Rheuma: Neuer Wirkstoff zur Therapie der Rheumatoiden Arthritis
Die Rheumatoide Arthritis („Rheuma“) ist eine Autoimmunerkrankung, die zu chronischen Schmerzen und Schwellungen in den Gelenken führt – am häufigsten in den Händen und Handgelenken, aber sie kann fast alle Gelenke betreffen. Die Behandlung dieser Erkrankung wird kontinuierlich weiterentwickelt. Forschende berichten nun über einen neuen Wirkstoff, der das Therapiespektrum erweitert.
In der finalen klinischen Phase-III-Studie hat ein neuer Wirkstoff zur Behandlung der Rheumatoiden Arthritis gezeigt, dass er mindestens so gut wie die derzeit als „Goldstandard“ geltende Therapiemöglichkeit dieser Autoimmunerkrankung wirkt. Damit eröffnen sich neue Behandlungsoptionen für Betroffene. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht.
Ein Viertel spricht nicht auf heutige Behandlungsmöglichkeiten an
Wie in einer aktuellen Mitteilung der Medizinischen Universität (MedUni) Wien erklärt wird, zählt in der Behandlung von Rheumatoider Arthritis eine Kombination der Wirkstoffe Adalimumab (ein Blocker des Signalstoffs Tumornekrosefaktor TNF), und Methotrexat (ein Folsäure-Antagonist) zu den derzeit am besten wirksamen Therapieoptionen („Goldstandard“) bei Patientinnen und Patienten, bei denen eine Ersttherapie mit Methotrexat nicht ausreichend wirksam ist.
Trotz dieses und anderer effektiver Medikamente sprechen bis zu 25 Prozent der behandelten Erkrankten auf keine der heutigen Behandlungsmöglichkeiten an.
Der neue Wirkstoff namens Olokizumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der direkt auf das Interleukin-6-Zytokin abzielt. Dies ist ein Botenstoff, der die Entzündungsreaktionen des Organismus steuert und am Fortschreiten der Rheumatoiden Arthritis beteiligt ist.
Den Angaben zufolge ist Olokizumab der erste direkte Inhibitor (Blocker) von Interleukin-6, der für die kommerzielle Verwendung in dieser Indikation vor der Zulassung steht.
Mindestens so gut wie der derzeitige Goldstandard
In der klinischen Phase-III-Studie mit mehr als 1.600 Probandinnen und Probanden wurde der neue Wirkstoff in Kombination mit Methotrexat auf seine Wirksamkeit untersucht. Das Ergebnis der internationalen Multicenter-Studie unter Leitung der MedUni Wien: Der neue Wirkstoff erwies sich als mindestens so gut wie der derzeitige Goldstandard.
„Der neue Wirkstoff sorgt dafür, dass viele Betroffene eine sog. niedrige Krankheitsaktivität erreichen, das primäre Therapieziel; in 1 von 8 Fällen gelingt sogar ein völliger Rückgang der aktiven Krankheitserscheinungen“, erläutert Studienleiter Josef Smolen von der Klinischen Abteilung für Rheumatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien und des AKH Wien.
„Gleichzeitig erweitert sich damit das vorhandene Therapiespektrum signifikant, da dieser Wirkstoff anders funktioniert als die üblichen Medikamente“, so der Wissenschaftler.
„Wir erhalten damit künftig eine weitere ausgezeichnete Therapiemöglichkeit“, sagt Daniel Aletaha, Leiter der Klinischen Abteilung für Rheumatologie. „Wir haben nun eine weitere Option für Patientinnen und Patienten, die auf die etablierten Therapien wenig bis gar nicht ansprechen“.
Wie es in der Mitteilung heißt, steht der neue Wirkstoff vor der Einreichung zur Zulassung in der EU und den USA. Die Forschenden gehen davon aus, dass er im Laufe des kommenden Jahres zum klinischen Einsatz kommen wird. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Medizinische Universität Wien: Neuer Wirkstoff erweitert Therapiespektrum bei Rheumatoider Arthritis, (Abruf: 27.08.2022), Medizinische Universität Wien
- Josef S. Smolen, Eugen Feist, Saeed Fatenejad, Sergey A. Grishin, Elena V. Korneva, Evgeniy L. Nasonov, Mikhail Y. Samsonov & Roy M. Fleischmann, for the CREDO2 Group: Olokizumab versus Placebo or Adalimumab in Rheumatoid Arthritis; in: New England Journal of Medicine, (veröffentlicht: 25.08.2022), New England Journal of Medicine
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.