Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern: Bessere Therapie für Betroffene
Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Etwa die Hälfte von ihnen hat auch Vorhofflimmern. Bestehen beide Erkrankungen gleichzeitig, verschlechtert sich die Prognose. Forschende beschäftigen sich in einer Studie nun mit einer möglichen Verbesserung der Therapie.
Patientinnen und Patienten mit einer Herzschwäche haben häufig auch Vorhofflimmern. Ihr Herz schlägt dann unregelmäßig und oft zu schnell, wodurch sich die Herzinsuffizienz weiter verschlechtert – Betroffene müssen häufig ins Krankenhaus. Eine vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) geförderte Studie untersucht, ob eine Katheterablation den Zustand der Betroffenen verbessert und damit Sterblichkeit, Schlaganfälle und Krankenhausaufenthalte verringern kann.
Etwa die Hälfte hat auch Vorhofflimmern
„Nahezu die Hälfte unserer Patienten mit Herzschwäche hat auch Vorhofflimmern“, erklärt Professor Burkert Pieske, Studienleiter und Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie am Campus Virchow-Klinikum der Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie Direktor der Klinik für Innere Medizin – Kardiologie am Deutschen Herzzentrum Berlin, in einer Mitteilung.
In Deutschland haben rund 2,5 Millionen Menschen eine Herzschwäche, über eine Million dieser Patientinnen und Patienten leiden in diesem Zusammenhang zusätzlich an Vorhofflimmern. Oft tritt das Vorhofflimmern zunächst anfallsweise auf; manche Menschen spüren es, andere nicht.
Erkannt und behandelt werden sollte die Erkrankung in jedem Fall, weil sie sich sonst verstetigt und auch das Risiko für einen Schlaganfall erhöht.
Gefährliche Kombination
„Früher dachte man, dass Vorhofflimmern eine Herzschwäche auslösen kann, und zwar eine sogenannte Tachykardiomyopathie, ein als eher selten angesehenes Ereignis“, sagt Pieske.
„Heute wissen wir allerdings, dass auch der umgekehrte Fall eintreten kann, nämlich, dass die Herzschwäche das Vorhofflimmern auslöst. Der dann auftretende, oftmals schnelle und unregelmäßige Herzschlag verschlechtert wiederum die Herzschwäche – ein Teufelskreis setzt ein.“
Um dieser gefährlichen Kombination aus Herzschwäche und Vorhofflimmern zu begegnen, untersuchen DZHK-Forschende in der Studie „CABA-HFPEF-DZHK27“ (CAtheter-Based Ablation of atrial fibrillation vs. conventional treatment in patients with Heart Failure with Preserved Ejection Fraction), ob eine Behandlung von Vorhofflimmern durch die sogenannte Katheterablation Herzinsuffizienz-Patientinnen und -Patienten hilft und sich positiv auf deren Gesundheitszustand und Prognose auswirkt.
Zwei Arten der Behandlung
Wie in der Mitteilung erklärt wird, gibt es prinzipiell zwei Arten, Vorhofflimmern zu behandeln: Entweder medikamentös oder mit einer Katheterablation. Dabei wird über einen Ablationskatheter gezielt das Herzgewebe, das den Rhythmus durcheinanderbringt, verödet.
Kleinere Beobachtungsstudien zeigten bereits, dass durch eine Katheterablation bei Herzschwäche-Betroffenen mit Vorhofflimmern bessere Ergebnisse erzielt werden als durch die medikamentöse Behandlung: Die Lebensqualität steigt, die Patientinnen und Patienten werden wieder leistungsfähiger und müssen seltener ins Krankenhaus.
CABA-HFPEF-DZHK27 ist jetzt die erste große, multizentrische Studie, die diesen Zusammenhang untersucht. Europaweit beteiligen sich 60 Zentren, 1.550 Patientinnen und Patienten mit vorgegebenen Ein- und Ausschlusskriterien sollen über die Zentren teilnehmen. Die Studie ist auf fünf Jahre angelegt.
Normale Herzfunktion wird nicht beeinträchtigt
In der auf fünf Jahre angelegten Studie fokussiert sich das Forschungsteam auf Herzschwäche-Erkrankte mit einer erhaltenen oder nur leicht reduzierten Auswurfleistung (Heart Failure with Preseverd Ejection Fraction, HFpEF, und Heart Failure with mildly reduced Ejection Fraction, HfmrEF).
„Bei dieser Form der Herzschwäche ist die Herzkraft weitgehend erhalten, der Herzmuskel ist aber versteift, sodass die Herzkammern sich nicht ausreichend mit Blut füllen können“, erklärt Dr. Abdul Shokor Parwani, Co-Studienleiter und Leiter der Elektrophysiologie der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie am Charité Campus Virchow-Klinikum.
Herzinsuffizienz mit erhaltener Auswurffunktion macht die Hälfte aller Herzschwäche-Erkrankungen aus, es gibt jedoch kaum Therapien, die den Zustand und die Überlebenschancen dieser Patientinnen und Patienten verbessern.
„Ziel unserer Studie ist es, herauszufinden, ob eine Katheterablation des Vorhofflimmerns der bisherigen medikamentösen Standardbehandlung bei dieser Patientengruppe überlegen ist“, sagt Parwani.
„Die Katheterablation hat sich in den letzten zehn Jahren sehr gut entwickelt. In den Händen von erfahrenen Ärzten ist sie ein relativ zügiger Eingriff, der für die Patienten minimal belastend ist und dazu führt, dass das Vorhofflimmern in den meisten Fällen ganz verschwindet“, erläutert Pieske. Die normale Herzfunktion wird bei diesem Eingriff nicht beeinträchtigt.
Die Forschenden hoffen daher, mit den Ergebnissen ihrer Studie auch die Therapie und Prognose der HfpEF-Patientinnen und -Patienten verbessern zu können. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.: Bessere Therapie für Patienten mit Herzschwäche und Vorhofflimmern (Studie CABA-HFPEF-DZHK27), (Abruf: 29.08.2022), Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.