Immer mehr Menschen in Deutschland erkranken derzeit an der echten Grippe. Zu Beginn des Jahres ist das eigentlich nicht ungewöhnlich, denn vor allem die Monate Januar und Februar gelten als die Hauptinfektionsmonate mit Influenza-Viren. Doch im Vergleich zu den Vorjahren fällt den Medizinern des Robert-Koch-Instituts (RKI) auf, dass besonders viele gesunde Menschen mittleren Alters an einer schweren Grippe-Infektion leiden. Verantwortlich hierfür sei laut dem RKI vermutlich die so genannte „Schweinegrippe“.
Hauptmonate für Grippe sind Januar und Februar
Die Grippewelle 2016 greift immer stärker um sich, mehr und mehr Menschen leiden an den typischen Beschwerden wie Fieber, Gelenk- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Husten. Laut dem jüngsten Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden für die fünfte Kalenderwoche (30.01. bis 05.02.2016) bislang 2.394 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle übermittelt. Rund 7.300 sind es damit seit Oktober 2015, wobei die Meldedaten nur einen kleinen Teil der Realität wieder spiegeln, da nicht alle Patienten mit Grippesymptomen zum Arzt gehen bzw. dort auf Influenza getestet werden.
Mehr Erwachsene als sonst erkrankt
Dass Anfang Februar so viele Menschen an Grippe erkranken, ist nicht ungewöhnlich, denn die im Volksmund auch „echte Grippe“ genannte Influenza hat jedes Jahr ihre Hauptsaison zwischen Januar und Februar. Ungewöhnlich ist jedoch die Patientengruppe, die im Moment betroffen ist. Denn wie es derzeit aussieht, liegen mehr Erwachsene im mittleren Alter flach als sonst, während in den Altersgruppen der Kinder (0 bis 14 Jahre) und der über 60-Jährigen nach RKI-Angaben ein Rückgang der Werte verzeichnet wurde. Grund hierfür sei vermutlich, dass die Grippe-Saison aktuell von dem erst seit 2009 zirkulierenden Virus H1N1 („Schweinegrippe“) dominiert werde, so die Influenzaexpertin des Robert Koch-Instituts (RKI), Silke Buda, gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“.
„Das Virus scheint auch bei jüngeren Erwachsenen und Personen ohne chronische Vorerkrankung mehr schwere Krankheitsverläufe zu verursachen als das A(H3N2)-Virus, das im Vorjahr verbreitet war.“ Dennoch nehme die Erkrankung hierzulande nur in relativ seltenen Fällen einen schweren Verlauf, zudem passe der aktuelle Impfstoff noch gut gegen das Virus, ergänzt Buda. Dennoch müssten Ärzte Patienten zwischen 15 und 59 nun verstärkt in den Blick nehmen. Laut der Expertin habe es auch international vermehrt Berichte über schwere Grippe-Fälle auf Intensivstationen gegeben, bei denen zum Teil das H1N1-Virus nachgewiesen worden sei. Die geläufige Bezeichnung „Schweinegrippe“ könnte dabei jedoch zu Missverständnissen führen, denn „es hört sich so an, als handle es sich um ein Virus, das auch bei Schweinen zirkuliert“, so Buda weiter.
H1N1 löste 2009 Influenza-Pandemie aus
Doch dies trifft bei der neuen Influenzavirus-Variante des Subtyps A(H1N1), welche im Jahr 2009 das globale Auftreten von Grippe-Erkrankungen („Influenza-Pandemie“) verursachte, nicht zu. Denn dieses wird, wie eine übliche Influenza auch, überwiegend durch Tröpfchen übertragen, die z.B. durch Husten, Niesen oder beim Sprechen auf die Schleimhäute von Kontaktpersonen gelangen. Hat man sich angesteckt, beginnt die Influenza typischerweise sehr plötzlich, erste Anzeichen sind hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, später kommen meist Schnupfen, Husten und Halsschmerzen dazu.
Generell werden Influenza-Viren in die Typen A, B und C unterteilt, die jeweils unterschiedlich schwere Krankheitsbilder auslösen und sich von Saison zu Saison genetisch verändern können. Das neue H1N1-Virus sei für das Immunsystem des Menschen zwar noch relativ neu, dennoch habe es laut Buda auch in den Vorjahren bereits kursiert. Demnach lag der Anteil an den Influenza-Infektionen z.B. 2014/2015 bei 15 Prozent, in dieser Saison seien es bisher jedoch schon 70 Prozent, so die Expertin. Das könne sich jedoch noch ändern, denn unter Umständen verbreite sich die Influenza vom Typ B noch stärker als bisher: „Bei Influenza B ist es häufig so, dass der Anteil im Verlauf der Saison noch ansteigt.“
Die Influenza B-Viren gehören laut dem RKI mit derzeit 22 Prozent der Fälle nach den H1N1-Viren zu den am häufigsten nachgewiesenen Influenzaviren in der Saison 2015/16. Wie sich die Situation weiter entwickelt, sei aus Experten-Sicht auch in Hinblick auf die Passgenauigkeit der Grippe-Impfstoffe wichtig, denn die derzeit zirkulierenden Influenza-B Viren würden durch den in den dreifach-Impfstoffen enthaltenen Influenza B Virus-Stamm nicht abgedeckt, erklärt Buda.
Auf gründliches Händewaschen achten
Unabhängig davon, ob man geimpft ist oder nicht, sollte daher besonders auf die Hygiene geachtet werden, um eine Ansteckung mit Grippeviren zu vermeiden. Hierzu zählt vor allem das regelmäßige und sorgfältige Händewaschen, zudem raten Experten, nicht in die Hand, sondern stets in ein Taschentuch oder die Armbeuge zu niesen und regelmäßig für frische Luft zu sorgen. Hat es einen doch erwischt, kommen zahlreiche Möglichkeiten zur Selbstbehandlung bei Grippe und Erkältungskrankheiten in Betracht wie z.B. das so genannte „Ölziehen“ oder naturmedizinische Präparate aus Purpursonnenhut. (nr)
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