Hoher Blutdruck: Maskierte Hypertonie ist besonders tückisch
Es ist allgemein bekannt, dass ein zu hoher Blutdruck das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöht. Daher wird stets dazu geraten, den Blutdruck zu senken. Doch vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass ihre Blutdruckwerte zu hoch sind. Manche von ihnen haben eine sogenannte maskierte Hypertonie. Diese gilt als besonders gefährlich.
Die Volkskrankheit Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) ist einer der Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bluthochdruck macht anfangs kaum Symptome, keine Schmerzen, und selbst der Blick auf die Messwerte zeigt zu hohen Blutdruck nicht immer zuverlässig an. Denn neben der offensichtlich manifesten Hypertonie kann auch eine sogenannte maskierte Hypertonie vorliegen, berichtet die Deutsche Hochdruckliga in einer aktuellen Mitteilung.
Über ein Viertel der deutschen Bevölkerung hat Bluthochdruck
Etwa 20 bis 30 Millionen Menschen in Deutschland haben Bluthochdruck. Rund 30 Prozent der Betroffenen wissen nichts von ihrer Erkrankung, schreibt die Hochdruckliga auf ihrer Webseite.
Zu wenig bewusst ist vielen Menschen auch, dass Bluthochdruck einer der Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf- sowie Gefäßerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenfunktionsverlust und Demenz ist.
Einer der wichtigsten Faktoren, um der Entwicklung von solchen Folgeerkrankungen entgegenzuwirken, ist neben allgemeinen Präventionsmaßnahmen die Früherkennung und rechtzeitige Behandlung von zu hohem Blutdruck.
Aber das ist nicht immer einfach: Bei circa 15 Prozent aller Menschen mit in der Praxis gemessenen, völlig unauffälligen Blutdruckwerten liegt eine sogenannte maskierte Hypertonie vor.
„Es handelt sich dabei um eine besonders tückische Form des Bluthochdrucks, die sich häufig der Diagnostik und somit auch der Behandlung entzieht und deshalb sehr gefährlich ist“, erläutert Prof. Dr. med. Ulrich Wenzel, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga.
Männer sind häufiger betroffen als Frauen
Bei der maskierten Hypertonie sind die Blutdruckwerte beim Routine-Check in der Arztpraxis stets normal (120−129/80−84 mmHg) oder hochnormal (130-139/85−89 mmHg) und damit vermeintlich „okay“. Im Alltag und vor allem nachts steigen sie aber bedenklich an.
Die Ursachen dafür sind noch nicht ganz klar. Meist betrifft es Menschen mit hohem beruflichem oder privatem Stresslevel, häufig auch im jüngeren Lebensalter, so viel ist unter anderem aus einer in der Fachzeitschrift „Hypertension Research“ veröffentlichten Studie bekannt.
Und eine in dem Fachblatt „European Heart Journal“ publizierte Arbeit zeigt, dass Männer häufiger betroffen sind als Frauen.
Betroffene wähnen sich in falscher Sicherheit
Die große Gefahr besteht darin, dass sich die Betroffenen in einer falschen Sicherheit wähnen, und der Bluthochdruck zu lange unbehandelt bleibt. Damit haben diese Personen ein höheres kardiovaskuläres Risiko als Patientinnen und Patienten mit „sichtbarer“ Hypertonie.
Laut den Fachleuten sind bei Menschen mit maskierter Hypertonie sowohl die Ereignisrate von Herzinfarkten oder Schlaganfällen als auch das Risiko für Diabetes mellitus und Nierenerkrankungen höher als bei Erkrankten mit gut eingestellten Blutdruckwerten.
Wie die Hochdruckliga schreibt, ist die regelmäßige Selbstmessung zu Hause eine sehr gute Methode der Blutdruckkontrolle, um im Falle von Unregelmäßigkeiten reagieren zu können und damit langfristig gesund zu bleiben.
Diese Messung liefert, wenn sie richtig durchgeführt wird, verlässlichere Werte als in der Arztpraxis. Wenn bei der Blutdruckselbstmessung zu Hause mehrfach ein Wert von 135/85 mmHg und höher gemessen wird, sollte die Hausärztin/der Hausarzt konsultiert werden.
In solchen Fällen erfolgt in der Regel eine 24-Stunden-Blutdruckmessung, mit der sehr gut eingeschätzt werden kann, ob eine Hypertonie vorliegt. Nach Bestätigung der Diagnose kann dann eine entsprechende blutdrucksenkende Therapie eingeleitet werden, um Folgeschäden vorzubeugen.
Um mehr Bewusstsein für die maskierte Hypertonie zu schaffen und die Bevölkerung für dieses Krankheitsbild zu sensibilisieren, hat die Deutsche Hochdruckliga eine Broschüre zu diesem Krankheitsbild herausgegeben.
Die Broschüre „Basiswissen Bluthochdruck – Maskierte Hypertonie“ kann von Interessierten oder von Praxen und Kliniken bei der Hochdruckliga kostenfrei bezogen oder auf der Webseite der Hochdruckliga heruntergeladen werden. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Hochdruckliga: Bluthochdruck ist keine Bagatellerkrankung // Besonders tückisch: Die maskierte Hypertonie // Neue Broschüre informiert, (Abruf: 14.09.2022), Deutsche Hochdruckliga
- Deutsche Hochdruckliga: Bluthochdruck in Zahlen, (Abruf: 14.09.2022), Deutsche Hochdruckliga
- Masanori Munakata: Clinical significance of stress-related increase in blood pressure: current evidence in office and out-of-office settings; in: Hypertension Research, (veröffentlicht: 29.05.2018), Hypertension Research
- José R. Banegas, Luis M. Ruilope, Alejandro de la Sierra, Juan J. de la Cruz, Manuel Gorostidi, Julián Segura, Nieves Martell, Juan García-Puig, John Deanfield, Bryan Williams: High prevalence of masked uncontrolled hypertension in people with treated hypertension; in: European Heart Journal, (veröffentlicht: 04.02.2014), European Heart Journal
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.