Wie körperliche Aktivität das Brustkrebsrisiko beeinflusst
Sich mehr zu bewegen und weniger Zeit mit Tätigkeiten im Sitzen zu verbringen, kann das Risiko für eine Erkrankung an Brustkrebs bei Frauen um bis zu 41 Prozent reduzieren. Dagegen erhöht es das Risiko für dreifach negativen Brustkrebs stark, wenn Frauen viel Zeit im Sitzen verbringen.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Bristol wurde untersucht, ob lebenslange körperliche Aktivität oder viel im Sitzen verbrachte Zeit, kausal mit dem Risiko für Brustkrebs in Verbindung stehen. Die Ergebnisse wurden in dem Fachblatt „British Journal of Sports Medicine“ veröffentlicht.
Daten von 130.957 Frauen wurden ausgewertet
Die Forschungsgruppe analysierte die Daten von insgesamt 130.957 Frauen mit europäischer Abstammung. Von diesen litten 69.838 unter einem Tumor, welcher sich bereits lokal ausgebreitet hatte (invasiv). 6.667 Frauen hatten einen Tumor, bei dem dies noch nicht der Fall war (in situ) und 54.452 Frauen, die keinerlei Brustkrebs auswiesen, dienten als Kontrollgruppe.
Alle diese Frauen waren Teil von insgesamt 76 Studien, welcher unter der Schirmherrschaft des Breast Cancer Association Consortium ( BCAC) standen, berichtet das Team in einer aktuellen Pressemitteilung.
Genetische Veranlagung für körperliche Aktivität
Die Forschenden verwendeten dann Daten aus bereits veröffentlichte Studien auf Basis der UK Biobank, die bestimmte genetische Varianten mit der allgemeinen Veranlagung zu körperlicher Aktivität, intensiver körperlicher Aktivität oder sitzender Tätigkeit in Zusammenhang gebracht hatten.
So konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anhand der genetischen Varianten bestimmt, wie körperlich aktiv oder inaktiv die Teilnehmerinnen ihrer eigenen Untersuchung waren.
Brustkrebsrisiko
Zudem ermittelten die Fachleute das Brustkrebsrisiko der Frauen. Dabei berücksichtigen sie, ob diese bereits die Menopause durchgemacht hatten, welche Krebsart (positiv für Östrogen oder Progesteron oder HER-2 oder positiv/negativ für alle drei Hormone), welches Stadium (Größe und Ausmaß der Tumorausbreitung) und welcher Grad (Grad der Tumorzellanomalie) vorlag.
41 Prozent geringeres Risiko für invasiven Brustkrebs
Eine Auswertung der Daten ergab, dass ein hohes Gesamtniveau an genetisch vorhergesagter körperlicher Aktivität mit einem reduzierten Risiko für invasiven Brustkrebs um insgesamt 41 Prozent verbunden war, berichten die Forschenden.
Dieses Ergebnis war laut der Forschungsgruppe weitgehend unabhängig vom Status der Menopause, dem Tumortyp, dem Stadium oder dem Grad.
Brustkrebsrisiko durch viel Zeit im Sitzen
Ein hohes Maß an genetisch vorhergesagter sitzender Tätigkeit sei hingegen mit einem um 104 Prozent erhöhtem Risiko für dreifach negativen Brustkrebs verbunden gewesen.
Diese Ergebnisse waren für alle hormonnegativen Tumorarten gleich, berichten die Forschenden.
Rolle von Übergewicht, Stoffwechsel und Entzündungen
Die Fachleute verweisen auf eine Vielzahl von Belegen, die auf kausale Zusammenhänge zwischen körperlicher Aktivität und dem Brustkrebsrisiko hindeuten und als plausible biologische Erklärungen für die Untersuchungsergebnisse dienen können.
Als Beispiele nennt das Team Übergewicht/Adipositas, einen gestörten Stoffwechsel, Sexualhormone und Entzündungen, die das Krebsrisiko beeinflussen.
Somit sei es sehr wahrscheinlich, dass sich die Mechanismen, die im Sitzen verbrachte Zeit und Krebs verbinden, zumindest teilweise mit Mechanismen überschneiden, welche dem Zusammenhang mit körperlicher Aktivität zugrunde liegen.
Mehr Bewegung und weniger Sitzen
Letztendlich liefert die aktuelle Studie starke Hinweise dafür, dass mehr körperliche Aktivität und weniger Zeit im Sitzen das Risiko für die Entstehung von Brustkrebs zu reduzieren.
Die Fachleute betonen, dass zum Schutz vor Krebs derzeit bereits empfohlen werde, sich ausreichend körperlich zu betätigen und möglichst wenig Zeit im Sitzen zu verbringen. Die neue Untersuchung liefere nun weitere Beweise dafür, dass solche Verhaltensanpassungen wahrscheinlich die Inzidenz künftiger Brustkrebsraten reduzieren könnten. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Suzanne C. Dixon-Suen, Sarah J. Lewis, Richard M. Martin, Dallas R. English, Terry Boyle, et al.: Physical activity, sedentary time and breast cancer risk: a Mendelian randomisation study; in: British Journal of Sports Medicine (veröffentlicht 06.09.2022), British Journal of Sports Medicine
- BMJ: Boosting physical activity/curbing sitting time highly likely to lower breast cancer risk (veröffentlicht 06.09.2022), BMJ
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.