Gewichtsabnahme: Vor allem früh am Tag Kalorien zuführen?
Menschen, die ihr Gewicht reduzieren wollen, wird häufig geraten, morgens ausgiebig zu frühstücken und den Rest des Tages eher wenig zu essen. Doch eine neue Studie zeigt nun, dass früh am Tag Kalorien zuzuführen zwar den Hunger reduziert, sich aber nicht direkt auf das Abnehmen auswirkt.
Laut einer neuen, in der Fachzeitschrift „Cell Metabolism“ veröffentlichten Studie hat es keinen Einfluss darauf, wie der Körper Kalorien verstoffwechselt, ob eine Person ihre größte Mahlzeit früh oder spät am Tag zu sich nimmt. Menschen, die morgens ihre größte Mahlzeit zu sich nahmen, berichteten jedoch, dass sie sich später am Tag weniger hungrig fühlten.
Frühere Studien infrage gestellt
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter der Leitung von Professor Alexandra Johnstone von der University of Aberdeen in Zusammenarbeit mit Professor Jonathan Johnston von der University of Surrey (England) fanden in der Studie heraus, dass die Energie der Mahlzeiten in ähnlicher Weise genutzt wird, unabhängig davon, wann die Kalorien aufgenommen werden.
Wie es in einer Mitteilung der University of Aberdeen (Schottland) heißt, stellen die neuen Ergebnisse frühere Studien infrage, die darauf hindeuten, dass diejenigen, die vor allem abends einen Großteil ihrer Kalorien zu sich nehmen, eine größere Wahrscheinlichkeit haben, an Gewicht zuzunehmen, und weniger in der Lage sind, es zu verlieren.
Auswirkungen des Zeitpunkts des Essens
„Es gibt viele Mythen rund um den Zeitpunkt des Essens und wie er entweder das Körpergewicht oder die Gesundheit beeinflussen könnte“, so die leitende Autorin Professor Alexandra Johnstone, eine Forscherin auf dem Gebiet der Appetitkontrolle am Rowett Institute der University of Aberdeen, laut einer auf dem Portal „EurekAlert!“ veröffentlichten Mitteilung.
Für die aktuelle Studie rekrutierten die Forschenden gesunde Probandinnen und Probanden, die übergewichtig oder fettleibig waren, um ihre Ernährung zu kontrollieren und ihren Stoffwechsel über einen bestimmten Zeitraum zu messen; 16 Männer und 14 Frauen beendeten die Studie.
Allen Teilnehmenden wurde nach dem Zufallsprinzip vier Wochen lang entweder eine morgendliche oder eine abendliche Diät zugeteilt.
Nach einer Pause von einer Woche, in der die Kalorien den ganzen Tag über ausgeglichen waren, wechselte jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin für vier Wochen zur anderen Diät. Auf diese Weise fungierte alle Beteiligten als ihre eigene Studienkontrolle.
Den Angaben zufolge war die Arbeit die erste ihrer Art in Großbritannien, die die Auswirkungen von „Frühstückskalorien“ mit „Abendessenkalorien“ bei erwachsenen Männern und Frauen, die übergewichtig und fettleibig sind, verglich.
Keine Unterschiede beim täglichen Gesamtenergieverbrauch
Die Studie zeigt keine Unterschiede beim täglichen Gesamtenergieverbrauch oder Ruheumsatz in Bezug auf den Zeitpunkt der Kalorienverteilung und keinen Unterschied beim Gewichtsverlust.
„Diese Studie ist wichtig, weil sie die frühere Annahme infrage stellt, dass das Essen zu unterschiedlichen Tageszeiten zu einem unterschiedlichen Energieverbrauch führt“, sagt Professor Johnstone.
„Die Forschung zeigt, dass es unter dem Gesichtspunkt der Gewichtsabnahme keinen optimalen Zeitpunkt zum Essen gibt, um das Gewicht zu kontrollieren, und dass die Veränderung des Körpergewichts durch die Energiebilanz bestimmt wird“, so die Wissenschaftlerin.
Weniger Hunger im Verlauf des Tages
Aber: „Die Teilnehmenden berichteten, dass ihr Appetit an den Tagen, an denen sie ein größeres Frühstück aßen, besser kontrolliert war und dass sie sich den Rest des Tages über satt fühlten“, erklärt Johnstone.
„Wir wissen, dass die Kontrolle des Appetits wichtig ist, um eine Gewichtsabnahme zu erreichen, und unsere Studie legt nahe, dass diejenigen, die morgens die meisten Kalorien zu sich nahmen, weniger Hunger verspürten, im Gegensatz zu denen, die abends mehr Kalorien zu sich nahmen.“
Johnstone merkt an, dass diese Art von Experiment auf die Untersuchung des intermittierenden Fastens (auch als zeitlich begrenztes Essen bezeichnet) angewendet werden könnte, um dabei zu helfen, die beste Tageszeit für Menschen zu bestimmen, die diese Art von Diät befolgen.
Das Team plant, die Forschung zum Einfluss der Tageszeit auf den Stoffwechsel auszuweiten. „Eine Sache, die wichtig zu beachten ist, ist, dass es wahrscheinlich keine Diät gibt, die für alle passt, wenn es um das Timing und die Ernährung geht“, schließt Johnstone. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of Aberdeen: Study challenges myth that eating at different times of day leads to differential energy metabolism, (Abruf: 10.09.2022), University of Aberdeen
- Ruddick-Collins et al.: Timing of daily calorie loading affects appetite and hunger responses without changes in energy metabolism in healthy subjects with obesity; in: Cell Metabolism, (veröffentlicht: 09.09.2022), Cell Metabolism
- Cell Press: Front-loading calories early in the day reduces hunger but does not affect weight loss, (Abruf: 10.09.2022), EurekAlert!
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.