Schlafapnoe: Risikofaktor für zahlreiche Krankheiten
Obstruktive Schlafapnoe ist eine weit verbreitete Schlafstörung, bei der die Atemwege während des Schlafs teilweise oder vollständig verschlossen sind und die Atmung mehrmals pro Nacht aussetzt. Laut drei aktuellen Studien kann dies schwerwiegende Folgen haben. Personen, die unter Schlafapnoe leiden haben ein erhöhtes Risiko für Krebs, Blutgerinnsel und Verlust von geistiger Leistungskraft.
Auf dem internationalen Kongress der European Respiratory Society (ERS) in Barcelona (Spanien) wurden die neusten Studienergebnisse zu obstruktiver Schlafapnoe vorgestellt. Demnach haben Menschen, die unter dieser Schlafstörung leiden ein erhöhtes Risiko für Krebs, Blutgerinnsel und beschleunigten geistigen Abbau.
Langzeitfolgen der obstruktiven Schlafapnoe
In drei neuen Forschungsarbeiten haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Langzeitfolgen der obstruktiven Schlafapnoe untersucht. In den Untersuchungen zeigten die Arbeitsgruppen Verbindungen zwischen obstruktiver Schlafapnoe und der Entstehung von Krebs, Blutgerinnseln und einer Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit auf.
Die größten Risikofaktoren für Schlafapnoe
Schätzungen zufolge sind zwischen sieben und 13 Prozent aller Menschen von einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA) betroffen. Zu den größten Risikofaktoren für die Entstehung zählen
- Übergewicht,
- Diabetes,
- Rauchen,
- starker Alkoholkonsum.
Schlafapnoe begünstigt Krebs
„Es ist bereits bekannt, dass Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe ein erhöhtes Krebsrisiko haben, aber es war bisher nicht klar, ob dies auf die OSA selbst oder auf damit zusammenhängende Risikofaktoren für Krebs zurückzuführen ist“, erläutert Dr. Andreas Palm. Er stellte auf dem Kongress die Studie vor, die an der Universität Uppsala in Schweden durchgeführt wurde.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Sauerstoffmangel aufgrund von OSA unabhängig mit Krebs assoziiert ist“, betont Dr. Palm.
Sein Team analysierte Daten von 62.811 Teilnehmenden, die in Schweden wegen einer OSA behandelt wurden. Dabei zeigte sich, dass diejenigen, bei denen aufgrund der Schlafapnoe der höchste Abfall des Sauerstoffgehalts im Blut gemessen wurde, auch das höchste Risiko für die Entstehung von Krebs hatten.
„Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Notwendigkeit, eine unbehandelte Schlafapnoe als Risikofaktor für Krebs zu betrachten“, resümiert Dr. Palm. Die Studie beweise jedoch keine direkte Beteiligung der Schlafapnoe an der Entstehung von Krebs, sondern zeige nur eine Verbindung zwischen den beiden Erkrankungen auf.
Schlafapnoe reduziert die geistige Leistungskraft
Professor Raphaël Heinzer und Dr. Nicola Marchi von der Universität Lausanne in der Schweiz stellten auf dem Kongress ebenfalls ihre Untersuchung zu Schlafapnoe vor.
Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Personen, die über 64 Jahre alt sind, im Laufe von fünf Jahren schneller ihre geistige Leistungsfähigkeit verlieren, wenn sie unter Schlafapnoe leiden, verglichen mit gleichaltrigen Personen, die nicht von dieser Schlafstörung betroffen sind.
„Wir haben festgestellt, dass OSA und insbesondere ein niedriger Sauerstoffgehalt während des Schlafs aufgrund von OSA mit einer stärkeren Abnahme der globalen kognitiven Funktionen, der Verarbeitungsgeschwindigkeit, der Exekutivfunktionen und des verbalen Gedächtnisses verbunden ist“, bestätigt Dr. Marchi in dem Vortrag.
„Wir fanden auch heraus, dass Menschen im Alter von 74 Jahren und älter sowie Männer bei einigen spezifischen kognitiven Tests ein höheres Risiko für einen kognitiven Abbau aufgrund von Schlafapnoe hatten“, fügt Marchi hinzu.
„Diese Studie zeigt, dass der Schweregrad der Schlafapnoe und der nächtliche Sauerstoffmangel zum kognitiven Abbau im Alter beitragen“, hebt die Wissenschaftlerin hervor. Menschen mit OSA sowie medizinisches Personal sollten sich ihr zufolge darüber im Klaren sein, dass Schlafapnoe eine Rolle beim kognitiven Abbau spielen kann.
Schlafapnoe begünstigt Blutgerinnsel
Der dritte Vortrag über Schlafapnoe wurde von Professor Wojciech Trzepizur vom Universitätskrankenhaus Angers in Frankreich gehalten. Er stellte Daten vor, die eine Verbindung zwischen schwerer Schlafapnoe und einem erhöhten Risiko für venöse Thromboembolien aufzeigen.
„Dies ist die erste Studie, die den Zusammenhang zwischen obstruktiver Schlafapnoe und dem Auftreten von unprovozierten venösen Thromboembolien untersucht“, unterstreicht der Professor.
Die französische Arbeitsgruppe fand heraus, dass diejenigen, die mehr als sechs Prozent ihrer Nachtzeit mit einem Sauerstoffgehalt im Blut von unter 90 Prozent des Normalwerts verbrachten, gegenüber Menschen ohne Sauerstoffmangel im Blut ein fast doppelt so hohes Risiko für die Entwicklung von venöse Thromboembolien hatten. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- European Respiratory Society: Obstructive sleep apnoea linked to increased risk of cancer, a decline in mental processing powers and an increased risk of blood clots (veröffentlicht: 05.09.2022), ersnet.org
Wichtiger Hinweis:
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