaktsportarten eine Schutzbrille trägt. Wenn Kindern Sportarten wie Lacrosse, Tennis, Baseball, Softball und Basketball spielen, sollte man sich beraten lassen, welche Schutzbrillen geeignet sind, rät Clark.
Zumindest gaben die meisten der befragten Eltern an, dass ihr Nachwuchs bei Aktivitäten, bei denen offensichtlich die Gefahr von Augenverletzungen besteht, eine Schutzbrille trägt. Als Beispiele nennen die Fachleute die Arbeit mit Werkzeugen oder Aktivitäten wie Paintball oder das Schießen mit sogenannten Nerf-Spielzeugwaffen.
In der Umfrage machten Eltern am häufigsten nachfolgende Faktoren für die Beeinträchtigung der Sehkraft und der Augengesundheit ihrer Kindern verantwortlich: Lesen bei ungenügendem Licht, die Nähe zu Bildschirmen von Fernsehern oder ähnlichen Geräten, die Ernährung, und von Bildschirmen abgegebenes blaues Licht.
Keine dauerhaften Schäden durch Lesen bei schlechtem Licht
„Einige Eltern befolgen vielleicht noch immer die Ratschläge früherer Generationen zum Schutz der Augen ihrer Kinder. Lesen bei schlechtem Licht oder Sitzen nahe vor dem Fernseher kann die Augen ermüden oder überanstrengen, aber sie werden keine dauerhaften Schäden oder langfristige Augenprobleme verursachen“, erläutert Clark.
Regelmäßige Augenuntersuchungen sind sehr wichtig
In der Befragung gaben vier von fünf Eltern an, dass ihr Kind bei einem Besuch beim Kinderarzt oder Hausarzt einem Sehtest unterzogen wurde. Zusätzlich gab mehr als ein Viertel der Eltern an, dass die Augen der Kinder in der Schule oder in der Kindertagesstätte untersucht wurden.
Jeder siebte Elternteil gab in der Befragung jedoch an, dass ihr Kind in den letzten zwei Jahren weder einen Sehtest gemacht hat, noch augenärztlich untersucht wurde. „Kinder sollten mindestens alle zwei Jahre einem Sehtest unterzogen werden, um sicherzustellen, dass sich die Augen richtig entwickeln“, betont Clark.
Blind durch Augenprobleme in der Kindheit
Letztendlich ist es sehr wichtig, Sehschwierigkeiten und Probleme an den Augen zu verhindern oder möglichst frühzeitig zu identifizieren und zu behandeln. Werden solche Probleme nicht diagnostiziert, können sie sich im weiteren Leben zu ernsthaften Augenerkrankungen weiterentwickeln, was sogar zu einem vollständigen dauerhaften Sehverlust führen kann, wrnen die Fachleute. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of Michigan: Keeping an eye on children's vision (veröffentlicht 18.07.2022), University of Michigan
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.