Schützen Impfungen auch vor Long-COVID?
Welche Auswirkungen haben COVID-19-Impfungen auf das Risiko langfristiger Symptome, wenn trotz der Impfung eine Infektion erfolgt? Eine aktuelle Studie hat den Effekt auf das Long-COVID-Risiko untersucht.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Bar-Ilan University in Israel wurde untersucht, ob eine Impfung mit dem BNT162b2-mRNA-Impfstoff Einfluss auf das Auftreten von Langzeitsymptomen nach einer SARS-CoV-2-Infektion hat. Die Ergebnisse wurden in dem Fachblatt „Nature npj Vaccines“ veröffentlicht.
Rund 3.500 Personen untersucht
Die Forschungsarbeit wurde zwischen Juli und November des Jahres 2021 durchgeführt. Sie umfasste knapp 3.500 erwachsene Teilnehmende aus Israel. Diese wurden angewiesen, einen Fragebogen auszufüllen, welcher verschiedene Fragen zu früheren COVID-19-Infektionen, zum Impfstatus und zu möglicherweise vorliegenden Symptomen umfasste.
Dabei gaben insgesamt 2.447 Personen an, dass sie noch nicht mit SARS-CoV-2 infiziert waren, und 951 Teilnehmende berichteten über eine zurückliegende Infektion. Laut Angaben des Teams hatten 637 (67 Prozent) der Infizierten bereits mindestens zwei Impfstoffdosen erhalten.
Von den 2.447 nicht-infizierten Teilnehmenden hatten 21 (0,9 Prozent) lediglich eine Dosis zur Impfung, 1.195 (48,8 Prozent) zwei Dosen, und 744 (30,4 Prozent) drei Dosen erhalten. Die restlichen waren ungeimpft.
Weniger Post-COVID-Symptome nach zwei Impfungen
Die Fachleute verglichen anschließend die Angaben der geimpften und der ungeimpften Teilnehmenden zu postakuten Symptomen, wobei die Daten um andere mögliche Einflussfaktoren wie zum Beispiel das Alter bereinigt wurden.
Bei der Datenauswertung stellte sich heraus, dass eine Impfung mit zwei oder mehr Dosen des Pfizer-Impfstoffs bei den dennoch Infizierten mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für Post-COVID-Symptome verbunden war, berichten die Forschenden.
So sei in dieser Studiengruppe das Auftreten von anhaltenden Muskelschmerzen um 66 Prozent, Müdigkeit um 62 Prozent, Kopfschmerzen um 50 Prozent und Schwäche der Gliedmaßen um 62 Prozent geringer ausgefallen
Bei Kurzatmigkeit, einem ebenfalls häufig berichteten Post-COVID-Symptom, reduzierte sich das Auftreten sogar um 80 Prozent, so das Forschungsteam.
Insgesamt hätten die Teilnehmende 50 bis 80 Prozent seltener über acht der zehn am häufigsten gemeldeten Symptome berichtet, wenn sie mindestens zwei Dosen des COVID-19-Impfstoffs von Biontech/Pfizer erhalten hatten, verglichen mit Personen ohne Impfung.
Langfristige Auswirkungen von COVID-19-Impfung unklar
„Wir wissen nicht genau, was in den Monaten und Jahren nach COVID-19 in Bezug auf die körperliche und geistige Gesundheit und das Wohlbefinden geschieht“, betont Studienautor Professor Michael Edelstein von der Azrieli-Fakultät in Bar-Ilan in einer Pressemitteilung.
Da Long-COVID viele Menschen weltweit betreffe, sei es wichtig gewesen, zu überprüfen, ob Impfstoffe auftretende Post-COVID-Symptome lindern können. Die Studie mache deutlich, dass Impfstoffe nicht nur vor einer Erkrankung schützen können, sondern auch vor den langfristigen, manchmal weitreichenden Auswirkungen von COVID-19.
Die Studie war die erste im Rahmen eines laufenden Projekts, das eine große Kohorte von Personen aus allen Bereichen der vielfältigen israelischen Gesellschaft zu den Auswirkungen der Impfstoffe auf die langfristige Lebensqualität, verschiedene COVID-Varianten und Symptome von Long-COVID untersucht. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Paul Kuodi, Yanay Gorelik, Hiba Zayyad, Ofir Wertheim, Karine Beiruti Wiegler, et al.: Association between BNT162b2 vaccination and reported incidence of post-COVID-19 symptoms: cross-sectional study 2020-21, Israel; in: Nature npj Vaccines (veröffentlicht 26.08.2022), Nature npj Vaccines
- Bar-Ilan University: Vaccines dramatically reduce the risk of long-term effects of COVID-19 (veröffentlicht 08.09.2022), Bar-Ilan University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.