Prädiabetes umkehren und Typ-2-Diabetes verhindern
Prädiabetes ist eine Vorstufe des Typ-2-Diabetes. Sie ist weltweit auf dem Vormarsch und betrifft inzwischen Hunderte Millionen Menschen. Die gute Nachricht ist, dass Prädiabetes als Warnzeichen angesehen werden und noch umgekehrt werden kann, bevor sich die Zuckerkrankheit entwickelt.
Wer Prädiabetes hat, ist auf dem Weg, Typ-2-Diabetes zu entwickeln, eine Krankheit, die zu schweren Folgeschäden führen und unter anderem das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöhen kann. Doch Prädiabetes ist umkehrbar, wie in einem aktuellen Beitrag von Yale Medicine (USA) erläutert wird.
Betroffene können jahrelang symptomfrei sein
Das Problem ist, dass Sie vielleicht nicht einmal wissen, dass Sie an Prädiabetes oder Diabetes leiden – Sie können jahrelang symptomfrei sein. Aber sobald die Komplikationen von Diabetes auftreten, kann fast jeder Aspekt Ihrer Gesundheit beeinträchtigt werden. Das liegt daran, dass der übermäßige Zucker in Ihrem Blut die Blutgefäße und Nerven im ganzen Körper schädigt. Im Folgenden liefern Fachleute von Yale Medicine wichtige Informationen zu Prädiabetes.
Ein ernsthaftes Gesundheitsproblem
„Prädiabetes geht Hand in Hand mit dem metabolischen Syndrom, dem Begriff für eine Erkrankung, die Bluthochdruck, Fettleibigkeit und hohe Cholesterinwerte umfasst“, erklärt Dr. Anika Anam, Endokrinologin von Yale Medicine. Jede dieser Erkrankungen erhöht das Risiko für schwerwiegende Probleme wie Herzerkrankungen, Schlaganfall und Krebs.
Bei Menschen mit Prädiabetes können bereits einige der langfristigen Schäden an Blutgefäßen, Herz und Nieren beginnen. Der Zustand wurde auch mit sogenannten „stillen“ Herzinfarkten in Verbindung gebracht, deren Symptome so mild sind, dass Menschen möglicherweise nicht bemerken, dass sie aufgetreten sind.
Bei welchen Personen das Erkrankungsrisiko erhöht ist
Doch wer ist gefährdet? Der erste Schritt besteht darin, die Risikofaktoren zu kennen, die helfen können, festzustellen, ob Sie auf die Erkrankung untersucht werden sollten oder nicht. Ohne Screening können frühe Anzeichen einer Insulinresistenz schwer zu erkennen sein – eine Person kann jahrelang Prädiabetes haben, ohne es zu wissen.
„Symptome, die mit Typ-2-Diabetes einhergehen, wie z. B. häufiges Wasserlassen, treten nicht unbedingt bei Prädiabetes auf“, sagt Dr. Anam.
Neben Adipositas sind häufige Risikofaktoren für Prädiabetes, älter als 45 Jahre zu sein, weniger als dreimal pro Woche Sport zu treiben, ein Elternteil oder Geschwister mit Typ-2-Diabetes zu haben und ein Baby zur Welt gebracht zu haben, das mehr als neun Pfund wog.
Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS) haben ebenfalls ein höheres Risiko für die Erkrankung. Und auch Schwangerschaftsdiabetes, der normalerweise nach der Geburt des Babys verschwindet, ist ein möglicher Prädiabetes-Auslöser.
Allerdings gibt es auch Menschen mit Fettleibigkeit, die keine mit Adipositas verbundenen Krankheiten entwickeln, und andere, die Typ-2-Diabetes entwickeln, ohne übergewichtig zu sein, erklärt Dr. Anam.
„Aber wenn Sie übergewichtig sind und Schwierigkeiten haben, Gewicht zu verlieren, wenn Sie nicht körperlich aktiv sind und wenn Sie andere Gesundheitsprobleme wie Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte haben, sind Sie gefährdet.“
Blutuntersuchungen können Aufschluss geben. Wenden Sie sich an eine Ärztin oder einen Arzt.
Im Alter wird es schwieriger
Für diejenigen, bei denen Prädiabetes diagnostiziert wird oder die befürchten, dass sie ein erhöhtes Risiko dafür haben könnten: „Konzentrieren Sie sich als Erstes auf Gewichtsverlust und Ernährungsumstellung“, rät Dr. Anam.
Wichtig ist zudem ausreichende Bewegung. Mit zunehmendem Alter fällt dies jedoch schwerer. „Wenn Sie älter werden, können Sie Gelenkschmerzen entwickeln, die die körperliche Aktivität einschränken können“, sagt Dr. Anam. Dies trifft auch auf Herzerkrankungen zu.
