Folgen der Hitze für die individuelle und öffentliche Gesundheit
Die langen Hitzeperioden während des Sommers haben direkte Auswirkungen auf die Gesundheit, wobei bestimmte Personengruppen besonders gefährdet sind. Doch wer zählt zu diesen Risikogruppen, wie schützt man sich am besten und welche Konsequenzen sollte die Politik im Interesse der öffentlichen Gesundheit ziehen?
Die Umweltmedizinerin Professorin Dr. Claudia Traidl-Hoffmann von der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg erläutert, welche Personengruppen besonders durch längere Hitzephasen gefährdet sind, was man persönlich tun kann, um Hitzewellen gut zu überstehen, und welche Konsequenzen die Politik ziehen sollte.
Für wen ist die Hitze besonders gefährlich?
Längere Hitzephasen gehören zu den Folgen des Klimawandels, die unmittelbaren Einfluss auf unsere Gesundheit haben. Es steigt das Risiko für Dehydration, einen Hitzeschlag, Sonnenstich und Hitzeerschöpfung.
Zu den Personengruppen, die besonders durch die Hitze gefährdet sind, zählen laut Professorin Dr. Traidl-Hoffmann ältere Menschen, Säuglinge und Kleinkinder sowie Personen mit Vorerkrankungen.
„Aber auch gesunde, fitte Menschen sind gefährdet, nämlich die Gefahr zu unterschätzen“, so Traidl-Hoffmann. Immer wieder würden Menschen in die Notaufnahme eingeliefert, die trotz hoher Temperaturen intensiv Sport treiben, stundenlang Rasen mähen oder in der prallen Sonne ausgiebig Arbeiten im Freien durchführen.
„Der menschliche Körper, mag er noch so fit und gesund sein, kann sich nicht unbegrenzt selbst kühlen – hier ist gesunder Menschenverstand gefragt“, betont die Medizinerin. Und glücklicherweise gibt es einige einfach Maßnahmen, die helfen können.
Was man selbst bei Hitze beachten sollte?
Zunächst gilt es die Temperaturen in nicht klimatisierten Wohn- und Arbeitsräumen möglichst niedrig zu halten. Lüften Sie in der Nacht, um Kühle reinzulassen und schließen Sie Fenster und gegebenenfalls Jalousien tagsüber, um die Wärme auszusperren, so der einfach Tipp von Prof. Traidl-Hoffmann.
Weiterhin sollten wir uns darauf einstellen, körperliche Belastungen in der Mittagssonne zu vermeiden. Nicht ohne Grund halten Menschen in europäischen Ländern mit höheren Temperaturen Siesta. Anstrengenden Tätigkeiten sollten nicht in praller Mittagshitze und Sport nur in den frühen Morgenstunden oder am späten Abend ausgeübt werden, mahnt die Expertin.
Um einem Flüssigkeitsmangel vorzubeugen, sollten die Trinkmengen bei Hitze besondere Beachtung finden. „Trinken Sie ausreichend, am besten jede Stunde ein Glas Wasser“, empfiehlt Traidl-Hoffmann. Wasser oder ungesüßte Tees seien dabei am besten geeignet.
Bei der Ernährung seien leichte Mahlzeiten mit viel Obst und Gemüse ideal, während fette Speisen eher belasten. Auch Salziges wie etwa Salzstangen könne helfen, den Elektrolythaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen, wenn viel geschwitzt wurde.
Für Kühlung können auch lauwarme Duschen oder ein Sprühnebel auf der Haut sorgen, so die Umweltmedizinerin. Die Dusche am Abend könne zudem eventuell das Einschlafen bei hohen Temperaturen erleichtern.
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Weiterführenden Maßnahmen gegen Hitze erforderlich
Die individuellen Maßnahmen stoßen jedoch schnell an ihre Grenzen, insbesondere, wenn davon auszugehen ist, dass in Zukunft infolge des Klimawandels extreme Hitzephasen im Sommer vermutlich die Regel sein werden.
Hier gilt es die Bevölkerung auch durch weiterreichende Maßnahmen zu schützen, wie beispielsweise durch entsprechende Notfallpläne oder städtebauliche Anpassungen zur Abmilderung der Klimafolgen. Doch wie ist Deutschland bisher auf die langen Hitzephasen vorbereitet?
Momentan sind wir noch nicht für die kommende Hitze gewappnet, so Traidl-Hoffmann. In Frankreich habe man beispielsweise bereits nach dem Hitzesommer 2003 reagiert und Pläne in Kraft gesetzt, die nun die Bevölkerung umfassend im Falle einer Hitzeperiode schützen.
„Jeder weiß, was er im Fall der Fälle zu tun hat und die Zahl der Hitzetoten ist daraufhin dramatisch gesunken“, so Traidl-Hoffmann. Deutschland sei jedoch noch nicht so weit und die diesjährige, sehr langanhaltende Hitze treffe uns quasi unvorbereitet.
Laut der Expertin scheint es, als ob wir hierzulande immer noch nicht glauben wollen, dass es bei uns heiß ist, sogar sehr heiß im Sommer. „Die Gefahr wird noch immer, zum Teil auch in der Ärzteschaft, unterschätzt“, berichtet Traidl-Hoffmann.
Andererseits sei jedoch auch viel in Bewegung gekommen und sie arbeite zum Beispiel gerade an der Erstellung eines Hitzeschutzplanes des Freistaates Bayern mit. Und nicht zuletzt bringe die umfangreiche Berichterstattung den Menschen die Dringlichkeit näher.
Institutionell und individuell unzureichend vorbereitet
Doch „zum jetzigen Zeitpunkt sind wir hier weder institutionell oder individuell ausreichend vorbereitet oder geschützt (und) dramatische Szenen könnten die Folge sein“, warnt die Umweltmedizinerin.
Auf die Frage, was die Politik tun muss, antwortet die Expertin, dass es in puncto Hitzeschutz zunächst einen Plan brauche. Alle sollten wissen, auf was bei Hitze zu achten ist – in der Schule, zu Hause, in Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen oder als Bürgermeisterin beziehungsweise Bürgermeister.
„Wo wohnen in der Kommune ältere Menschen in Dachgeschosswohnungen? Wer muss an kühlere Orte gebracht werden? Ab wann gibt es dann einfach keine Bundesjugendspiele mehr?“, nennt die Expertin als mögliche Fragestellungen im Alltag.
Sehr viele weitere Maßnahmen seien allerdings nur mittel- und langfristig umsetzbar. Dies gilt auch für den Umbau von Städten zu grünen, nachhaltigen Orten, die den sogenannten „Hitzeinseleffekt“ abmildern oder vermeiden.
Nicht zuletzt sei es unabdingbar, dass die Vermeidung von Emissionen und die Einhaltung der Klimaziele jetzt erste Priorität haben müssen. „Es geht nicht mehr „nur“ um den Eisbären, es geht schon lange um uns selbst“, so Traidl-Hoffmann. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Augsburg: Hitze – was tun? (veröffentlicht 01.08.2022), uni-augsburg.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.