Medikamentöse Behandlung gegen Herzinsuffizienz nach einem Herzinfarkt
Ein Herzinfarkt zieht häufig eine Herzschwäche (in der medizinischen Fachsprache als Herzinsuffizienz bezeichnet) nach sich. Forschende berichten nun über erfolgversprechende Studienergebnisse, die einen ersten vielversprechenden Ansatz darstellen, um die Ausbildung einer Herzschwäche nach einem Infarkt künftig medikamentös langfristig zu vermeiden.
Die Behandlung des akuten Herzinfarkts hat sich in den letzten Jahren wesentlich verbessert. Das erhöhte Risiko, nach einem Infarkt eine Herzschwäche zu entwickeln, bleibt jedoch. In der Fachzeitschrift „European Heart Journal“ wurden nun Forschungsergebnisse veröffentlicht, die zeigen, wie die Pumpleistung des Herzens nach einem Herzinfarkt möglichst erhalten werden kann, was einen wesentlichen Vorteil sowohl für die Lebensqualität als auch für das Komplikationsrisiko von Patientinnen und Patienten mit sich bringt.
Lebensbedrohliches Ereignis
Wie in einer aktuellen Mitteilung der Medizinischen Universität Graz erklärt wird, deuten Symptome wie starke anhaltende Schmerzen unter dem Brustbein, Engegefühl und Druck im Brustkorb, blasse Gesichtsfarbe, kalter Schweiß auf der Stirn und Atemnot besonders auf einen akuten Herzinfarkt hin.
Dieser stellt aufgrund der absterbenden Herzmuskelzellen ein lebensbedrohliches Ereignis dar. Hier ist schnelles Handeln gefragt, um durch medizinische Interventionen wie Herzkatheter sowie gegebenenfalls Stentimplantation die Durchblutung der Herzgefäße schnellstmöglich wiederherzustellen.
Auch wenn ein Infarkt mittlerweile gut behandelbar ist, bleibt in den Monaten und Jahren nach dem Ereignis ein erhöhtes Risiko, eine Herzinsuffizienz zu entwickeln, da das abgestorbene Herzgewebe unwiederbringlich verloren ist, wodurch sich die Pumpleistung des Herzens nicht vollständig erholen kann.
Ursprünglich zur Blutzuckersenkung entwickeltes Medikament
Hier setzen der Endokrinologe Harald Sourij und der Kardiologe Dirk von Lewinski von der Med Uni Graz an.
Die beiden Wissenschaftler haben im Rahmen einer Studie unter Einbeziehung von elf österreichischen Studienzentren untersucht, wie ein ursprünglich zur Blutzuckersenkung entwickeltes Medikament dabei helfen könnte, die Pumpleistung des Herzens nach einem Herzinfarkt zu erhalten.
Dazu wurden 476 Patientinnen und Patienten mit einem Herzinfarkt innerhalb von 72 Stunden nach dem Ereignis mit dem Medikament Empagliflozin oder einem Placebo für 26 Wochen behandelt.
„Wir konnten unter Therapie mit Empagliflozin sowohl eine Verbesserung des Biomarkers für Herzinsuffizienz – NT-proBNP – beobachten als auch eine Steigerung der Pumpleistung des Herzes“, erläutert Dirk von Lewinski, Klinische Abteilung für Kardiologie der Med Uni Graz und Leiter der kardiologischen Intensivstation am LKH-Universitätsklinikum Graz.
Weitere Forschung nötig
In den Forschungsergebnissen sehen die beiden Fachleute einen ersten vielversprechenden Ansatz, um mittels medikamentöser Therapie die Ausbildung einer Herzschwäche nach einem Herzinfarkt langfristig zu vermeiden.
„Dafür sind weitere Studien in größerem Umfang notwendig, um die Forschungsergebnisse zu bestätigen“, sagt Harald Sourij, Klinische Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie und Leiter der Trials Unit für Interdisziplinäre Metabolische Medizin an der Med Uni Graz, die diese Studie koordiniert hat.
Die jetzt veröffentlichten Forschungsergebnisse stoßen bereits auf großes internationales Interesse. In der Folge soll nun in weiteren Analysen von Blutproben der Studienteilnehmenden untersucht werden, ob es Biomarker gibt, die das Therapieansprechen, aber auch das Risiko für eine Verschlechterung der Herzpumpfunktion vorhersagen können. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Medizinische Universität Graz: Medikamentöse Therapie gegen Herzschwäche nach Infarkt, (Abruf: 20.09.2022), Medizinische Universität Graz
- Dirk von Lewinski et al.: Empagliflozin in acute myocardial infarction: the EMMY trial; in: European Heart Journal, (veröffentlicht: 29.08.2022), European Heart Journal
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.