Herzinfarkte und Schlaganfälle durch Süßstoff?
Es scheint einen direkten Zusammenhang zwischen der Einnahme von künstlichen Süßstoffen und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu geben. Dies gilt auch für Herzinfarkte und Schlaganfälle.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Université de Paris wurde der Zusammenhang zwischen künstlichen Süßstoffen aus allen Nahrungsquellen und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen analysiert. Die Ergebnisse wurden in dem Fachblatt „BMJ“ publiziert.
Weniger Kalorien durch künstliche Süßstoffe?
Künstliche Süßstoffe werden täglich von Millionen von Menschen als kalorienfreie oder kalorienarme Alternativen zu Zucker aufgenommen. Sie sind in einer Vielzahl von Lebensmitteln und Getränken enthalten. Doch einige Studien deuteten darauf hin, dass künstliche Süßstoffe auch gesundheitliche Nachteile mit sich bringen können.
So haben mehrere Untersuchungen bereits den Konsum von künstlichen Süßstoffen oder künstlich gesüßten Getränken mit einer Gewichtszunahme, Bluthochdruck und Entzündungen in Verbindung gebracht, berichten die Forschenden in einer Pressemitteilung.
Allerdings waren die erzielten Ergebnisse dieser Untersuchungen relativ uneinheitlich, wenn es um die Auswirkungen von künstlichen Süßstoffen auf die Entstehung verschiedener Krankheiten geht, darunter auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die neue Studie sollte hier nun Klarheit schaffen.
Bewertung der Auswirkungen von künstlichen Süßstoffen
Das Team untersuchte insgesamt 103.388 Teilnehmende der webbasierten NutriNet-Santé-Kohorte. Dabei wurden die Nahrungsaufnahme und speziell der Verzehr von künstlichen Süßungsmitteln anhand von wiederholten 24-Stunden-Ernährungsaufzeichnungen ermittelt.
Die Assoziationen zwischen den aufgenommenen Süßstoffen und dem kardiovaskulärem Krankheitsrisiko wurde durch die Verwendung von sogenannten multivariablen adjustierten Cox-Hazard-Modelle bewertet. Die Forschenden bezogen auch die Art der künstlichen Süßstoffe (Aspartam, Acesulfam-Kalium und Sucralose) mit in ihre Analyse ein.
Wie viel Süßstoff wurde durchschnittlich täglich eingenommen?
Insgesamt nahmen 37 Prozent der Teilnehmenden künstliche Süßstoffe zu sich. Dabei lag die durchschnittliche tägliche Aufnahme bei 42,46 mg. Diese Menge entspricht einer einzelnen Packung Tafelsüßstoff oder 100 ml Diätlimonade, berichten die Fachleute.
Zusätzlich wurde die durchschnittliche Aufnahme von künstlichen Süßstoffen in den unteren und oberen Verbrauchskategorien ermittelt, welche bei 7,46 mg bzw. 77,62 mg am Tag lag.
Erhöhtes Risiko kardiovaskulärer Ereignisse
Während einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von neun Jahren traten insgesamt 1.502 kardiovaskuläre Ereignisse auf. Das Team stellte dabei fest, dass der Gesamtkonsum von künstlichen Süßungsmitteln mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung stand.
In der neuen Studie erhöhten künstliche Süßstoffe, insbesondere Aspartam, das Risiko für sogenannte zerebrovaskuläre Erkrankungen. Acesulfam-Kalium und Sucralose waren dagegen mit einem erhöhten Risiko für koronare Herzkrankheiten verbunden, berichten die Forschenden.
Die Fachleute konnten allerdings keinen Kausalzusammenhang nachweisen, da es sich bei der aktuellen Untersuchung um eine Beobachtungsstudie handelte. Daher kann nicht ausgeschlossen werden, dass andere unbekannte Faktoren die Ergebnisse beeinflusst haben könnten.
Künstliche Süßstoffe ungesund für den Körper
Doch stehen die Erkenntnisse im Einklang mit denen von anderen Studien, welche die Exposition gegenüber künstlichen Süßstoffen bereits mit verschiedenen Markern für eine schlechte Gesundheit in Verbindung gebracht haben.
So verdichten sich laut der Forschungsgruppe mit der aktuellen Untersuchung zumindest die Hinweise darauf, dass die Substitution von zugesetztem Zucker durch künstliche Süßstoffe keinerlei Nutzen für den Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat.
Auch liefere die neue Studie wichtige Erkenntnisse in Bezug auf die Neubewertung von künstlichen Süßstoffen, welche derzeit von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), der Weltgesundheitsorganisation WHO und anderen Gesundheitsbehörden durchgeführt wird. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Charlotte Debras, Nathalie Druesne-Pecollo, Fabien Szabo de Edelenyi, Rebecca Lutchia, Chantal Julia, et al.: Artificial sweeteners and risk of cardiovascular diseases: results from the prospective NutriNet-Santé cohort; in: BMJ (veröffentlicht 07.09.2022), BMJ
- BMJ: Study suggests possible link between artificial sweeteners and heart disease (veröffentlicht 07.09.2022), BMJ
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.