Genetisches Risiko für Alzheimer an den Augen identifizieren
Anhand der Augen scheint sich erkennen zu lassen, welche Personen ein erhöhtes Risiko für Alzheimer aufweisen. Eine Untersuchung der Netzhaut kann Rückschlüsse auf des Alzheimer-Risiko ermöglichen.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Complutense University of Madrid wurde die Korrelationen zwischen den Makulavolumina der Netzhautschichten und der Dicke der peripapillären retinalen Nervenfaserschicht im Auge mit Hirnflächenparametern bei Menschen mit hohem genetischem Risiko für die Entwicklung von Alzheimer untersucht.
Die Ergebnisse wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Alzheimer s Research & Therapy“ publiziert.
Zusammenhänge zwischen Netzhaut und Hirnstrukturen
Die neue Untersuchung hatte zum Ziel, Zusammenhänge zwischen den Netzhautbereichen und den Gehirnstrukturen zu bestimmen, welche bei Alzheimer am stärksten betroffen sind, erläutern die Forschenden.
Dafür wurden 30 Personen ohne Familienanamnese von sporadisch auftretenden Alzheimer-Erkrankungen untersucht, die keinerlei ApoE ɛ4 in sich trugen und als Kontrollgruppe dienten. Zudem gab es eine Gruppe von 34 Teilnehmenden mit Familienanamnese von sporadischer Alzheimer, welche mindestens ein ɛ4-Allel (ApoE ɛ4+) in sich trugen.
Die Teilnehmenden wurden augenärztlichen Untersuchungen unterzogen, einschließlich der sogenannten optischen Kohärenztomographie. Deren Ergebnisse wurden dann mit den Ergebnissen einer Magnetresonanztomographie verglichen, welche mehr als 20 verschiedene Gehirnstrukturen beider Hemisphären erfasst hat.
Neben der Struktur der Netzhaut sammelt die Forschenden auch Daten über das Sehvermögen der Teilnehmenden, um herauszufinden, wie das visuelle Netzwerk in einer noch symptomlosen Phasen der Krankheit beeinflusst wird.
Welche Hirnstrukturen waren betroffen?
Die Fachleute stellten fest, dass es bei Teilnehmenden, welche kognitiv gesund sind, aber ein hohes genetisches Risiko für eine Erkrankung an Alzheimer aufweisen, Korrelationen zwischen der Netzhaut und verschiedenen durch die Erkrankung veränderten Hirnstrukturen gab. Als Beispiele nennt das Team: Entorhinale Rinde, Gyrus lingualis und Hippocampus.
Netzhaut liefert Informationen über Zustand des Gehirns
„Das bedeutet, dass die Netzhaut, die ein leicht zugängliches Gewebe ist, Informationen über den Zustand des Gehirns und die darin stattfindenden Veränderungen liefern kann“, erläutert Studienautorin Inés López-Cuenca in einer Pressemitteilung.
Veränderungen der Netzhaut vor Hirnveränderungen?
„Wir haben gesehen, dass die Teilnehmenden bereits Veränderungen in einigen Bereichen der Netzhaut aufweisen, die mit optischer Kohärenztomographie gemessen wurden, während die Magnetresonanztomographie des Gehirns noch normal ist“, berichtet López-Cuenca. Die Netzhaut scheint demnach zur Früherkennung der Erkrankung besonders gut geeignet. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Inés López-Cuenca, Alberto Marcos-Dolado, Miguel Yus-Fuertes, Elena Salobrar-García, Lorena Elvira-Hurtado, et al.: The relationship between retinal layers and brain areas in asymptomatic first-degree relatives of sporadic forms of Alzheimer’s disease: an exploratory analysis; in: Alzheimer s Research & Therapy (veröffentlicht 04.06.2022), Alzheimer s Research & Therapy
- Universidad Complutense de Madrid: Changes in the retina can be linked to parts of the brain of healthy subjects at risk of Alzheimer’s (veröffentlicht 26.07.2022), Universidad Complutense de Madrid
Wichtiger Hinweis:
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