Problematisch ist auch, dass die Einnahme bestimmter Medikamente wie Steroide zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel und einem verstärkten Hungergefühl führen können, was zu einer erhöhten Nahrungsaufnahme und weiter zu Hyperglykämie beitragen kann. „All diese Dinge summieren sich“, so die Medizinerin.
Können Kinder und Jugendliche Prädiabetes bekommen?
Ja. Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) berichten, dass 18 % der Jugendlichen an Prädiabetes leiden, und die Tendenz in dieser Gruppe zunimmt.
Alle Kinder erleben während der Pubertät metabolische und hormonelle Veränderungen, zusammen mit einer Abnahme der Insulinsensitivität; Probleme treten in der Regel auf, wenn ein Jugendlicher auch an Fettleibigkeit leidet, erklärt Dr. Ania Jastreboff.
„Fettleibige Kinder werden mit größerer Wahrscheinlichkeit zu Erwachsenen mit Adipositas und entwickeln dann wahrscheinlich gewichtsbedingte Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Nierenprobleme und Herzprobleme“, so die Endokrinologin.
Änderungen des Lebensstils sind für die Prävention bei Kindern von entscheidender Bedeutung. „Wir wissen, dass Prädiabetes und Typ-2-Diabetes bei Kindern aggressiver sind als bei Erwachsenen“, mahnt Dr. Michelle Van Name, eine pädiatrische Endokrinologin von Yale Medicine.
Gewichtsverlust als Schlüsselstrategie
Gewichtsverlust ist zwar eine Schlüsselstrategie, doch nicht alle Betroffenen müssen massiv abnehmen. „Oft helfen nur geringfügige Änderungen in der Nahrungsaufnahme und ein minimaler Gewichtsverlust zusammen mit mehr körperlicher Aktivität, Diabetes umzukehren“, sagt Dr. Sonia Caprio, eine weitere pädiatrische Endokrinologin von Yale Medicine.
Das nationale Diabetes-Präventionsprogramm (DPP) der CDC, das eine laufende Ergebnisstudie umfasst, hat gezeigt, dass Menschen mit Prädiabetes, die mit Hilfe eines strukturierten Programms zur Änderung des Lebensstils, eine bescheidene Menge an Gewicht verloren haben – 5 bis 7 % (10 bis 14 Pfund für eine Person mit einem Gewicht von 200 Pfund zum Beispiel) – ihr Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, um 58 % gesenkt haben.
Dr. Van Name empfiehlt auch, mit einfachen Interventionen zu Hause zu beginnen und diese im Laufe der Zeit auszubauen, insbesondere bei der Arbeit mit Kindern. Sie könnten damit beginnen, als Familie nach Möglichkeiten zu suchen, sich mehr körperlich zu betätigen oder verschiedenfarbige Speisen auf dem Teller zu probieren.
„Wenn ein Großteil des Essens auf Ihrem Teller grün ist, ist das großartig. Aber wenn alles beige ist, ist es oft eine weniger gesunde Mahlzeit“, so Dr. Van Name. „Der Umgang mit Stress, der ein Hindernis darstellen kann, ist ebenfalls wichtig.“
Handeln, wenn es nötig ist
Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Prädiabetes rückgängig gemacht werden kann, meint Dr. Anam. „Ich habe Patienten erlebt, die enorme Dinge erreicht haben“, sagt sie und fügt hinzu, dass es hilft, früh zu beginnen.
Eltern müssen möglicherweise mit einer Kinderärztin oder einem Kinderarzt sprechen, wenn ihre Kinder in der Pubertät sind – oder sogar davor – und Erwachsene sollten ihren Lebensstil beurteilen, während sie noch in den Zwanzigern oder Dreißigern sind.
„Die Glukosetoleranz verschlechtert sich mit dem Alter, so dass Probleme, die nicht früh kontrolliert werden, später schwieriger sein können“, mahnt die Medizinerin.
Vor allem Menschen, die ein erhöhtes Risiko für Prädiabetes haben und diejenigen die sich deswegen Sorgen machen, sollten ihr Gewicht, ihre Blutdruck- und Blutzuckerwerte kennen. „Behalten Sie Ihre Gesundheit im Auge und handeln Sie, wenn es nötig ist.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Yale Medicine: Prediabetes Is on the Rise—Here’s How To Reverse It, (Abruf: 10.09.2022), Yale Medicine
- Centers for Disease Control and Prevention: 1 in 5 adolescents and 1 in 4 young adults now living with prediabetes, (Abruf: 10.09.2022)
- National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases: Diabetes Prevention Program (DPP), (Abruf: 10.09.2022), National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.