Lungenkrankheit COPD: „Es braucht ein Umdenken.“
COPD zählt weltweit neben Krebs und Herzerkrankungen zu den drei häufigsten Todesursachen. Über 300 Millionen Personen leiden an der Lungenkrankheit – circa 3,3 Millionen Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen. Führende COPD-Spezialistinnen und -Spezialisten fordern nun im Rahmen einer Sonderpublikation ein „Umdenken“ bei der Diagnose, Therapie und Prävention.
International führende COPD-Fachleute beschreiben in einer Sonderpublikation, die kürzlich in dem renommierten Fachjournal „The Lancet“ veröffentlicht wurde, die globale Gesundheitsbelastung durch die Lungenkrankheit COPD. Die Medizinerinnen und Mediziner schlagen eine Neudefinition der Krankheitstypen vor und geben wichtige Impulse für eine deutlich ausgeweitete Diagnostik.
Was ist COPD?
COPD ist die Abkürzung für die englische Krankheitsbezeichnung „Chronic Obstructive Pulmonary Disease“. Die Lungenerkrankung ist durch dauerhaft verengte Atemwege gekennzeichnet. Betroffene leiden häufig unter Symptomen wie Atemnot und Husten mit schleimigem Auswurf („Raucherhusten“). Nach heutigem Stand der Medizin gilt die Krankheit als unheilbar.
Wie die Arbeitsgruppe betont, ist COPD nach wie vor ein „globaler Gesundheitsnotstand, der Menschen aus allen Ländern, sozioökonomischen Schichten und Altersgruppen betrifft“. Doch ein wesentlicher Teil der Belastung durch COPD sei vermeidbar.
Rauchen und Luftverschmutzung als größte Risikofaktoren
Bislang galt COPD als typische Raucherkrankheit. Tatsächlich haben Raucherinnen und Raucher das größte Risiko an COPD zu erkranken. Aber auch jegliche Form von Luftverschmutzung begünstigt das Entstehen der Lungenkrankheit.
„Ein Verbot aller Arten des Rauchens und die Beseitigung jeglicher Form von Luftverschmutzung würde die Belastung durch die Krankheit erheblich verringern“, betonen die Expertinnen und Experten.
COPD ist eine komplexe Krankheit
Laut der aktuellen Publikation ist COPD jedoch eine sehr komplexe Krankheit. Betroffene können unterschiedlich stark von der Erkrankung eingeschränkt werden. Dies sei abhängig von dem Ausmaß der Entzündungen, der Gewebezerstörungen und des Umbaus der Atemwege, die mit COPD einhergehen.
Unter COPD-Patientinnen und -Patienten gibt es daher eine große Bandbreite bei den Atemwegssymptomen, den systemischen Folgen sowie bei dem Vorhandensein weiterer Grunderkrankungen (Komorbiditäten).
COPD in mehrere Typen unterteilt
Die Spezialistinnen und Spezialisten schlagen daher vor, mehrere unterschiedliche Verläufe von COPD anzuerkennen und die Behandlung auf den jeweiligen Verlauf sowie auf die zugrundeliegenden Risikofaktoren anzupassen. Dies eröffne neue Ansätze in der Therapie, der Diagnostik und zur Prävention.
Die fünf COPD-Typen
Auf Grundlage des aktuellen Wissensstand hat die Arbeitsgruppe fünf verschiedene COPD-Typen definiert, die sich in erster Linie durch den vorherrschenden Risikofaktor unterscheiden, durch den die Krankheit ausgelöst wurde. Diese fünf Risikofaktoren sind
- Genetik,
- frühe Lebensereignisse,
- Infektionen der Atemwege,
- Tabakrauch-Exposition,
- Umwelteinflüsse beziehungsweise Luftverschmutzung.
COPD in Abhängigkeit des Krankheitstyps behandeln
Jeder Risikofaktor beeinflusst der Publikation zufolge das Krankheitsgeschehen in einer anderen Art und Weise. Dies könnte die Diagnose, die Therapie sowie Präventionsmaßnahmen maßgeblich beeinflussen.
„Die neue Einteilung nach Ursachen sowie die umfassenden diagnostischen Kriterien sollen die Früherkennung und die Prävention der Erkrankung maßgeblich verbessern“, bestätigt Erstautorin Professorin Dr. Daiana Stolz vom Universitätsklinikum Freiburg.
„Es braucht ein Umdenken“, hebt die Professorin hervor. COPD muss ihr zufolge früher diagnostiziert und personalisiert behandelt werden, bevor die Lunge endgültig geschädigt wird.
Neben dem Rauchen als Hauptauslöser müssten dazu auch andere Risikofaktoren wie Luftverschmutzung, vorgeburtliche Belastungen und frühkindliche Infektionen stärker berücksichtigt werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Freiburg: Lungenkrankheit COPD: Lancet-Sonderpublikation zu Diagnose, Therapie und Prävention (veröffentlicht: 07.09.2022), uniklinik-freiburg.de
- Daiana Stolz, Takudzwa Mkorombindo, Mona Bafadhel, et al.: Towards the elimination of chronic obstructive pulmonary disease: a Lancet Commission; in: The Lancet (2022), thelancet.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.