Was bestimmt eine gesunde Alterung?
Wenn es um die Lebenserwartung von Menschen geht, spielt das sogenannte epigenetische Alter eine entscheidende Rolle. Übersteigt das biologische Alter das chronologische Alter, ist dies zudem nachteilig für die Mobilität und geistige Fitness im Alter.
In einer neuen Kohortenstudie unter Beteiligung von Fachleuten der University of California San Diego wurde untersucht, wie die epigenetische Alterung beziehungsweise das biologische Alter mit gesunder Langlebigkeit bei älteren Frauen verbunden ist. Die Ergebnisse können in der englischsprachigen Fachzeitschrift „JAMA Network Open“ nachgelesen werden.
Beschleunigte biologische Alterung untersucht
Die Forschenden befassten sich in ihrer Sekundäranalyse von drei Nebenstudien der Women’s Health Initiative mit 1.813 Frauen und konzentrierten sich auf die biologische Alterung des Körpers, insbesondere die sogenannte epigenetische Altersbeschleunigung.
Insgesamt überlebten 464 Frauen bis zu einem Alter von 90 Jahren mit intakter Mobilität und guten kognitiven Funktionen. 420 der Teilnehmerinnen lebten ebenfalls bis zum Alter von 90 Jahren, allerdings mit Einschränkungen der Mobilität und der kognitiven Funktionen. 929 Frauen verstarben bereits vor dem Erreichen des 90. Lebensjahres.
Was ist epigenetische Altersbeschleunigung?
Das chronologische Alter basiert auf dem Geburtsdatum einer Person. Dagegen bezieht sich das epigenetische Alter auf das biologische Alter der Zellen, Gewebe und Organsysteme, so das Team. Wenn das epigenetische Alter höher ausfällt als das chronologische Alter, werde dies als epigenetische Altersbeschleunigung bezeichnet.
Eine vorliegende epigenetische Altersbeschleunigung ist laut dem Team mit einem höheren Risiko für Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Parkinson und andere Krankheiten verbunden.
Kürzeres Leben durch beschleunigte biologische Alterung
Die Fachleute stellten fest, dass die beschleunigte biologische Alterung des Körpers mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit verbunden ist, ein Alter von 90 Jahren zu erreichen, körperlich noch mobil zu sein und über intakte geistige Funktionen zu verfügen.
Eine epigenetische Altersbeschleunigung von fünf bis acht Jahren ist mit einer um 20 bis 32 Prozent geringeren Wahrscheinlichkeit verbunden, ein Alter von 90 Jahren mit intakter Mobilität und guten kognitiven Funktionen zu erreichen, erläutern die Forschenden.
„Frühere Studien haben gezeigt, dass eine epigenetische Altersbeschleunigung mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden ist, und einige wenige Studien haben beobachtet, dass die Altersbeschleunigung bei Personen mit langer Lebenserwartung langsamer verläuft“, erläutert Studienautorin Purva Jain.
Bei der aktuellen Untersuchung handele es sich jedoch um die erste Studie, die prospektiv den Zusammenhang zwischen epigenetischem Alter und dem Erreichen eines Lebensalters von 90 Jahren bei erhaltener Mobilität und Gedächtnis untersucht hat, fügt die Expertin hinzu.
Gesunde Alterung vorhersagen
„Darüber hinaus legt unsere Studie nahe, dass wir die epigenetische Altersbeschleunigung nutzen können, um das Risiko abzuschätzen, dass ein Individuum eine gesunde Langlebigkeit nicht erreicht“, so Jain.
Diese Erkenntnis könnte laut der Studienautorin genutzt werden, um Interventionen im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu etablieren, die schlechten Gesundheitsergebnissen in älteren Bevölkerungsgruppen entgegenwirken. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Purva Jain, Alexandra M. Binder, Brian Chen, Humberto Parada Jr, Linda C. Gallo, et al.: Analysis of Epigenetic Age Acceleration and Healthy Longevity Among Older US Women; in: JAMA Network Open (veröffentlicht 27.07.2022), JAMA Network Open
- University of California - San Diego: Biological Age, Not Birthdate May Reveal Healthy Longevity (veröffentlicht 27.07.2022), University of California - San Diego
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.