Ballaststoffe für die Gesundheit
Ballaststoffe verbessern die Darmgesundheit und schützen unter anderem vor Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Darmkrebs. Doch gilt dies für alle Arten von fermentierten Ballaststoffen gleichermaßen und wie verhält es sich mit Ballaststoffpräparaten?
In zwei neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Duke University und der Penn State University wurde untersucht, wie sich verschiedene Ballaststoffe und die Gesamtmenge der Ballaststoffaufnahme auf gesunde Erwachsene auswirken. Die Ergebnisse wurden in den Fachzeitschriften „Microbiome“ und „ISME Journal“ veröffentlicht.
Was macht Ballaststoffe so gesund?
Ballaststoffe haben eine Vielzahl von vorteilhaften Auswirkungen. Sie verbessern beispielsweise die Darmgesundheit und schützen vor Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Verdauungsstörungen und Dickdarmkrebs, erläutern die Forschenden.
Ballaststoffe erleichtern außerdem nur den Stuhlgang und fermentierbare Ballaststoffe sind auch eine wichtige Nährstoffquelle, welche nützliche Darmmikroben benötigen.
Mehr kurzkettige Fettsäuren dank Ballaststoffen
Wenn Darmbakterien ausreichend Ballaststoffe bekommen, produzieren sie mehr kurzkettige Fettsäuren. Diese sind dafür bekannt, dass sie vor der Entstehung von Darmerkrankungen, Darmkrebs und sogar Fettleibigkeit schützen, erläutert das Team.
Darmbakterien produzieren durch mehr Ballaststoffe insbesondere mehr von einer speziellen Fettsäure, welche als Butyrat bezeichnet wird. Diese dient als Brennstoff für menschliche Darmzellen, so die Forschenden weiter.
Butyrat verbessere nachweislich die Widerstandskraft des Darms gegen Krankheitserreger, reduziere Entzündungen und sorgt für gesündere Zellen, welche den Darm auskleiden.
Ballaststoffaufnahme stark gesunken
„Wir haben uns so entwickelt, dass wir auf Nährstoffe angewiesen sind, die unser Mikrobiom für uns produziert. Aber mit der jüngsten Umstellung der Ernährung weg von ballaststoffreichen Lebensmitteln haben wir aufgehört, unseren Mikroben zu geben, was sie brauchen“, erläutert Studienautor Zack Holmes in einer Pressemitteilung.
Welche Ballaststoffe wurden analysiert?
In einer der neuen Forschungsarbeit wurden nun die Wirkung von drei Hauptarten fermentierbarer Ballaststoffe untersucht. Dabei handelte es sich um Inulin, Dextrin (Benefiber) und Galactooligosaccharide (GOS).
Zunächst wurden 28 Teilnehmende der Studie in drei Gruppen eingeteilt. Dann erhielten sie in unterschiedlicher Reihenfolge über jeweils einen Zeitraum von einer Woche eine Nahrungsergänzung mit einem der drei Ballaststoffe. Zwischen der Einnahme der Präparate wurde jeweils eine Pause von einer Woche eingelegt.
Personalisierte Ballaststoffpräparate?
Da es eine Vielzahl von Nahrungsergänzungsmitteln mit Ballaststoffen gibt, wollten die Forschenden herausfinden, ob es Sinn macht, Ballaststoffpräparate für verschiedene Menschen zu personalisieren.
Denn unterschiedliche fermentierbare Ballaststoffe haben nachweislich unterschiedliche Auswirkungen auf die Produktion kurzkettiger Fettsäuren bei verschiedenen Personen, so das Forschungsteam.
Produktion von Butyrat ähnlich stark erhöht
Allerdings zeigte sich bei der Aufnahme der unterschiedlichen Nahrungsergänzungsmittel kein erheblicher Unterschied in den Auswirkungen. Alle hatten eine vergleichbar positive Wirkung.
„Wir konnten keine großen Unterschiede zwischen den getesteten Ballaststoffpräparaten feststellen. Vielmehr sahen sie austauschbar aus“, erläutert Studienautor Lawrence David von der Duke University. Unabhängig davon, für welche Ballaststoffe man sich entscheide, werde das Mikrobiom mehr Butyrat produzieren.
Dabei zeigten Teilnehmende, welche vor der Studie die meisten Ballaststoffe zu sich genommen hatten, die geringsten Veränderungen in ihrem Mikrobiom. Dies ist laut David wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass diese Menchen bereits eine „gesündere“ Population von Darmbakterien in sich trugen.
Die Teilnehmenden, welche zuvor die wenigsten Ballaststoffe zu sich genommen hatten, zeigten hingegen, unabhängig von der Art der Ballaststoffe, den größten Anstieg von Butyrat.
Darmmikroben passten sich in einem Tag an
In einer zweiten durchgeführten Studie stellte das Team fest, dass die Darmmikroben innerhalb eines Tages auf die neuen Ballaststoffen reagierten und sich die Populationen der im Darm vorhandenen Mikroben drastisch veränderten.
Die Forschenden fanden heraus, dass die Darmmikroben durch die erste eingenommene Dosis darauf vorbereitet wurden, Ballaststoffe zu verzehren. Bei der zweiten Dosis zeigte sich dann, dass die Darmmikroben die Ballaststoffe sehr schnell verdauten.
Hauptsache Ballaststoffe – egal welche!
„Wenn Sie wenig Ballaststoffe zu sich nehmen, lohnt es sich eher nicht, sich viele Gedanken darüber zu machen, welche Art von Ballaststoffen Sie hinzufügen. Es ist einfach wichtig, dass Sie etwas finden, das für Sie auf nachhaltige Weise funktioniert“, so Studienautor Jeffrey Letourneau von der Duke University School of Medicine.
Die Studien zeigen, dass es durchaus sinnvoll ist, auf eine ausreichende Aufnahme von Ballaststoffen zu achten, da dies der Gesundheit zugute kommt. Dafür müssen es keine Nahrungsergänzungsmittel sein, sondern auch ballaststoffreiche Lebensmittel wie beispielsweise Bohnen, Blattgemüse oder Zitrusfrüchte können helfen, betonen die Forschenden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Zachary C. Holmes, Max M. Villa, Heather K. Durand, Sharon Jiang, Eric P. Dallow, et al.: Microbiota responses to different prebiotics are conserved within individuals and associated with habitual fiber intake; in: Microbiome (veröffentlicht 29.07.2022), Microbiome
- Duke University: It Doesn’t Matter Much Which Fiber You Choose – Just Get More Fiber! (veröffentlicht 29.07.2022), Duke University
- Jeffrey Letourneau, Zachary Holmes, Eric Dallow, Heather Durand, Sharon Jiang, Verónica Carrion, Savita Gupta, Adam Mincey, Michael Muehlbauer, James Bain, Lawrence David: Ecological Memory of Prior Nutrient Exposure in the Human Gut Microbiome; in: ISME Journal (veröffentlicht 23.07.2022), nature.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.