Diabetes: Geringeres Sterberisiko durch bestimmte Ernährungsfaktoren
Eine hohe Aufnahme von Vollkornprodukten, Ballaststoffen, Fisch und Omega-3-Fettsäuren steht laut einer neuen Metaanalyse im Zusammenhang mit einem geringeren frühzeitigen Sterberisiko bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes.
Mit einer Ernährung, die reich an Vollkorn, Ballaststoffen, Fisch und mehrfach ungesättigten n-3-Fettsäuren (PUFAs) ist, geht laut einer Metaanalyse bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes ein geringeres frühzeitiges Sterberisiko einher. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit werden auf der diesjährigen Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) in Stockholm, Schweden (19.-23. September) präsentiert, berichtet die Fachzeitschrift „Diabetologia“ in eienr aktuellen Mitteilung.
Ernährung für ein längeres Leben
„Es gibt einige Ernährungsempfehlungen und Richtlinien für Menschen mit Typ-2-Diabetes, aber die meisten sind nicht evidenzbasiert oder stammen aus Studien mit der Allgemeinbevölkerung“, sagt Autorin Dr. Janett Barbaresko vom Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) in Düsseldorf.
„Unsere wissenschaftliche Bewertung der besten derzeit verfügbaren Beweise zeigt mit hinreichender Sicherheit, dass eine Ernährung, die reich an Vollkornprodukten, Ballaststoffen, Fisch und PUFAs ist, sowie der Verzehr von mehr Gemüse und pflanzlichen Proteinen Menschen mit Typ-2-Diabetes helfen können, länger zu leben.“
Überprüfung von Beobachtungsstudien
Menschen mit Typ-2-Diabetes sind anfälliger für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Demenz, Krebs und Knochenbrüche. Trotz einer steigenden Anzahl wirksamer Medikamente bleiben Änderungen des Lebensstils – wie Bewegung und Ernährung – ein Eckpfeiler der Behandlung.
Es ist jedoch wenig über den Zusammenhang zwischen Ernährung und der Prävention von Krankheiten und Tod bei Menschen bekannt, die mit Diabetes Typ 2 leben.
Einige Studien haben den Zusammenhang zwischen spezifischen Ernährungsfaktoren wie der mediterranen Ernährung oder der Aufnahme von Gemüse mit der Gesamtmortalität bei der sogenannten Zuckerkrankheit untersucht, aber der Zusammenhang mit verschiedenen Ernährungsfaktoren wurde nicht umfassend zusammengefasst.
Um mehr darüber zu erfahren, führten deutsche Forschende eine systematische Überprüfung von 107 prospektiven Beobachtungsstudien durch, in denen Ernährungsfaktoren (d. h. Ernährungsmuster, Lebensmittel und Lebensmittelgruppen, Makronährstoffe [Kohlenhydrate, Fette, Eiweiß] und Mikronährstoffe [Mineralstoffe und Vitamine] sekundäre Pflanzenstoffe und Nahrungsergänzungsmittel [z. B. Vitamin E, Magnesium]) und das Risiko des Todes jeglicher Ursache bei Erwachsenen (ab 18 Jahren) mit Typ-2-Diabetes untersucht wurden.
Schützender Effekt
Die Analysen ergaben einen Hinweis auf einen schützenden Effekt durch die Aufnahme von Vollkorn, Ballaststoffen, Fisch und n-3-PUFAs vor dem Tod jeglicher Ursache.
Das Hinzufügen einer Portion (20 g/Tag) Vollkorn aus Lebensmitteln wie Vollkornbrot und Reis oder Frühstückszerealien war mit einer Reduzierung des Sterberisikos um etwa 16 Prozent verbunden. Jede Erhöhung des Fischverzehrs um eine Portion pro Woche war mit einem um fünf Prozent geringeren Sterberisiko verbunden.
In ähnlicher Weise war eine zusätzliche Aufnahme von fünf Gramm Ballaststoffen pro Tag (entspricht einer mittelgroßen Birne) und eine Erhöhung der n-3-PUFAs um 0,1 g pro Tag mit einem um 14 beziehungsweise 13 Prozent verringerten Todesrisiko jeglicher Ursache verbunden.
Der Körper produziert keine n-3-Fettsäuren auf natürliche Weise, gute Quellen sind Fisch, Pflanzenöl, Nüsse (insbesondere Walnüsse), Leinsamen und Leinsamenöl sowie Blattgemüse.
Ein Anstieg der Aufnahme von Gemüse um 100 Gramm und zehn Gramm pflanzlicher Proteine wie Nüsse, Tofu, Bohnen, Linsen und Erbsen war mit einem um 12 beziehungsweise neun Prozent geringeren Sterberisiko verbunden.
Diese Lebensmittel sind bekannt für ihre günstigen Auswirkungen auf den Blutdruck, den Cholesterinspiegel, den Blutzuckerspiegel und für ihre entzündungshemmende Wirkung, die dazu beitragen können, das Risiko von Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs zu senken.
Vermehrte Aufnahme von Cholesterin erhöht das Sterberisiko
Im Gegensatz dazu war eine höhere Aufnahme von Eiern und Cholesterin mit einem erhöhten Todesrisiko jeglicher Ursache verbunden.
Die Erhöhung der Aufnahme von Eiern um 10 g pro Tag (entspricht zwei mittelgroßen Eiern pro Woche) war mit einem um fünf Prozent höheren Sterberisiko und das Hinzufügen von 300 mg Cholesterin pro Tag mit einem Anstieg um 19 Prozent verbunden.
Für andere Ernährungsfaktoren wurde kein Zusammenhang gefunden und/oder die Beweise waren sehr unsicher, einschließlich: Ernährungsgewohnheiten wie die mediterrane Ernährung und die kohlenhydratarme, proteinreiche Ernährung.
„Es bedarf weiterer Forschung, um belastbarere und umfassendere Beweise zu verschiedenen Ernährungsfaktoren und dem Fortschreiten von Diabetes zu liefern“, sagt Studienleiterin Dr. Sabrina Schlesinger vom DDZ und dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) in München-Neuherberg.
„Aber unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass es für Personen mit Typ-2-Diabetes ein einfacher und risikoarmer Weg sein könnte, ihren Zustand zu verbessern, wenn sie in der Lage sind, ein paar Portionen Vollkornprodukte, Ballaststoffe, Fisch, Pflanzenöle und Gemüse zu ihrer wöchentlichen Ernährung hinzuzufügen.“
Die Forschenden stellen aber auch fest, dass es sich bei ihrer Arbeit um eine Beobachtungsstudie handelt und sie daher nicht beweist, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes, deren Ernährung reich an Vollkornprodukten, Ballaststoffen, Fisch und n-3-PUFAs ist, länger leben werden. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Diabetologia: High intake of whole grains, fiber, fish and omega-3 fatty acids linked to lower risk of death in adults with type 2 diabetes, (Abruf: 17.09.2022), EurekAlert!
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.